Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#109 - Zeitnot drei klassische Probleme aus Sonjas Praxis

unterschiedliche Meinungen zu Frequenz, Überforderung als Lösung und Planen versus Spontanität

09.11.2025 21 min

Zusammenfassung & Show Notes

Drei Praxisphänomene rund um gemeinsame Zeit: Dates, Überforderung, Planen vs. Spontan. Sonja zeigt Wege zu Klarheit, Balance und Selbstfürsorge.

In dieser Folge teilt Sonja drei häufige Themen aus der Paarberatung – gerade passend zur dichten Jahreszeit mit Feiertagen und vollem Kalender: unterschiedliche Erwartungen an Dates, der Umgang mit realer Zeitnot und der ewige Tanz zwischen Planen und Spontaneität. Mit viel Wohlwollen lädt sie dich ein, Gefühle als Signale zu verstehen, Bedürfnisse klar zu benennen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden. Zur Einordnung lohnt die vorherige Folge zum Thema Zeitnot.

📌 Themen dieser Folge:
  • Unterschiedliche Erwartungen an gemeinsame Zeit: Frequenz, Dauer und Gestaltung von Dates
  • Interpretation vs. Realität: Was kürzere Dates (meist) nicht bedeuten – und wie du innere Aussagen prüfst
  • Bedürfnisanalyse: Nähe generell oder Nähe genau mit dieser Person?
  • Zeitnot und Überforderung: Warum Effizienz auf Dauer nicht trägt
  • Selbstfürsorge und Transparenz: Wie viel Überforderung will/muss ich tragen?
  • Planen vs. Spontaneität: Mental Load, Rollenerwartungen und faire Arbeitsteilung
  • Praktische Ansätze: Wochenweise wechseln, kurzfristig/langfristig aufteilen, Fehlertoleranz üben
  • Externe Unterstützung: Mediation und Beratungsstellen als Entlastung
💡 Das Wichtigste in Kürze
  • Unterschiedliche Bedürfnisse zu Zeit und Nähe sind normal – sprecht sie aus statt zu interpretieren.
  • Hinter Ärger steckt oft ein konkretes Bedürfnis (z. B. Anerkennung, Kuscheln, Status) – klärt das zuerst.
  • Überforderung ist keine nachhaltige Antwort auf Zeitnot – setze Grenzen und gönn dir Selbstfürsorge.
  • Transparenz schafft Vertrauen: Sag, wenn du gerade Abstand oder Extra-Selbstfürsorge brauchst.
  • Balance zwischen Planung und Spontaneität geht: Arbeitsteilung, Wochenwechsel, kurz/langfristig kombinieren.
  • Fehlertoleranz hilft – Perfektion passt selten in echte Kalender.
  • Gefühle sind Signale, keine Urteile – nutzt sie als Wegweiser zu den eigentlichen Themen.
  • Unterstützung von außen (Mediation/Beratung) ist effizient und entlastend – kein Zeichen von Scheitern.
🔗 Links & Ressourcen zur Folge:

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Transkript

Hallo und herzlich Willkommen bei Monogamie, Polyamorie und Co., dem Wissenspodcast rund um Beziehungen aller Art. Mein Name ist Sonja Jüngling und zusammen mit meinem wundervollen Helferlein Luna unter Unterstützung anderer lieber Menschen möchte ich Wissen und Handlungsmöglichkeiten für Beziehungen in allen Formen für jede Person frei zugänglich machen. Damit wird unsere geliebte Vielfalt noch sichtbarer und die Welt unserer Meinung nach viel bunter und schöner. Heute gibt es eine Folge aus der Praxis mit einem Beispiel aus meiner Arbeit als Paarberaterin zum Thema der letzten Folge. Höre dort doch gern kurz rein für Hintergrundinfos und Tipps, falls du sie noch nicht kennst. Wir möchten darauf hinweisen, dass die Namen und Details aller meiner Fälle so verfremdet sind, dass keine Zuordnung möglich sein sollte. Und dann geht es auch schon los mit der nächsten Folge von Mopoko, dem Wissenspodcast zu allen Formen von Beziehungen und Lieben. Guten Tag und herzlich willkommen zu einer neuen Praxisfolge hier bei MoPoCo. Ich habe das letzte Mal über Zeitnot gesprochen. Wenn du da also etwas zu den Definitionen oder Gründen von Zeitnot wissen willst, hör gerne die letzte Folge. Und heute möchte ich wie immer drei Phänomene aus meiner Praxis als Paarberaterin erzählen. Denn es geht auf die Feiertage zu und dann stellen sich immer die Fragen, wie verbringe ich meine Zeit, immer viel zu wenig. Und da begegnen mir immer mal wieder Sachen in der Paarberatung, die ich gerne heute aufgreifen möchte. Das Erste, was ich am weitverbreitetsten finde, ist eine Meinungsverschiedenheit bezogen auf die Frequenz und Länge und die Gestaltung von gemeinsamen Treffen. Und tatsächlich ist es so, dass es eher Standard als die Ausnahme ist. Also viele Menschen gehen davon aus, dass wenn sie sich zusammenfinden, total klar ist, dass man dann am meisten Zeit mit dieser Person verbringen will. Wenn ich im Monokontext bin, wenn ich im Polykontext bin, gibt es auch Erwartungen und ehrlich gesagt ist meine Erfahrung, dass eher eine Ungleichheit bei den Wünschen bezogen auf Frequenz, Gestaltung und Länge der Dates ist, als dass sich die Menschen einig sind. Nur es wird oft nicht ausgesprochen. Und gerade bei monogamen Paaren ist es nochmal mehr der Fall, weil es da wirklich alle Extremer gibt von, wenn wir ein Paar sind, dann müssen wir symbiontisch leben bis hin zu, wir brauchen ganz viel Autonomie und es ist total okay, selbst wenn wir zusammenwohnen, nur einen Abend die Woche zusammen zu verbringen und ansonsten einfach im gleichen Haushalt zu sein. Also da sich klar zu machen, dass das unterschiedlich sein kann, ist total wichtig. Und ich habe das in der letzten Folge schon ein paar Mal erwähnt, diese Unterschiede und auch das Aussprechen dessen, dass ich das anders empfinde als du, wird total häufig als Beziehungsaussage interpretiert. Also wenn ein Paar frisch verliebt ist und eine Person überlegt sich, dass in der nächsten Woche sie nur zwei Abende statt drei Zeit hat, dann ist es ganz schnell so, dass da rein interpretiert wird, oh, die Person mag mich weniger, die Person, die Beziehung wackelt. Und manchmal ist es bestimmt der Fall, dass ein verringertes Bedürfnis, die andere Person zu sehen, auch eine Beziehungsaussage hat. Und gleichzeitig hat es ganz oft eben überhaupt keine Beziehungsaussage, weil es einfach andere Dinge gibt, die wichtiger sind, selbst wenn es die eigene, die Zeit mit sich selbst und Selbstversorgung betrifft. Also da zu gucken, dass die Interpretation der gemeinsamen Zeit und ob ich die Person mitnehme zu irgendwelchen Geburtstagen oder nicht, dass das wirklich genau das ist, eine Interpretation. Und wenn du da die Annahme hast, dass das eine Beziehungsaussage hat, dann frag doch am besten nach. Und zwar nicht genau in dem Moment, sondern wenn ihr mal wieder ohnehin ein nahes Beziehungsgespräch habt, vielleicht habt ihr, wenn ihr klug seid, schon direkt am Anfang eurer Beziehung auch gewisse Routinen eingebaut, dass solche Fragen Raum haben oder vielleicht habt ihr auch einen Chat, in dem ihr solche Dinge reinpacken könnt, dass ihr beim nächsten Mal darüber sprechen könnt, wenn ein bisschen mehr Ruhe da ist. Und da klar zu haben, dass es da was dahinter gibt, ist ganz wichtig. Und da möchte ich dir die Frage geben, um was geht es eigentlich? Wenn du enttäuscht bist, dass ein Date kürzer ist, anders ausfällt, dass du irgendwas beim Date nicht bekommen hast, was passiert da in dir? Was hast du gehört? Welche Aussage hast du gehört? Gibt es einen Satz, der da in dir drin ist? Er hat mich nicht mehr lieb. Ich nerve den. Ja, also was hörst du da für eine Aussage und was ist es eigentlich, was du dir wünschst oder, falls dir das leichter fällt, das fällt den meisten Menschen leichter, was ist es eigentlich, wovor du Angst hast oder was dir negative Gefühle macht? Und da zu gucken, okay, worum geht es denn eigentlich? Geht es darum, dass du das Gefühl hast, dass du innerhalb des Beziehungskonstruktes den Status verlierst, den du bisher hattest? Also hast du das Gefühl, dass wenn eine neue Person auftaucht und die mehr Zeit in Anspruch nimmt, dass die Beziehung zu dir weniger wert ist? Hast du Angst, deinen Platz zu verlieren? Hast du Angst, die neue Beziehung nimmt dir deinen Platz weg? Oder geht es darum, dass du jemand bist, der ganz viel Kuscheln braucht Und wenn die Person, mit der du üblicherweise kuschelst, weniger Zeit für dich hast, du einfach wirklich eine Not hast, weil du dann zu wenig Kuschleinheiten kriegst. Und wenn ja, wie könnt ihr das lösen? Also wirklich dahin zu gucken, um was geht es an der Stelle, was macht mich da eigentlich fertig, ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Und da kann es total wichtig sein, in dem Moment, wo du den Stich merkst, weil ein Date verkürzt, anders gestaltet oder abgesagt wird, dir ein bisschen Raum zu nehmen für dich. Im Idealfall mit einer anderen Person, wenn du eine Ko-Regulation brauchst, bevor du an die Person, um die es geht, herantrittst. Damit du eben eine gewisse liebevolle Klarheit hast, damit du weißt, worum es dir eigentlich geht und das Ganze vorwurfsfrei und offen und neugierig ansprechen kannst. Und da darfst du dich durchaus ernst nehmen, weil wenn wir jetzt auf dieses Kuschelbeispiel eingehen, das ist ja tatsächlich ein Punkt, wenn ihr ein halbes Jahr oder ein Jahr oder vielleicht drei Jahre, jede Woche dreimal euch gesehen habt und sechs Stunden gekuschelt habt und plötzlich wird das weniger, dann ist das einfach ein de facto körperliches Bedürfnis, was nicht mehr erfüllt wird. Und da rauszufinden, was ist eigentlich der Grund dafür? Und wenn eure Beziehung weiterhin auf sehr festen Füßen steht, wie kannst du dir das Bedürfnis anders besorgen? Oder was ist das Bedürfnis hinter dem Kuschelwunsch? Ist es tatsächlich körperliche Nähe oder ist es körperliche Nähe mit dieser Person? Oder ist diese körperliche Nähe etwas, das dir ein anderes Bedürfnis erfüllt? Also vielleicht Verbindung. Also da, wenn es da Meinungsverschiedenheiten gibt zu Dates und wie oft ihr euch seht und was ihr dann in der Zeit macht, ob ihr gemeinsam vorm Fernseher hängt oder miteinander intensiv redet oder Sex habt, da rauszufinden, worum geht es eigentlich, wenn du da eine Unzufriedenheit hast, ist ganz, ganz wichtig. Denn die Meinungsverschiedenheiten sind Standard an dieser Stelle und haben oft viel weniger Aussage als Menschen meinen. Aber natürlich haben sie manchmal eine Aussage und dann ist es wichtig, dahin zu gucken, um was geht es eigentlich. Einfach wichtig für die Beziehung. Der zweite Punkt, der mir aufgefallen ist bei diesem Thema, ist, dass viele Menschen die Zeitnot, die ja real da ist, 27,5 Stunden habe ich in der letzten Folge ausgerechnet, für alles, was nicht schlafen, essen, einkaufen und Arbeit ist. Also die echte Zeitnot wird kompensiert mit Überforderung. Die Überforderung, die eigene Überforderung ist die Lösung. Also ich merke, ich kriege nicht alles unter, also treibe ich mich zu noch mehr Effizienz. Gehe über meine Grenzen, weil ich eigentlich gerade gar keine Lust auf diese Person habe. Aber naja, wann soll ich sie sonst sehen? Überforderung wird ganz, ganz häufig als Lösung genommen, diese tatsächlich reale Zeitnot auszugleichen. Wir haben also in unserer schnelllebenden Gesellschaft, das habe ich in der letzten Folge auch gesagt, ist es einfach so, dass die meisten Menschen nicht all das schaffen, was sie sich wünschen. Und wenn ich auf Menschen gucke, die vielleicht in einem Pullikonstrukt sind oder viel tatsächliches echtes Dating betreiben, Also neue Menschen kennenlernen, mit denen sexuelle oder andere körperliche Erlebnisse haben oder herausfinden wollen, ob sie mit ihnen persönliche Begegnungen haben. Das ist für die dann nochmal eine Nummer härter, weil die eben sehr viel mehr nahe Menschen treffen haben oder sehr viel mehr Dates haben als andere Menschen. Also das ist schon real und gleichzeitig ist die eigene Überforderung nicht eine nachhaltige Lösung. Es kann natürlich eine kurzfristige Lösung sein, aber nachhaltig wird es dazu führen, dass du eine Unzufriedenheit hast, dass du Wochen im Schnelldurchlauf an dir vorbeifliegen siehst, die du dann gar nicht mehr richtig erinnern kannst. Dass du vielleicht im Burnout landest, in der totalen Dauerüberforderung, wo du dann merkst, meine Ressourcen und Kapazitäten werden immer, immer weniger. Und da kann ich nur nochmal erwähnen, wir haben nur 4000 Wochen auf der Welt, wenn es gut läuft und deswegen genieß die Zeit, die du hast und dabei ist manchmal weniger mehr. Genau. Wichtig ist erstmal, also wenn du feststellst, du tendierst dazu, dich zu überfordern und das ausgleichen zu wollen durch die eigene Überforderung, das ist ja noch nicht die Lösung. Das ist jetzt erstmal ein Anerkennen dessen, dass es so ist und da ist es ganz wichtig, mit dir selbst ganz liebevoll zu sein und zu schauen, okay, was mache ich denn jetzt damit? Wie viel bin ich denn bereit, da zu verändern? Ich glaube, dass viele Menschen von uns ein gewisses Maß an Überforderung in Kauf nehmen und auch lange tragen können und vielleicht auch dauerhaft tragen können. Die Frage ist aber wirklich, möchte ich das? Und trägt das zu meiner dauerhaften Zufriedenheit bei? Ich finde es total okay, meine Phase zu haben, wo ich mich überfordere, wenn ich dann auch wieder eine Phase habe, wo ich ein bisschen ruhiger bin. Und tatsächlich kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch bei mir oft ein Problem ist. Die regelmäßigen Bupuko-Hörenden haben schon mitbekommen, dass ich in den letzten Wochen ein bisschen Probleme hatte, die Folgen aufzunehmen und das ist auch deswegen, weil ich eine gewisse Zeit mich zu sehr überfordert und zu viel gearbeitet habe. Und das geht in eine gewisse Zeit, aber irgendwann muss dann eben auch mal die Notbremse gezogen werden. Und auch da kann ich dasselbe sagen, was ich in der letzten Folge schon gesagt habe. Die Menschen, die dann dich weniger sehen, die finden das vielleicht erst mal blöd. Wenn das aber dafür sorgt, dass nachhaltig eure Beziehung gestärkt wird, sind sie, glaube ich, am Ende ganz froh darüber. Und da kann natürlich Transparenz helfen, wenn ich merke, ich muss ein bisschen weniger an meinem Handy sein, dass ich eben transparent klar mache, hey, das hat mit dir nichts zu tun. Ich brauche gerade ein bisschen Selbstfürsorge. unsere Beziehung ist sicher, was brauchst du damit du dich auch so fühlst. Genau, das ist der zweite Punkt, die Überforderung als Lösung für das Zeitproblem. Und der dritte Punkt, der mir immer wieder in der Beratung begegnet, ist tatsächlich mal wieder ein sehr heteronormativer Punkt, denn tatsächlich ist es häufig so, dass weiblich sozialisierte Menschen sehr gut im Planen sind, im Organisieren sind. Das ist natürlich nicht pauschal so. Ich sage das jetzt, aber natürlich gibt es da Ausnahmen. Aber in meiner Beratung ist es ganz häufig so, dass die Frau den Kalender gut im Griff hat, dass da die Termine für das Tennis der Kinder mit drin sind und dass auch lange im Voraus geplant wird, dass es eine Zuverlässigkeit gibt und dass auch alles, was zu dem Termin gehört, mitgedacht wird. Und männlich sozialisierte Menschen haben das oft nicht so auf dem Schirm. Da können, also wer da jetzt was zu kann, dass es so ist, Patriarchat natürlich, aber da ist ja keiner falsch deswegen, dass das so ist. Und gleichzeitig wirft das Probleme bei verschiedenen Menschen auf, nämlich bei denen, die dann eben immer das Gefühl haben, mehr zu tun. Und da ist natürlich nicht meine Lösung zu sagen, ja, Men, buckle up. Seht zu, dass ihr besser werdet in der Planung, sondern ich spreche ganz oft von einer Balance und da zu gucken, Okay, wie viel Planung ist denn tatsächlich nötig? Denn die Menschen, die viel emotional, mental load auf ihren Schultern tragen, begleitet oft das Phänomen, dass sie nicht gut Kontrolle abgeben können, weil sie auch selbst einen hohen Anspruch haben. Und da sich auch in die Richtung der Spontaneität ein bisschen zu bewegen, in die Richtung der Flexibilität ein bisschen zu bewegen und auch mal Sachen ein bisschen unperfekt laufen zu lassen, kann auch eine Lösung für dieses Problem sein. Aber das, was eben nicht sein kann, ist, dass die Person, die nicht gut in der Planung ist und lieber spontan das Ganze auf sich zukommen lässt, sagt, naja gut, ich kann ja nichts dazu, dass die andere Person mehr Planung braucht als ich. In einer guten Beziehung sollten beide Interesse daran haben, dass es der anderen Person gut geht und wenn die Person, die mehr plant, einfach ausgelaugt wird dadurch, dann ist es nicht das Problem der ausgelaugten Person, sondern das Problem dieser Beziehung. Und da klar zu haben, okay, wir sind da unterschiedlich. Wie können wir es gestalten? Können wir vielleicht wochenweise wechseln? Können wir das so machen, dass die langfristige Planung die eine Person macht und die kurzfristige die andere? Können wir das so machen, dass das, was immer wieder auftaucht, der Alltag von der eher spontanen Person gemacht wird? Also wie kann da eine Arbeitsteilung stattfinden? Und was sorgt eigentlich dafür, dass die spontan lebende Person sich nicht auf die planende Person einlassen kann und umgekehrt? Also gibt es vielleicht tatsächlich ein Vermeidungsproblem, dass die Person, die wenig plant, also das auch deswegen nicht macht, weil sie den Eindruck hat, sie schafft das eh nicht und deswegen immer so ein Selbstabwertungsgefühl hat, wenn es um die Planung geht und das Ganze deswegen vermeidet. Also auch hier, um was geht es eigentlich? Wie könnt ihr das lösen, dass es da eine Differenz gibt, einen Unterschied gibt zwischen euren Strategien? Und wie könnt ihr das lösen, dass ihr trotzdem einen Weg findet, der für euch beide funktioniert? Kostet natürlich wieder Zeit, darüber zu reden. Und es kann durchaus sinnvoll sein, sich da eine Mediation zu holen. Aber genauso wie Sexualität ist Planung etwas, das ja jeden Tag relevant ist. Und zumindest für manche Menschen. Und da zu gucken, okay, wie können wir dieses Problem angehen? Ohne dass es uns total auslaugt, ohne dass es zu Streit führt? Wie können wir da fruchtbar in die Diskussion gehen, dass es da unterschiedliche Gewohnheiten gibt? Und wenn dann in meinem Beispiel die Frau wirklich etwas abgibt und der Mann die ersten Versuche startet, etwas selber zu organisieren und zu planen, dann ist es total wichtig, dass wir da, dass beide da eine gewisse Fehlertoleranz auch haben. Denn wenn ich seit ich 13 bin als Mädchen dazu angehalten werde, gut zu planen, gut zu organisieren und smooth das Leben meiner Umgebung zu organisieren, dann habe ich darin natürlich sehr viel mehr Übung als jemand, der mit 43 damit anfängt. Das heißt nicht, dass ich alle Fehler verzeihen muss. Ich darf durchaus meine Probleme damit haben, wenn das Kind dann ohne Butterbrot in die Schule geht. Aber dann auch mal ein Auge zuzudrücken, wenn es eben kein gesundes Butterbrot mit einem Apfel ist, sondern eben mal ein Brötchen vom Bäcker. Und ehrlich gesagt, 4000 Wochen und die 27 Stunden pro Woche, die ich ausgerechnet habe, die wir als freie Zeit haben, sind auch zu kurz, um es immer perfekt zu machen. Ein gewisses Unperfektsein, das hält unsere Psyche und hält unser Körper auch aus, wenn ich alleine an gesunde Ernährung denke. Also das ist bestimmt drin, dass ich ein, zwei Mal die Woche den Kindern auch mal Mist mitgebe. Dafür ist unser System, das System Mensch, ist dafür gemacht, dass wir fehlertolerant sind. Nicht jede Schokolade, die ich esse, sorgt dafür, dass meine Blutwerte im Keller sind. Und natürlich sollten wir trotzdem darauf achten, dass die Ernährung gescheit ist. Und wenn ich sage, dass das ein heterosexuelles Problem ist, dass es eben häufig Sozialisierungen gibt, die in die eine oder andere Richtung gehen, dann kommt da auch immer so ein bisschen patriarchaler Frust hoch. Weil das ist halt schon immer so. Und es ist so unfair, dass die Frau so viel Verantwortung übernimmt und der Mann so wenig und ich sage nochmal, natürlich gibt es davon Ausnahmen, es gibt auch weiblich sozialisierte Männer und andersrum. Aber, dass ich klar habe, ich habe es gerade schon gesagt, um was geht es wirklich, was ist denn der Grund, dass ich da emotional werde, wenn ich da emotional werde und was könnte da für ein unterliegendes Problem oder unausgesprochenes Problem sein, dass es mich so aufregt, dass die andere Person so wenig plant oder dass es mich so aufregt, dass die andere Person so viel plant, weil mich das vielleicht total einschränkt oder mir nicht die Freiheit und Autonomie gibt, die ich haben möchte. Also um was geht es wirklich, wenn es diese Unterschiede gibt und das zu Problemen führt? Grundsätzlich ist es ja so, dass Paare sich ganz gerne treffen, weil sie eben unterschiedlich sind an der Stelle. Und insofern jede Person von der anderen Person etwas lernen kann. Die einen ein bisschen spontaner zu werden, die anderen ein bisschen mehr zu planen. Also es finden sich oft Menschen zusammen, die wirklich auch was lernen wollen von der anderen Person. Und es finden sich oft Menschen zusammen, die eben dann als Team genau das richtige Mittelmaß finden. Aber um da hinzukommen, muss ich mich auch darauf einlassen können und hören, wenn meine Gefühle die Alarmglocken läuten und sagen, hey, das piekst mich hier gerade an, guck da mal hin. Und nichts anderes sind natürlich Gefühle des Getriggertseins. Es geht hier gerade um was anderes und ich brauche Aufmerksamkeit. Oft auch gar keine Verhaltensänderung, sondern erstmal eine Anerkennung dessen, dass es so ist. Eine Anerkennung dessen, dass die Mutter seit zehn Jahren die Kinderbetreuung alleine organisiert und dass der Vater sich rausgezogen hat. Selbst wenn er gute Gründe dafür hatte, weil er vielleicht einen 70-Stunden-Job hatte und keine andere Chance, ist es natürlich trotzdem eine Anerkennung wert, dass die Frau das die ganze Zeit gemacht hat. Und das ist mir eben ganz wichtig an der Stelle. Da gibt es immer wieder Probleme, natürlich auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, aber ich habe den Eindruck, dass es sehr, sehr häufig in heterosexuellen Beziehungen eben diese typische Verteilung gibt und damit eben auch den typischen Schmerz des Patriarchats, weil eben beide ja nicht so richtig gut bei dieser aufgezwungenen Rollenverteilung wegkommen. Und den Schmerz anzuerkennen, erst von der einen Person, dann von der anderen Person und nicht gleichzeitig. Das kann ein total wichtiger Schritt sein. Und wenn ihr dabei Hilfe braucht. Dann geht gerne zu einer Mediation, zu einem anderen Profi, weil das ist ein Standardproblem und da könntet ihr vielleicht davon profitieren, dass euch Leute dabei unterstützen. Gerade wenn Emotionen hochkommen, ist jemand, der den Raum hält, total wertvoll. Und das könnt ihr bei der Caritas machen, bei Familienbildungsstätten. Also so ein wirklich irdisches Problem findet, glaube ich, in jeder Beratungsstelle Raum. Oder ihr kümmert euch autodidakt darum. Aber auch hier, ich habe es heute erst wieder in der Beratung gehabt, ist es oft so, dass die weiblich sozialisierte Person sehr gerne und ausgiebig sich Hilfe holt und die männlich sozialisierte Person eben nicht. Und denkt, naja, es ist ein individuelles Problem, warum sollte ich dann mit irgendwem anders drüber reden, weil Standardlösungen passen bei uns nicht. Und da muss ich ganz klar sagen, sich Impulse von außen zu holen und um Hilfe zu bitten, ist kein Zeichen von Schwäche, im Gegenteil. Und ich glaube, dass vielen Männern das abgewöhnt wurde, nach dem Weg zu fragen oder das vielleicht sogar in den Genen ist, das weiß ich nicht, aber an manchen Stellen kann es durchaus hilfreich sein und das Problem schneller und effizienter und vor allem angenehmer lösen und nachhaltiger. Gut, ich wiederhole nochmal. Heute ging es um die Tatsache, dass es oft Meinungsverschiedenheiten gibt, was die Menge, Länge, Frequenz und Gestaltung von Dates angeht und dass es da sinnvoll sein kann, zu gucken, um was geht es eigentlich und Vorsicht, dabei zu interpretieren, dass eine Veränderung bei einem der drei Parameter eine Beziehungsaussage hat. Ich habe darüber gesprochen, dass viele Menschen die Zeitnot lösen, indem sie sich selbst überfordern und dass das keine nachhaltige Lösung ist, das wissen wir, glaube ich, alle. Aber da zu gucken, wie weit darf, muss, kann, will ich denn damit aufhören, ist ein ganz wichtiger Punkt. Und der letzte Punkt ist die Frage Planen versus Spontaneität. Es hat beides seine Vorteile. Ein Gemisch aus beidem ist sicherlich sinnvoll. Und da zu gucken, okay, warum regt es mich denn auf, dass die andere Person zu viel oder zu wenig plant, gibt es da vielleicht ein unterliegendes Problem? Was mit der anderen Person überhaupt nichts zu tun hat. So, mein heutiger Aufruf, wie du uns unterstützen kannst, ist, dass du uns vielleicht mitteilst, welche anderen Podcasts vielleicht Lust hätten, jemanden von uns zu interviewen und damit unseren Podcast noch ein bisschen bekannter zu machen. Wenn dir da jemand einfällt oder ein Podcast einfällt, freuen wir uns total über Hinweise. Und jetzt wünsche ich einen fantastischen Tag. Bis dann. Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren oder dir einen Moment nehmen, das gehörte noch ein bisschen sacken zu lassen. Wenn dir unsere Inhalte gefallen, empfiehle uns weiter. Gib uns gerne eine 5-Sterne-Bewertung auf den bekannten Podcast-Plattformen oder schreib uns unter podcast@sonjajuengling.de. Wir freuen uns, wenn du mit oder ohne unsere Impulse ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, Was sie tut. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen. Und jetzt genieß dich und einen wundervollen Tag.

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