Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#108 - Z wie Zeitnot: der Kampf mit dem Kalender

von Polymenschen und anderen Gehetzten

02.11.2025 36 min

Zusammenfassung & Show Notes

Zeitnot, Termine, Jahresendstress: Sonja zeigt, wie du klar priorisierst, liebevoll kommunizierst und Zeit für dich sicherst.

In dieser Folge schaut Sonja liebevoll-pragmatisch auf knappe Zeit: von einer greifbaren Definition von Zeitnot über typische Entscheidungsfallen (People-Pleasing, Erwartungen) bis hin zu konkreten Wegen, Treffen bewusster zu planen, zu bündeln und die eigene Erholung fest einzuplanen. Mit vielen alltagsnahen Fragen, Tools und einer klaren Einladung zur Selbstfürsorge.

📌 Themen dieser Folge:
  • Was ist Zeitnot? Rechenbeispiel der Woche und warum 27,5 freie Stunden schnell verpuffen
  • Entscheidungsdruck: Verpflichtungen, Optionenflut, innere vs. äußere Erwartungen
  • People-Pleasing und Angst vor Enttäuschung als versteckte Treiber
  • Entscheidungsfragen: Wen will ich sehen – und warum? Bedürfnis hinter dem Treffen klären
  • Kontext mitdenken: Erholung vor/nach Terminen, aktuelles Stresslevel
  • Zeit smart nutzen: Treffen bündeln, Pflichten verbinden, Einzel- vs. Gruppensettings
  • Planen vs. Spontanität: gemeinsame Erwartungen und Frequenzen klären
  • Organisation: gemeinsame Kalender, Farben/Kürzel, Notizen, regelmäßige Abstimmung – gern mit KI-Unterstützung
  • Absagen/Verschieben: Ton, Haltung und Nachfragen statt Annahmen
  • Liebevolle Klarheit: echte Zustimmung erfragen statt „Ist das okay?“
  • Zeit für mich: Löffel-Metapher, Kapazitäten achten, Qualität vor Quantität
  • Perspektive 4.000 Wochen: bewusst auswählen, Stress durch Überplanung reduzieren
  • Abschluss: Danke, Teilen/Support, Wohlwollen für dich und andere
💡 Das Wichtigste in Kürze
  • Zeitnot ist real – rechne deine Woche durch und plane mit echten Grenzen.
  • Priorisiere nach Bedürfnissen: Verbindung, Spaß, Alltag teilen, Prozessbegleitung.
  • Kombiniere Termine oder Pflichten, wenn’s passt – und wähle passend zum Thema Einzel- oder Gruppensetting.
  • Klärt Planungsstile und Frequenzen; Routine schafft Entlastung.
  • Nutze Kalender-Transparenz (gemeinsam, farblich, mit Notizen) plus regelmäßige Absprachen.
  • Bei Absagen zählt Haltung: Kontext geben, nachfragen, nicht raten.
  • Übe liebevolle Klarheit statt stillem Einverständnis.
  • Deine Erholung ist Grundlage für gute Beziehungen.
  • Weniger ist mehr: Begrenzte Lebenszeit bewusst gestalten, Stress senken.
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Transkript

Ich möchte dich total dazu einladen, wenn jemand mal sagt, ich habe heute keine Lust, dich zu sehen. Ich habe heute keine Löffel, also keine Kapazitäten, dich zu sehen. Ich brauche Zeit für mich, das nicht als Abwertung deiner Person oder Beziehung zu nehmen, sondern erstmal davon auszugehen, dass eben die Beziehungspflege mit mir selbst einfach wichtiger ist als jede andere Beziehung. Und wenn sich das trotzdem für dich blöd anfühlt, dann durchaus nachzufragen. Hallo, herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie & Co., dem Podcast für alle Formen von Beziehungen. Mein Name ist Sonja Jüngling, ich bin Paar- und Sexualberaterin, Workshopleiterin, Aufklärerin, Mutter, Naturliebhaberin, Musikerin, Trasseurin, Grenzgängerin und Gegensatzaushalterin. Zusammen mit meinem wunderbaren Helferlein Luna möchte ich Wissen und Verständnis weitergeben für alle Formen von und Wünsche in Beziehungen. Unter anderem wirst du in jeder Folge unseres Podcasts finden Unterstützung für ganz individuelle Lösungen in Beziehungsformen, nicht nur, aber auch abseits unserer westlich gelebten Norm. Wissen, Impulse, Tipps und Tricks für höhere Beziehungsqualität und ganz viel Infos rund um das Thema gute Beziehungen und Selbstfürsorge. Ganz wichtig ist uns noch zu sagen, dass das Hören dieses Podcasts dir viel geben kann, gleichzeitig allerdings keine Paarberatung oder Therapie ersetzen kann und dass es unheimlich sinnvoll sein kann, sich früh eventuell sogar gemeinsame Unterstützung in welcher Form auch immer zu suchen. Schaff Raum für das, was dich bewegt. Und nun viel Spaß mit der heutigen Folge. Willkommen zu einer neuen Themenfolge hier bei MoPoCo. Heute geht es um Termine. Es geht Richtung Jahresende und bei vielen entsteht jetzt ein bisschen Stress. Wie mache ich das mit den Feiertagen? Mit wem möchte ich auf den Weihnachtsmarkt gehen? Wen möchte ich Silvester sehen? Wie möchte ich das insgesamt machen? Und es gibt auch immer mal wieder Diskussionen, wer wie viel Zeit von wem bekommt. Und beides kann zu ernsthaften Beziehungsproblemen führen, weil Menschen sich nicht gesehen fühlen, weil Entscheidungen nicht bewusst getroffen werden, weil das einfach ein Punkt ist, der für viele Menschen schwierig ist. Und deswegen haben wir uns entschieden, dieses Thema jetzt im Herbst auf die Tagesordnung zu setzen. Und wenn du dran bleibst, werde ich dein Problem vielleicht nicht lösen, aber mit ganz vielen Ideen und hoffentlich Verständnis von dir an andere Menschen und für dich selber, wirst du hoffentlich ein bisschen mehr Klarheit und Ideen bekommen, wie du das lösen kannst. Ich werde heute darüber reden, wie immer, was die Definition ist von Zeitnot, was für Gründe es geben kann für Entscheidungsprobleme oder dass das überhaupt ein Problem wird. Und ich werde ein bisschen darüber reden, was für praktische Aspekte das hat. Und ganz wichtig an der Stelle finde ich auch die Frage, wie viel Zeit ich für mich eigentlich reservieren sollte oder mir nehmen sollte. Genau, und jetzt fange ich mal direkt an mit der Folge der Kampf mit dem Kalender von Polymenschen und anderen Gehetzten. Die Definition von Zeitnot bedeutet ja eigentlich, dass ich mehr will, als ich unterbringen kann. Das ist auf der einen Seite ein bisschen subjektives Empfinden, weil wir, ja, ich glaube, das ist so ein bisschen so ein Zeitgeist, dass wir alle denken, wir schaffen ja nicht alles und ich schaffe nie das, was ich will und so. Das ist subjektiv, aber ganz real ist es ja auch ein Problem, dass wir eben mehr wollen, als wir schaffen. Und ich habe mir da ein bisschen Gedanken zu gemacht, wie real ist das eigentlich mit der Zeitnot? Und dann habe ich tatsächlich mal mir überlegt, ich gucke mir mal so eine Woche an, die hat 168 Stunden und schau mal, wie viel eigentlich da so grundsätzlich schon mal von weg geht. Ich habe neuneinhalb Stunden pro Tag für Schlafen und Randzeiten, also einschlafen, ins Bett gehen, umziehen, anziehen, morgens wach werden, duschen, habe ich mir mal erlaubt, neuneinhalb Stunden zu nehmen. Das ist natürlich nur irgendein ausgedachter Wert, der zu meinem Leben ganz gut passt, aber natürlich für dich nicht passen muss. Kann sein, dass du neuneinhalb Stunden Schlaf schon alleine brauchst und die Randzeiten noch gar nicht mitgedacht sind. Das sind 66,5 Stunden. Ich davon ausgehe, dass ich pro Tag ungefähr zwei Stunden für Essen inklusive Kochen verbrauche, da habe ich aber noch nicht eingekauft, sind das nochmal 14 Stunden. Wenn ich davon ausgehe, dass ich 40 Stunden arbeite und dann aber auch fünfmal noch eine Stunde Mittagspause mir wegfällt und ich vielleicht auch pro Tag noch eine Stunde Fahrt habe, lande ich bei 50 Stunden. Und wenn ich dann sage, naja, pro Tag eine Stunde Haushalt ist vielleicht realistisch und einmal pro Woche gehe ich einkaufen, wenn ich richtig gut organisiert bin und setze dafür drei Stunden an. Wenn ich das alles abziehe, lande ich bei 27,5 Stunden pro Woche, die ich für den Rest habe. Das sind knappe vier Stunden pro Tag, realistischerweise wahrscheinlich eher so acht am Wochenende und zwei unter der Woche. Und in der Zeit brauche ich auch noch, das habe ich alles sehr knapp kalkuliert, da ist noch kein Stau drin oder wenn ich was vergessen habe oder wenn es Planänderungen gibt. Da ist noch kein Sport drin, noch keine Arztbesuche, kein Daddeln am Handy, keine Orga, denn Termin muss man ja auch organisieren, kein Nachdenken darüber, was ich überhaupt will, keine Care-Arbeit von Eltern, Kindern, Beziehungen. Und das ist da alles noch nicht drin. Und das, was wir ja eigentlich wollen, ist die Zeit für uns nutzen, also alles das, was ich mag. Und da sind 27,5 Stunden pro Woche irgendwie ganz schön wenig. Also. Zeitnot ist real. Bei unserem aktuellen Leben ist Zeitnot real. Selbst bei Menschen, die vielleicht weniger arbeiten oder einfach einen Job zu Hause haben, wo keine Fahrzeit drauf ist, ist das alles ganz schön knapp. Und deswegen ist es mir ganz wichtig zu sagen, es ist okay, nicht alles zu schaffen. Die meisten Menschen wünschen sich auch, viel Zeit für andere Menschen zu haben und es allen recht machen zu wollen. Und es ist einfach okay, dass ich nicht alles auf meiner To-Do-Liste schaffe, dass ich nicht alles schaffe, was die Welt von mir erwartet. Denn in unserem schnelllebigen Leben ist das einfach wenig Zeit. Genau, das war die Definition. Welche Gründe hat es zusätzlich dazu? Also erstmal haben wir ja gerade schon gesagt, die Verpflichtungen, Kinder, Pflege, Alltag, Körperpflege, Schlafen, Sport, all diese Sachen sind sicherlich ein Grund dafür, dass es schwierig wird, da die richtige Priorität zu setzen. Zumal das ja auch bedeutet, dass ich jeden Tag hunderte von Entscheidungen treffen muss und selbst wenn ich davon ausgehe, dass ich 90 Prozent davon in meinem Sinne treffen, gibt es immer noch 10 Prozent, wo es problematisch ist. Was noch dazu zählt, ist, dass von uns eine gewisse Schnelllebigkeit erwartet wird, also dass Mails oder Nachrichten schnell beantwortet werden, dass irgendwelche Arbeitssachen nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfen und dass wir auch selbst eine Erwartung haben, dass alles ganz schnell gehen muss. Ein weiterer Punkt ist, dass wir natürlich einfach ganz, ganz viele Möglichkeiten haben, dadurch, dass wir Internet haben, dadurch, dass wir Smartphones und Messenger haben, Fernbeziehungen. Da gibt es einfach total viele Möglichkeiten und wenn ich viele Möglichkeiten habe, habe ich auch viele Entscheidungen, viele Entscheidungsprozesse und das schluckt zusätzliche Zeit und macht es einfach insgesamt schwierig. Das größte Problem bei Zeitnot oder Prioritäten sehe ich allerdings, dass es ja unterschiedliche Erwartungen gibt. Von mir an mich, vom Außen an mich. Es gibt gesellschaftliche Erwartungen, wie lange eine Mail nicht beantwortet sein darf, wie oft ich meine Eltern sehen soll und so weiter. Und ich würde sagen, dass der größte Punkt bei dem Thema Prioritäten und Probleme mit Terminvergabe, der ist, dass wir alle so einen kleinen People Pleaser in uns haben und es eigentlich allen recht machen wollen und Enttäuschungen vermeiden wollen. Das wird uns ja auch irgendwie ein Stück weit beigebracht, dass wir Menschen nicht enttäuschen dürfen, obwohl das natürlich immer wieder passiert, weil Enttäuschung hat auch was damit zu tun, dass es eine Täuschung gibt und die Täuschung ist manchmal gar nicht von uns verursacht, sondern von den anderen Menschen. Und da eine gute Balance zu finden im Innen und Außen, das macht total Stress, finde ich. Und das erzählen mir auch viele Menschen in der Beratung und das taucht immer wieder auf, dass es da einfach ganz unterschiedliche emotionale Situationen gibt, die da mit rein funken. Und als letzten Grund für Entscheidungsprobleme, also dass daraus Probleme mit Beziehungsmenschen oder Menschen, die ich sehen möchte oder mit mir selber entstehen, ist, dass es eben auch ganz unterschiedliche Wahrnehmungen davon gibt. Wie lang darf denn ein Date sein? Wie oft wollen wir uns sehen? Wie viel Zeit brauche ich für mich? Wie viel Zeit brauche ich für die Organisation? Wie viel Zeit brauche ich, um mit mir selber Zeit zu verbringen? Und da ist eine unterschiedliche Wahrnehmung oft total schwierig und führt dann am Ende wieder zu Problemen. Ja, das war Punkt Nummer eins, die Gründe für Entscheidungsprobleme oder die unterschiedliche Wahrnehmung von gesetzten Prioritäten, was meine Zeit angeht. Den zweiten Punkt habe ich genannt Praktisches und da gibt es natürlich ganz viele Dinge, die ich beachten kann, darf, könnte, sollte. Und da habe ich bestimmt noch nicht alles ausgiebigst zusammengesammelt, aber ein paar Punkte habe ich auf jeden Fall. Der erste Punkt, der mir einfällt, mit dem ich auch Bezug nehme auf den letzten Punkt, also die Gründe für Entscheidungsprobleme, ist, wen will ich denn eigentlich wirklich sehen und warum? Und das ist ein Punkt, da sind wir oft gar nicht so richtig frei, weil wir natürlich Erwartungen erfüllen wollen, weil es einfach auch tatsächliche Verpflichtungen gibt, was Kinder und Eltern angeht. Und sich darüber Gedanken zu machen, was denn eigentlich das ist, was ich wirklich, wirklich will, kostet natürlich auch wieder Zeit, ist aber tatsächlich ein wichtiger Punkt, weil die Priorität, wann ich welche Zeit wie nutze, ist ja immer wieder eine Entscheidung. Und wenn ich einen guten, informierten Entscheidungsprozess haben will, dann brauche ich eben auch die Informationen darüber, nicht nur wie es meinem Gegenüber geht und was die Menschen von mir erwarten, was schon schwer genug ist rauszufinden, sondern auch, was ich denn eigentlich will. Und deswegen ist das Erste, was den praktischen Teil angeht, wirklich die Frage, wen will ich denn tatsächlich sehen und warum und wie lange und für was? Wenn ich also gucke, was ist mir wichtig, wie teile ich die wenige Zeit, die ich für Dates und damit meine ich tatsächlich einfach Treffen jeglicher Art habe. Was ist mir dabei wichtig? Was ist das, was ich mit diesem Menschen möchte? Was ist das, was ich bei diesem Date, also bei dieser Verabredung möchte? Geht es da um, also welches Bedürfnis steckt dahinter? Geht es da um Verbindung? Geht es da um Spaß und Freude, um Körperkontakt, emotionalen Kontakt? Geht es um Prozessbegleitung? Geht es darum, den Alltag irgendwie mit jemandem zu teilen? Und bei all diesen Fragen, also was ist mir wichtig bei diesen Menschen, bei dieser Verabredung, ist auch die Frage, was passiert denn eigentlich drumherum? Bin ich total abgehetzt? Habe ich viel Zeit, um mich vorzubereiten, nachzubereiten? Bin ich erholt? Bin ich gestresst? Ist die Verabredung so eingequetscht in meinen Alltag oder habe ich vorher und nachher Zeit, das noch so ein bisschen nachklingen zu lassen, vorzubereiten? Das sind schon auch alles Dinge, die wichtig sind, im Blick zu behalten. Ich will nicht sagen, dass du das bei jedem... Bei jeder Verabredung genau wissen solltest und abchecken solltest, weil auch das kostet ja wieder Zeit. Und wie überall im Leben geht es ja darum, eine richtige Balance zu finden. Es gibt kein richtig oder falsch an der Stelle, sondern wir alle bewegen uns in einem Spannungsfeld, wo wir immer wieder den Sweet Spot finden und verlieren, weil sich eben die Bedingungen im Innen und Außen auch immer ändern. Deswegen lohnt es sich durchaus, diese beiden Fragen, wen will ich wirklich sehen, warum und was ist mir bei diesem Date, bei diesem Menschen wichtig und wie viel kann ich überhaupt, wie viele Kapazitäten habe ich überhaupt dafür? Das sind Fragen, die du dir immer wieder stellen könntest, um eine Klarheit zu haben und eine Routine zu entwickeln, wie du das Ganze handhaben möchtest. Was natürlich auch immer hilfreich ist, wenn ich viele Menschen sehen möchte, völlig unabhängig davon, ob ich eine polyamor lebende Person bin, die mehrere Beziehungsmenschen hat oder ob ich einfach ein Mensch bin, der viele Dinge in seine Freizeit packen will, viele Menschen sehen will, viele Freundschaften pflegen will. Stellt sich natürlich die Frage, ist es vielleicht möglich, das zusammenzulegen? Also kann ich mehrere Menschen auf einmal sehen? Kann ich lieber eine Party machen, statt die Menschen einzeln zu sehen? Und will ich das überhaupt? Meiner Erfahrung nach ist es so, dass ich Menschen habe, die ich lieber im Zweierkontext sehe, weil ich eben auch bestimmte Themen habe, die ich mit diesen Menschen habe. Also manchmal sind es schwere, emotionale, vielleicht sogar therapeutische Themen. Dann ist ein Einzelsetting mit viel Ruhe vielleicht besser. Wenn es aber um Freude, Spaß, Entspannung, Leichtigkeit geht, könnte es vielleicht sein, dass ich das mit anderen Dingen verbinden kann. Und ich kann es nicht nur mit anderen Menschen verbinden. Also mit anderen Bedürfnissen, Dingen habe ich jetzt gerade gesagt, ich meinte damit Bedürfnissen, sondern ich kann es vielleicht auch mit Pflichten verbinden, weil ich habe ja gerade gesagt, die Zeit ist ganz schön knapp, was ich da alles machen möchte und wie gesagt, Planänderungen und Sachen, die von außen darauf kommen, wie Stau oder dass eine App nicht funktioniert oder sowas, das saugt ja auch noch Zeit. Aber ich kann halt überlegen, ob ich ein paar Sachen auch mit Menschen zusammen machen möchte. Das ist ja der Grund, warum es sehr häufig Nesting-Partnerschaften gibt, in denen Menschen zusammen wohnen und dann eben einen Großteil des Alltags miteinander erledigen. Einkaufen, kochen, vielleicht miteinander in einem Zimmer schlafen und sowas. Also ich kann überlegen, ob ich Dinge, die ich ohnehin tun kann, mit Menschen versüßen kann, die ich in meinem Leben haben möchte. Ein ganz großer Punkt, auf den ich auch in der Praxisfolge eingehen werde, ist die Frage, wie mache ich das denn alles? Wie plane ich denn überhaupt? Also ich habe den Punkt genannt, Planen versus spontanes Treffen. Ich glaube, dass es mittlerweile wenige Menschen gibt, die das alles spontan klären und selbst wenn ich sage, naja klar, alle planen, ist dann auch die Frage, plane ich für die nächste Woche oder plane ich für den nächsten Monat oder plane ich vielleicht sogar fürs nächste halbe Jahr? Denn ich kenne durchaus Menschen, wenn ich mit denen eine Verabredung haben will, dann muss ich mich schon drei, vier Monate vorher melden. Wenn das eine Person ist, mit der ich ziemlich häufig Kontakt habe, dann habe ich mich mit dieser Person schon auf eine Frequenz geeinigt, wie oft ich diese Person sehen will und habe schon hoffentlich eine bestimmte Routine entwickelt. Aber klar zu haben, dass da eben alle Menschen unterschiedlich sind, dass es Menschen gibt, die sehr ausgiebig und auch, Sicher planen, für die es ganz klar ist, dass das Date auf jeden Fall stattfindet, es sei denn, ich hänge mit Durchfall auf dem Klo. Und es gibt aber auch Menschen, die planen so grob und haben so eine Idee und dann sind sie für spontane Planänderungen noch total zu haben. Ich glaube, da gibt es kein richtig oder falsch. Das muss jede Person für sich selber klar haben. Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass es häufig gut ist, einen groben Plan zu haben und dann eben eine Flexibilität und eine gewisse Spontaneität zu haben, weil ich ja vielleicht vorher gar nicht so genau weiß, ob ich dann überhaupt Bock auf die Aktivität habe, die ich geplant habe. Und zu gucken, wie flexibel möchte ich da sein und das auch offen zu machen, damit mein Gegenüber das auch weiß, weil da gibt es eben sehr, sehr unterschiedliche Ansichten von und Erwartungen dran. Und deswegen ist es ganz wichtig, sich bewusst zu machen, dass es da eben einen ganzen Bereich von Unterschiedlichkeiten gibt, die Menschen haben. Und ich habe in meiner Beratung immer mal wieder Paare bei mir sitzen, in der eine Person extrem gut in der Planung ist und das auch braucht und deswegen sehr viel mehr plant als die andere Person und dann gibt es Probleme, weil die Person, die dann eher spontan ist, dann relativ wenig Entscheidungen trifft und das führt oft in Beziehungen zu Problemen. Und das werde ich, wie gesagt, in der Praxisfolge nochmal genau beleuchten. Wenn ich jetzt weiter gucke, ich habe es gerade im Grunde genommen schon gesagt, Unterschiede dürfen sein und sind auch völlig normal. Und das anzuerkennen und zu gucken, okay, bei der Person muss ich mich lange im Voraus melden, bei der Person ist spontan vielleicht okay. Es kommt ja auch immer darauf an, wie weit entfernt die Person wohnt. Und da klar zu haben, okay, das darf unterschiedlich pro Beziehung, pro Mensch sein. Und da kann ich auch gucken, wie kann ich das anders fühlen. Also wenn ich zum Beispiel eine Fernbeziehung habe, habe ich vielleicht nicht so häufig Dates und verbringe dafür aber dann eher ein bisschen mehr asynchrone Zeit oder telefoniere mit dieser Person ein bisschen mehr. Und auch das darf natürlich geplant sein. Was noch an dieser Stelle immer mal wieder, gerade in der Poly-Community, eine Frage ist, ist, welches Kalender-Tool nehme ich denn? Da gibt es ja mittlerweile total viele elektronische Lösungen, aber genau das, dass es viele elektronische Lösungen gibt, ist manchmal auch die Krux an der Sache. Wenn ich in einem Polykül bin, wo die eine Person Apple und die andere Person Google nutzt, dann sind die Kalender ganz oft nicht miteinander kompatibel. Aber es kann durchaus sinnvoll sein, zu gucken, ob die Menschen sich ein gemeinsames Kalendertool zulegen. Selbst wenn ich dann drei oder vier auf meinem Handy habe, ist es natürlich eine Möglichkeit zu gucken, okay, wann hat diese Person denn Zeit? Sodass ich, wenn ich gerade mit einer anderen Person zusammen bin, besser einschätzen kann, ob diese Person vielleicht was verschieben möchte oder die Möglichkeit hat zu verschieben. Und auch da, wie an vielen, vielen anderen Stellen auch, ist es wichtig, dass jede Person die eigenen Grenzen beachtet und auch ganz klar die Flexibilitätsbereiche kennt, die für sie wirklich fein sind. Also wenn ich eine Anfrage kriege, können wir das Date verschieben, sollte ich eine gute Antwort darauf haben, wie es mir damit geht. Und wie es mir geht mit so Anfragen bezüglich Länge oder Verschieben des Dates, da komme ich auch in der Praxisfolge nochmal drauf, Weil ganz viele Menschen nehmen das Thema Zeit miteinander sehr emotional wahr. Und wenn eine Absage, ein Verschieben, eine Kürzung, eine Verlängerung kommt, wird das ziemlich schnell als Beziehungsaussage gewertet. Und ich sage nicht, dass das falsch ist. Ich glaube, dass das natürlich schon valide ist. Und gleichzeitig ist es wichtig, sich klarzumachen, wann das eine Beziehungsaussage hat und wann nicht. Und auch auf die Zwischentöne zu hören. Also es ist ja zum Beispiel ein totaler Unterschied, ob ich sage, können wir unser Date ausfallen lassen? Oder ob ich sage, du, mir ist da was total Wichtiges zwischengekommen. Ich würde dich total gern sehen. An dem Tag ist es mir nicht möglich, kannst du an dem oder dem Tag sprechen. Also da nicht nur zu sehen, okay, ich werde angefragt, um das zu verschieben oder ausfallen zu lassen, sondern auch zu sehen, mit welcher Attitüde wird das gemacht. Und im Zweifelsfall, wenn du nicht sicher bist, wenn du da aber eine Sicherheit brauchst, keine Annahmen, frag nach. Und ja, das kann natürlich sein, dass dann ein tiefer liegendes Problem zutage tritt. Und da finde ich es aber sinnvoll, sich da auch vielleicht nicht in dem Moment, aber irgendwann Zeit für zu nehmen, um das anzusprechen und zu gucken, wie wollen wir das denn in Zukunft handhaben. Jeder Konflikt und immer dann, wenn sich negative Gefühle einstellen, gibt es einen Konflikt, egal ob der ausgesprochen ist oder nicht. Jeder Konflikt hat ja auch ein Lerngeschenk. Und da kann ich wieder mehr über mich oder die andere Person lernen und kann versuchen für die Zukunft Regeln, Muster, Ideen abzuleiten, damit es eben in Zukunft noch ein bisschen smoother, noch ein bisschen leichter und unkomplizierter läuft und unausgesprochene Sachen ausgesprochen werden können, ohne die andere Person zu verletzen. Und da wirklich das Thema, keine Annahmen in einer Beziehung nach vorne zu holen, natürlich gibt es immer wieder Annahmen, aber zu merken, wenn es eine Annahme ist, die sich blöd für mich anfühlt, ob ich da vielleicht nicht wirklich mal in der oder in einer anderen Situation nachfragen möchte. Genau, Kalender-Tools, da war ich gerade abgebogen. Also elektronisch kann das total viele Vorteile haben. Es können auch Gruppen in Polykülen Vorteile haben, um Termine abzuklären. Und gleichzeitig möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass Termine oft eine emotionale Komponente haben, sodass eine Signalgruppe, um Termine abzuklären, manchmal nicht ausreichend ist, um klar zu sein, dass es allen gut geht damit. Manche Menschen machen das auch so, dass sie gerade Nesting-Partnerschaften einmal pro Woche sich zusammensetzen und mal gucken, wie wollen wir die Woche planen. Dann kann die elektronische mit der de facto Kalenderplanung kombiniert werden. Es gibt auch Menschen, die haben immer noch einen ganz physischen Kalender. Ich gehöre zum Beispiel dazu. Also ich habe irgendwie vier Kalender und der für mich relevante und wichtige ist aber mein rosa Kalender, weil da steht, also das, was da drin steht, ist im Grunde genommen für mich Gesetz. Natürlich passieren da immer wieder Fehler, aber das ist das, wonach ich mich halte, wonach ich mich richte. Und das sollte eigentlich jede Person haben, damit halt sehr schnell, wenn Fehler passieren und die werden passieren, klar ist, wo was verändert werden muss, damit es besser läuft. Genau, elektronisch, elektronisch gemischt mit Besprechungen. Händische Kalender, habe ich gesagt. Und es gibt mittlerweile auch KI-Unterstützung, die dabei helfen kann, dass es möglichst wenig Fehler gibt, Und dass Sachen synchronisiert werden. Genau. Habe ich alles zu den Kalendertools gesagt? Ah, Farben. Farben können dabei ganz, ganz wichtig sein. Also zum Beispiel, wenn ich ein Kalendertool habe von einer Elterngemeinschaft, in der Entscheidungen auch ohne die andere Person getroffen werden können, kann es zum Beispiel sein, dass ich sage, Termine, die noch nicht abschließend abgenickt sind, sind rosa und die anderen sind weiß. Denn wenn es um die Kinderbetreuung geht, braucht es ja immer einfach eine Sicherstellung, dass die sichergestellt ist. Und da könnt ihr dann auch eigene Tools entwickeln, welche Kürzel ihr benutzt. Und manche Kalendertools haben auch richtig Texte, also viel Raum für Texte, die man da eintragen kann, um eben da eventuell auch emotionale Komponenten mit einzubringen. Also zum Beispiel, ich würde mir wünschen das und könntest du eine Kinderbetreuung machen. Ich möchte dich damit nicht überfordern. Ich weiß, dass das eigentlich deine Zeit für Sport ist oder so. Da können natürlich Ergänzungen gemacht werden. Und je mehr ihr die andere Person seht und auch mit einbezieht, also seht im Sinne von aussprecht, dass ihr wisst, dass es vielleicht eine Zumutung für die andere Person ist, desto mehr ist die andere Person auch geneigt, flexibel zu werden und zu schauen, dass es Möglichkeiten gibt. Das Letzte, was mir bei dem praktischen Teil noch in den Kopf kommt, ist, dass ein Erwartungsmanagement total wichtig sein kann. Also wenn es unausgesprochene Erwartungen gibt, dass sich zwei Menschen einmal die Woche sehen, dann kann man sich nicht mehr sehen. Die andere Person hat das aber gar nicht so auf dem Schirm, dann kann das schon mal zu Problemen führen. Also da ein gesundes Erwartungsmanagement zu machen und wirklich klar zu haben, okay, wie oft wollen wir bei uns überhaupt sehen und was heißt sehen und so, das kann total hilfreich sein, da eine Klarheit zu haben. Und ich habe mir hier aufgeschrieben, liebevolle Klarheit, denn viele Menschen schonen, ich habe dieses Thema sehr häufig gehabt, also ich sage immer schonen zu Vorgang, der ohne nachzufragen bestimmte Dinge voraussetzt und dann im vorauseilenden Gehorsam Entscheidungen getroffen werden, die aber intransparent sind und dann häufig auch zu Problemen führen können. Und ich finde aber eine Rücksichtnahme, also eine rücksichtsvolle Klarheit da zielführender und nachhaltiger, wenn ich also sage, ich hätte gerne das und das, ich vermute, dass es bei dir so und so ankommt oder sich anfühlt, wie geht es dir damit? Und nicht die Frage, ist das okay für dich? Weil dann geht es so ein bisschen Richtung Cäsar-eskes Erlauben oder nicht, was vielen Menschen viel Verantwortung aufdrückt und Schuldgefühle macht. Sondern es geht darum, wirklich zu fragen, okay, wie ging es dir damit? Wie fühlt sich das an für dich? Also mehr Informationen zu kriegen als ein, ist okay für mich oder nicht? Weil ein, ist okay für mich, das kann bei der einen Person heißen, ja, voll fein, mach ruhig. Und bei der anderen so, ja, eigentlich passt es mir nicht, aber na gut, ich erlaube es dir mal. Und dann gibt es aber vielleicht einen Preis. Der zu zahlen ist für diese Beziehung. Und deswegen da eine liebevolle Klarheit zu haben, kann da total wichtig sein, auch wenn das heißt, dass für eine bestimmte Zeit sehr viel Zeit drauf geht bei der Terminplanung, weil eben unausgesprochene Wünsche ausgesprochen werden und das unter Umständen schwer ist und Konflikte macht und dann nochmal besprochen werden muss. Also da eine liebevolle Klarheit zu haben und auch die Frage, wie klar dürfen, wollen wir eigentlich sein, ist ganz, ganz wichtig. Okay, das war der praktische Teil. Also ich habe darüber gesprochen, sich die Fragen zu stellen, wen ich wirklich sehen will und warum und was mir beim Treffen mit diesen Menschen wichtig ist und was auch drumherum passiert, damit ich im Kopf habe, wie viel Zeit ich vielleicht brauche, um mich von dem Treffen zu erholen, wenn es etwas anstrengender ist. Auch sehr positive, intensive Treffen können ja anstrengend sein. Das war das Erste. Und dann habe ich angeregt, dass ich, wenn ich Menschen sehen möchte, das mit Pflichten oder anderen Menschen verbinden könnte. Ich habe über Planen versus Spontaneität und die unterschiedliche Auffassung von Planung gesprochen und darüber, dass Unterschiede sein dürfen. Ich habe verschiedene Kalendertools angesprochen. Also ich könnte jetzt in die Markengeschichte reingehen. Das mache ich aber ganz bewusst nicht, obwohl ich vorhin natürlich ein paar erwähnt habe. Aber da klar zu haben, es gibt mehr als die, die auf meinem Handy installiert sind und da durchaus mal in einem Forum oder in meinem Polykül oder in meiner Freundeskreisgruppe nachzufragen, welches Tool da besser ist zu nutzen, kann da sinnvoll sein. Und das Letzte war das Erwartungsmanagement und eine liebevolle Klarheit mit dem Beschluss, falls das gewünscht ist, Annahmen abzuklären, ob die wirklich richtig sind. Und dann komme ich jetzt zum letzten Punkt, die Zeit für mich. Wieso erwähne ich die extra? Also wir alle haben, wenn es jetzt quasi um die eigene Maintenance geht, also darum, wie organisiere ich mich und mein Leben, dann gibt es ja durchaus Sachen, die ich in der Selbstfürsorge mit einplane, die in der Gesellschaft okay sind, wie zum Beispiel Essen, Sport, Schlafen. Aber es gibt auch durchaus Dinge, die für viele Menschen gar nicht so selbstverständlich sind, wie Puzzeln, Tagebuch schreiben, Schlafen, Musik hören, Binge-Watchen, Fernsehen, all diese Dinge. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass es ganz oft so ist, dass all diese Dinge nur so ein Lückenfüller sind. Und ich sehe das aber anders. Ich glaube, dass wertvolle Zeit mit sich selber zu verbringen total wichtig ist für die Zufriedenheit. Denn ich habe Beziehungen zu anderen Menschen, aber ich habe auch eine Beziehung zu mir. Und die Beziehung zu mir ist die einzige, die niemals enden wird. Und deswegen ist es ganz, also ich glaube für das Lebensglück sehr wichtig, darauf zu achten, dass die Beziehung zu mir auch gepflegt wird. Dass ich zu mir auch nett bin und mit mir auch schöne Zeit verbringe und mir Zeit für Prozesse nehme und mit mir auch Zeit nehme, in der ich mich erholen kann, Energie sammle und so weiter. Und deswegen ist das ein extra Punkt in diesem Podcast. Ich sollte auf Zeit für mich achten, weil ich die Beziehung zu mir nicht beenden kann und die gut sein sollte, damit ich mich wohlfühle. Hinzu kommt noch, wenn ich so auf das Außen gucke, je besser meine Beziehung mit mir selber ist, je besser meine Selbstfürsorge ist, desto mehr Ressourcen habe ich auch für andere. Also soll heißen, wenn es mir gut geht, dann kann ich mich auch um andere besser kümmern, dann kann ich mich auf das Date besser einlassen und dann bin ich auch einfach ein angenehmeres Gegenüber, weil ich die Zeit mit der anderen Person viel mehr genieße, wenn ich mich ganz darauf einlassen kann, weil ich ausgeruht bin und im richtigen Mindset bin. Also die Dates, die Treffen werden schöner und oder produktiver. Also wenn ich etwas mit der Person erreichen will, also wenn ich zum Beispiel Ehrenamt, habe ich noch gar nicht erwähnt, gibt es ja auch für ganz viele Menschen, wenn ich zum Beispiel Ehrenamt in meine wenigen 27 Stunden pro Woche packen will und das mit anderen Menschen mache, dann wird auch das produktiver, weil ich einfach mehr Löffel habe, mehr Ressourcen habe. Genau. Und da bin ich mit dem Punkt dann schon am Ende. Aber ich kann wirklich nicht genug betonen, wie wichtig Zeit für mich ist. Und ich möchte dich total dazu einladen, wenn jemand mal sagt, ich habe heute keine Lust, dich zu sehen. Ich habe heute keine Löffel, also keine Kapazitäten, dich zu sehen. Ich brauche Zeit für mich. Das nicht als Abwertung deiner Person oder Beziehung zu nehmen, sondern erstmal davon auszugehen, dass eben die Beziehungspflege mit mir selbst einfach wichtiger ist als jede andere Beziehung. Und wenn sich das trotzdem für dich blöd anfühlt, da durchaus nachzufragen. Ich persönlich finde es mittlerweile, also ich bin immer traurig, wenn ich ein Date abgesagt kriege. Mir gefällt das auch nicht immer, wenn die Person sagt, ich habe einfach keine Löffel für dich. Ich versuche aber meine Beziehung so zu gestalten, dass sowas mich nicht total in meinem Bindungsstil auslöst, in meiner Bindung auslöst, sondern da raus, also ich versuche erstens rauszufinden, passiert das häufiger? Weil wenn es nur einmal passiert, ist es nicht so tragisch. Ist die Person ehrlich mir gegenüber? Und ich versuche mich darauf zu fokussieren, dass ich eigentlich nicht möchte, dass die andere Person nur für mich da ist. Ich möchte eigentlich, dass ich gewollt werde und dass die Person gerne Zeit mit mir verbringt und gerne da ist. Jetzt spreche ich nicht davon, ein Date jedes Mal abzusagen, wenn ich so ein bisschen so denke, heute habe ich da keinen Bock drauf, weil vielleicht gibt es ja auch ein Problemgespräch und da hat man vielleicht auch keine Lust drauf. Ich bin durchaus Fan davon, den eigenen Schweinehund mal zu überwinden. Also wenn ich zum Beispiel abends eine Verabredung habe und aber gerade ganz gemütlich auf der Couch liege und denke, ich könnte jetzt auch gut liegen bleiben. Dann ist nicht, was ich sage, dass du dann sagst, nee, ich bleibe jetzt hier. Ich finde es schon wichtig, dass du dich da wahrnimmst und dir vielleicht überlegst, okay, möchte ich das in Zukunft anders gestalten? Möchte ich das Date vielleicht früher haben oder dafür sorgen, dass ich gar nicht erst auf der Couch versacke? Aber ich habe schon begleitet und auch selbst die Erfahrung gemacht, dass diese Dates trotzdem sehr, sehr schön sein können. Und ich habe es auch schon gemacht, dass ich da nicht gegangen bin und dann habe ich mich hinterher geärgert. Also da klar zu haben, wie würde ich reagieren, wenn es mir so ginge, wie das Gegenüber das gerade gesagt hat. Und ist das wirklich eine Beziehungsaussage, wenn die andere Person sagt, ich habe heute einfach keinen Bock auf unser Date, weil es geht ja vielleicht gar nicht um mich als Person. Sollte es doch um mich als Person gehen und das häufiger der Fall sein, ist das ein ziemlich guter Indikator, dass mit der Beziehung irgendwas... ist. Also vielleicht habt ihr euch auseinandergelebt und ich meine, ich habe gerade darüber gesprochen, wie wenig Zeit wir haben. Und da ist wirklich die Frage, möchte ich Zeit mit Menschen verbringen, die mir nichts bringt oder die mich vielleicht sogar Energie kostet. Ich rede nicht von ein oder zwei Mal, sondern was Dauerhaftem. Da darf ich durchaus drüber nachdenken, denn das Leben ist scheiß kurz. Also ich habe es schon gesagt, unter der Woche haben wir nicht viel Zeit oder pro Woche haben wir nicht viel Zeit. Aber wir haben auch, ehrlich gesagt, gar nicht so viele Wochen. Es gibt sogar ein Buch darüber, das verlinken wir in den Shownotes. Das habe ich aber schon oft empfohlen. Ich würde nicht sagen, dass es das Allerbeste ist, zum Thema Zeitmanagement, aber ich finde, es hat ganz schön einen Blick darauf, mit sich selber Verständnis zu haben, wenn ich Entscheidungen treffe in meiner Zeitgestaltung, die sich hinterher anfühlen wie ein Fehler, dass ich da mit mir einfach lieb bin, dass ich nicht alle To-Dos geschafft habe, dass ich Menschen enttäuscht habe und so weiter. Das Buch heißt 4000 Wochen, weil, als ich das das erste Mal gehört habe, habe ich mich total erschrocken. Wir haben 4000 Wochen in der Welt. Also wenn wir von einem Alter von 80 Jahren ausgehen, dann sind es 4000 Wochen und ich finde, 4000 Wochen sind ganz schön wenig. Und wie schnell ist eine Woche um? Da meine Zeit für mich wertvoll zu nutzen und manchmal wirklich im Kopf zu haben, weniger ist mehr, ist ein Punkt, der wichtig ist, finde ich. Okay, nochmal zusammenfassend die Zeit für mich. Ich kann die Beziehung zu mir nicht beenden und deswegen ist es wichtig, dass es eine gute Beziehung ist und auch meine Umgebung hat mehr davon, wenn ich mich selber ernst nehme und mir selber Zeit genug für mich selber nehme. Und ich würde dich herzlich einladen, wenn die Person sagt, ich habe an dem Abend keine Zeit für dich, ich habe ein Date mit mir, das nicht persönlich zu nehmen, sondern wenn du meinst, es geht aber nur da und dann sehen wir uns drei Wochen wieder nicht, dann vielleicht zu fragen, ob es möglich ist, das zu verschieben, zu kombinieren, dein Date zu verkürzen oder andere Möglichkeiten aufzumachen. Aber auch da schau gut auf deine Ressourcen. Wenn du merkst, nee, ich habe da keine Kapazitäten für an dieser Stelle eine Flexibilität zu haben, dann nimm dich da ernst. Und dann ist das vielleicht mal ein bisschen aufwendigere Diskussion, aber das kann sich durchaus lohnen für jetzt und für die Zukunft. Okay, ich bin am Ende der Folge. Ich fasse nochmal zusammen. Zeitnot existiert und dass du manchmal nicht das schaffst, was du schaffen möchtest, liegt einerseits an Erwartungen. Neurodivergente Menschen haben vielleicht sowohl Zeitblindheit als auch Zeitoptimismus, aber auch neurotypische Menschen haben einfach de facto viel zu wenig Zeit für Schönzeit im Leben. Als Gründe für Entscheidungsprobleme, was Prioritäten in der Zeitgestaltung angeht, ist erstmal insgesamt viele Verpflichtungen, viele Punkte, viele Zeitdiebe, Bürokratie in Deutschland. Wir haben eine gewisse Erwartung an die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft, was eben auch dazu führt, dass wir viele Dinge sofort machen, die vielleicht auch was warten können. Es gibt einfach wahnsinnig viele Möglichkeiten. Das verwirrt natürlich zusätzlich und macht die vielen Zeitentscheidungen, die wir haben, nicht einfacher. Aber vor allen Dingen geht es um das Erwartungsmanagement aus dem Innen, im Außen und da tatsächlich auch People-Pleasertum und Angst vor Enttäuschungen. Wenn wir in die Praxis gehen, dann habe ich über ein paar Kalendertools gesprochen. Ich habe darüber gesprochen, dass Unterschiede sein dürfen beim Planen versus Spontaneität. Und ich habe angemerkt, dass es wichtig ist, sich die Frage zu stellen, was will ich eigentlich mit diesen Menschen, aber auch insgesamt. Und als letztes ein ganz wichtiger Punkt. Zeit für mich ist einfach nötig, um den Rest gut zu gestalten, weil ich möchte ja gute Entscheidungen treffen, was mein Zeitmanagement angeht. Und dafür brauche ich einen klaren Kopf und Ressourcen und ein offenes, neugieriges Gefühl. Und das ist nicht der Fall, wenn ich gestresst bin. Und es ist total spannend, dass in einer Folge über Zeitmanagement das Thema Stress erst gegen Ende der Folge kommt. Denn schlechtes Zeitmanagement oder Zeitnot ist Stress. Stress ist nicht, dass ich, keine Ahnung, wie der allgemeine Begriff von Zeit ist, dass mir jemand Stress macht, sondern Stress ist ja das, was ich mir selber mache, nämlich wenn ich mehr vorhabe, als ich denke, in der Zeit zu schaffen. Also Stress und Zeitnot hängen ganz, ganz eng zusammen und das im Kopf zu haben, ist ganz wichtig, denn Stress verkürzt unser Leben und wir wollen ja 4000 Wochen haben. Jetzt sind wir schon wieder am Ende der Folge angekommen. Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, mich bei Markus F. Zu bedanken für eine Spende am 19.8. Ist schon eine Weile her, habe ich aber bis jetzt noch nicht gemacht. Und ja, man kann für Mopoko spenden. Das hilft uns enorm, weil wir dann zum Beispiel Messestände bezahlen können, Merch herstellen können oder unsere Tools bezahlen können, mit denen wir aufnehmen und die Aufnahmen schneiden. So, jetzt wünsche ich noch einen fantastischen Tag und sag mal, bis dahin. Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren? Was hat dich bewegt? Gab es einen Aha-Moment? Möchtest du etwas vom Gesagten umsetzen? Möchtest du uns dazu etwas mitteilen? Dann schreib uns unter podcast@sonjajuengling.de, oder auf Instagram @mopoco_podcast. Wir sind total dankbar, wenn du uns Hinweise oder Tipps gibst, die den Podcast verbessern oder meine Arbeit ergänzen können. Und wir sind dankbar, wenn du uns unterstützt, finanziell oder ganz praktisch und wenn du uns weiterempfiehlst. Alle Infos dazu findest du unter mono-poly-co.letscast.fm Und wir freuen uns, wenn du ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, was sie tut. Also begegne jeder Person mit Wohlwollen, auch ganz besonders dir. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen.

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