Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#106 - Folge aus der Praxis - Liebe und Sex Ü50

4 Phänomene aus Sonjas Praxis

19.10.2025 22 min

Zusammenfassung & Show Notes

Praxisfolge zu Alter, Liebe und Sex: Chancen von Altersmix, klare Kommunikation, STI-Schutz und smarte Erstgespräche.

In dieser warmherzigen Praxisfolge knüpft Sonja an die letzte Episode zum Älterwerden an und schaut ganz konkret auf Begegnungen, Sexualität und Beziehungen im Kontext von Alter. Es geht um bereichernde Altersmixes, klare Kommunikation über Status und Grenzen – und um Gesundheitsthemen wie STI-Management. Du bekommst außerdem ein Gesprächs-Tool an die Hand, das erste Dates und Kennenlern‑Talks leichter und sicherer macht.

📌 Themen dieser Folge:
  • Wie flexible Beziehungsformen Altersunterschiede entdramatisieren und bereichern können
  • Chancen und Risiken großer Altersunterschiede: Kompetenztransfer, Lust – und Langfristfragen
  • STI-Management im Alter: Schutz bleibt wichtig trotz niedrigem Schwangerschaftsrisiko
  • Gelassenheit, Körperwissen und Humor: Sexualität mit körperlichen Veränderungen navigieren
  • Sprachwelten und Generationen: Englischlastige Begriffe, Inklusion und Lernbereitschaft
  • Statusoffenbarung: Wann sage ich „poly“, „solo“, „suche…“? Balance aus Klarheit und Feingefühl
  • Komplexe Netzwerke im höheren Alter: Ex‑Partnys, Freundys, Sexfreundschaften
  • Strukturierte Erstgespräche: Sicherheit durch Checklisten und klare Abfragen
💡 Das Wichtigste in Kürze
  • Flexible Beziehungskonzepte eröffnen Lern‑ und Entwicklungspotenziale über Altersgrenzen hinweg.
  • Große Altersunterschiede: bereichernd, aber mit Blick auf Versorgung, Abhängigkeiten und Zukunft denken.
  • STI-Prävention bleibt essenziell: Tests, Schutzmethoden und offene Gespräche nicht vernachlässigen.
  • Mehr Offenheit für körperliche Veränderungen kann Sex verbessern – Ehrlichkeit und Humor helfen.
  • Sprache kann verbinden oder trennen: neue Vokabeln lernen, Unterschiedlichkeiten respektieren.
  • Status früh benennen kann Türen öffnen – achtsam vorfühlen und situationsgerecht kommunizieren.
  • Strukturierte Gesprächsformate geben Halt bei ersten Begegnungen.
🔗 Links & Ressourcen zur Folge:
💬 RBDSMATP – Leitfaden fürs Erstgespräch (als Checkliste)
  • R – Relationship: In welcher Beziehung lebe ich gerade, welche Art Beziehung stelle ich mir vor?
  • B – Boundaries: Welche Grenzen habe ich?
  • D – Desires: Welche Wünsche habe ich?
  • S – STI: Welche Tests/Intervalle? Welche Schutzpraxis?
  • M – Meaning: Welche Bedeutung hat das alles für mich?
  • A – Aftercare: Wie möchte ich danach in Verbindung bleiben oder gut aus der Verbindung gehen?
  • T – Trauma: Gibt es Erlebtes, das mein Gegenüber wissen sollte?
  • P – Physical fitting: Körperliche Passung – gibt es Besonderheiten, die relevant sind?
📣 Mitmachaktion Tag der offenen Beziehungstür (TOBT):
Am 28.02.26 öffnen Menschen und Initiativen Türen, um niedrigschwellig über alternative Beziehungskonzepte ins Gespräch zu kommen – ohne Druck, mit viel Wohlwollen. Teile die Infos, sprich Einrichtungen an und hilf, das Angebot sichtbar zu machen. Wenn du Kontakte oder Ideen hast, melde dich gern: podcast@sonjajuengling.de. Wir freuen uns auf dich!

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Die Musik wurde für uns von NeoKorTechs zusammen gemischt und zur Verfügung gestellt (insta: @neokortechs, Homepage: http://www.christian-janz.de). Vielen lieben Dank!

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Zu Sonjas Beziehungs-Coaching und Blog-Beiträgen: https://sonjajuengling.de/

Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie und Co., dem Wissens-Podcast rund um Beziehungen aller Art. Mein Name ist Sonja Jüngling und zusammen mit meinem wundervollen Helferlein Luna unter Unterstützung anderer lieber Menschen möchte ich Wissen und Handlungsmöglichkeiten für Beziehungen in allen Formen für jede Person frei zugänglich machen. Damit wird unsere geliebte Vielfalt noch sichtbarer und die Welt unserer Meinung nach viel bunter und schöner. Heute gibt es eine Folge aus der Praxis mit einem Beispiel aus meiner Arbeit als Paarberaterin zum Thema der letzten Folge. Höre dort doch gern kurz rein für Hintergrundinfos und Tipps, falls du sie noch nicht kennst. Wir möchten darauf hinweisen, dass die Namen und Details aller meiner Fälle so verfremdet sind, dass keine Zuordnung möglich sein sollte. Und dann geht es auch schon los, mit der nächsten Folge von MoPoCo, dem Wissenspodcast zu allen Formen von Beziehungen und Liebe. Hallo zusammen und willkommen zu einer neuen Praxisfolge hier bei MoPoCo. Heute beschäftige ich mich mit dem Thema Alter und erzähle ein bisschen dazu, welchen Phänomenen ich dazu in der Praxis immer mal wieder begegne. Ich möchte genau wieder bei der letzten Folge kurz erwähnen, dass ich mich nicht für die totale Expertin zum Thema Liebe und Sexualität im Alter halte. Solltest du jemanden kennen, der das aber ist und der vielleicht als Interviewpartner für uns relevant ist, Dann melde ich gerne. Genau, also was beobachte ich in meiner Praxis? Durch einen bewussten Umgang mit Beziehungskonzepten insgesamt und auch Polyamorie habe ich beobachtet, dass es eine größere Möglichkeit gibt. Altersunterschiede zu ignorieren, sage ich jetzt mal. Dadurch, dass nicht alle Beziehungen dann immer gleich Lebenskonzepte und Versorgungsgemeinschaften sind, dadurch gibt es eine größere Möglichkeit, auch Situationships oder Verbindungen zuzulassen, die, wenn ich plane, gemeinsam alt zu werden, keine Relevanz hätten. Also, wenn Menschen mit 20 oder mehr Jahren Altersunterschied sich finden und lieben und eine schöne Zeit miteinander haben, dann ist natürlich immer die Frage, wie sieht das im Alter aus und sind beide bereit, zu sagen, das so mitzutragen, dass vor allem in höheren Jahren ja durchaus auch Interessens- und Lebensphasenunterschiede bestehen. Und wenn ich da aber offen dafür bin, wenn es nicht immer um die Lebensgemeinschaft geht, wenn ich vielleicht lieber Single bin und ein gutes Netzwerk habe oder wenn ich Poly lebe, dann gibt es die Möglichkeit zu sagen, okay, die Beziehungen halten bei mir sowieso nicht lang oder ich habe nicht vor, dass sie lang halten oder die haben bei mir nicht so eine große Wichtigkeit oder eine große Verbindlichkeit, dann ist es auch okay, wenn ich mich Menschen annähere, die überhaupt nicht in meine Altersgruppe passen. Und das hat natürlich total viele Vorteile. Also gegenseitige Horizonterweiterung fällt mir da ein oder eine Kompetenzergänzung auch. Also es gibt ja schon Phänomene, die im Alter häufiger auftreten als in jungen Jahren und andersrum. Also zum Beispiel könnte es vielleicht sein, dass ich im Alter, die Wahrscheinlichkeit ist einfach größer, Dass ich gelassener bin und in Frieden mit mir und meiner Umwelt und dass ich eine gewisse Weisheit im Umgang mit Dingen habe, die in jungen Jahren vielleicht direkt zum Drama werden. Und diese Gelassenheit und Weisheit, von der kann ich profitieren, wenn ich ein junger Mensch bin. Und gleichzeitig kann ich als alter Mensch davon profitieren, dass junge Menschen vielleicht mit Technik besser klarkommen oder eine gewisse Energie mitbringen oder andere Kontakte haben. Also das kann sich gegenseitig durchaus total beflügeln und wenn es wirklich sehr große Altersunterschiede sind, kann es natürlich auch in der Sexualität total bereichernd sein, weil es gibt ja immer wieder so Moden, was gerade in ist und was nicht und das ist natürlich auch in der Sexualität so. Es gibt immer wieder so Wellen, wo dann irgendwelche Sachen durch die Bubbles gehen, das mal auszuprobieren, so Tantra oder irgendwelche anderen Intimmassagen oder dass Gruppensex mal wieder ein bisschen wichtiger ist oder solche Dinge. Und da können wir uns durchaus gegenseitig helfen und beflügeln. Und das ist total schön. Nachteil ist natürlich, wenn ich erstmal offen gegenüber solchen Verbindungen bin, dann kann das natürlich trotzdem sein, dass es irgendwann eine Verbindlichkeit und einen Wunsch nach Langfristigkeit gibt. Und dann hänge ich unter Umständen mit einer Person in einer schon sehr stabilen Bindung mit großen Gefühlen und einer großen. Ja, ich mag das nicht, das so zu benennen eigentlich, aber am Ende ist es ja so eine große emotionale Abhängigkeit, weil ich eben diesen Menschen so lieb gewonnen habe. Dass dann eben doch die Frage ist, okay, gemeinsam alt werden, es wird doch eine Versorgungsgemeinschaft. Das ist aber ganz schön schwierig mit eben diesen ganzen Nachteilen, die es dann gibt, dass eine Person noch sehr lange ohne die andere Person weiterleben muss oder eine Person in der Blüte ihres Lebens eine andere Person pflegen muss. Und habe dann genau die Probleme, die ich eigentlich dadurch auch vermeiden möchte, wenn ich nicht innerhalb meiner Altersgruppe date. Genau. Also ein bewusster Umgang damit kann eine Vermischung von Altersgruppen fördern. Und ich finde das durchaus positiv, aber es hat natürlich auch Nachteile. Das nächste Phänomen, was mir immer wieder begegnet, ist, dass Menschen ein bisschen fast so leichtsinnig werden, was das STI-Management angeht, also den Umgang mit sexuell übertragbaren Krankheiten. Denn im hohen Alter ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, grundsätzlich reduziert. Viele Menschen sind vielleicht auch sterilisiert, weil die Kinderplanung vielleicht abgeschlossen ist oder in Polykreisen, weil dann halt einfach die Sexualität entspannter ist. Und natürlich, jenseits der Menopause kann ich sowieso nicht mehr schwanger werden. Und deswegen haben STIs eine größere Chance, dass sie sich verbreiten können. Vor allem dann, wenn die Menschen einfach gar nicht geübt haben oder geübt sind, über STI-Management zu reden. Also zum Beispiel darüber, welche Praktiken mit wem ohne Kondom, Lecktuch oder anderen Schutz gemacht werden. Und wie häufig welche Tests gemacht werden. Und es ist natürlich dann auch eine Frage von Gewohnheit. Wenn ich das schon immer so mache, dann ist das schwer, mich umzustellen. Aber je älter ich werde, desto wichtiger ist das STI-Management, weil STIs sind dann halt gefährlicher. Antibiotika schlagen vielleicht nicht mehr so gut an, mein Immunsystem ist vielleicht ein bisschen drunter und die Symptome können schlimmer werden. Und das ist etwas, das ich in meiner Praxis immer wieder beobachte, dass die Menschen halt so abgeklärt sind und schon alles wissen und sich gar nicht mehr so richtig informieren und in ihren alten Gewohnheiten stecken und das STI-Management dann irgendwie vergessen wird. Zumal STI, das sind ja nicht nur die vier großen Krankheiten, gegen die diese Anbieter, zum Beispiel s.a.m. Health, auch testen oder auf die, die auch testen, sondern es sind halt eben auch so Sachen wie Filzläuse, Kretze, Herpes. HPV, also der humane Papillom-Virus. All diese Sachen sind natürlich auch sexuell übertragbar und das im Kopf zu behalten ist einfach wichtig und deswegen möchte ich es hier erwähnt haben. Der dritte Punkt, den ich erwähnen möchte in Bezug auf Alter und Liebe und Sexualität, ist, dass ich ein bisschen den Eindruck habe, dass die Menschen gelassener oder mehr in der Akzeptanz gegenüber altersbedingten Begleiterscheinungen sind. Also, dass die Körperfunktionen sich ein bisschen verändern, dass es nicht mehr so eine Standfestigkeit gibt wie mit 20, dass die Feuchtigkeit auch nicht immer so fließt wie mit 20. Dass auch mal ein Darmwind entfleucht und solche Dinge. Also im Alter sind die Menschen in den meisten Fällen sehr viel entspannter mit sowas und humorvoller und lachen vielleicht eher darüber, dass dann eine bestimmte Stellung aufgrund von Hüftproblemen nicht mehr machbar sind oder trauen sich eher zu sagen, dass ihnen die eine oder andere Stellung schlicht und ergreifend zu anstrengend ist. unter Dudes stehen zum Beispiel. Ja, die sind dann einfach ehrlicher mit sich und der Umwelt im Idealfall und können damit besser umgehen. Und das ist eigentlich sehr schön und das bereichert die Sexualität. Es kann natürlich auch genau andersrum sein, dass Menschen mehr in der Starre sind, weil sie sich mehr damit abgefunden haben oder mehr in die eigenen Muster, ja, fast wie verrannt haben, dass etwas so oder so sein muss. Ich habe auch den Eindruck, dass mit der Zeit die gesellschaftlichen Gepflogenheiten sich ein bisschen gelockert haben. Also das zum Beispiel Händedruck wird heutzutage nicht mehr so fehlgemacht, eine Begrüßung jeder einzelnen Person. Also insgesamt haben die Höflichkeitsfloskeln oder die Höflichkeiten sich ein bisschen reduziert. Und dann kann es natürlich sein, dass wenn ich im Alter bin, dass ich dann noch total in den alten Gewohnheiten hänge und dass dann zwei Menschen sich treffen, wo eine Person relativ locker ist und die andere Person relativ starr. Und das kann dann natürlich auch zu Konflikten führen. Und ich habe auch den Eindruck, dass durch diese altersbedingte Gelassenheit insgesamt Körperfunktionen und alles, körperliche Einschränkungen einfach viel mehr Thema sind. Also das, wo viele Menschen sich drüber lustig machen, dass alte Menschen sich nur noch über Krankheiten unterhalten, das ist an dieser Stelle ein Vorteil, weil die Menschen trauen sich eher, das zu sagen und dem auch Raum zu schaffen, beziehungsweise sie müssen es ja auch. Also wenn ich eine Hüftproblematik habe oder so, ich muss da einfach mehr Rücksicht drauf nehmen, Sonst habe ich einfach einen großen Leidensdruck und muss dafür einen hohen Preis bezahlen. Und deswegen habe ich den Eindruck, dass insgesamt die Menschen im Alter sehr viel besser über Körperfunktionen und so weiter reden können und es ihnen leichter fällt, das zu benennen. Was natürlich dann auch wieder, was das STI-Management angeht, sinnvoll ist. Genau, das beobachte ich und falls das bei dir nicht so sein sollte, kann ich dich nur dazu einladen, weil tatsächlich mehr reden ist da schon hilfreich an vielen Stellen. Und entgegen der landläufigen Meinung sorgt das nicht unbedingt dafür, dass Sexualität schlechter wird. Klar, wenn du Sexualität lebst und dann währenddessen darüber jammerst, wie dir deine Hüfte wehtut, dann kann das schon ein Stimmungskiller sein. Aber insgesamt danach darüber zu reden, wie man das ändern könnte, ob man vielleicht ein Kissen unterlegen kann oder so, das erhöht die sexuelle Qualität auf jeden Fall total. Und das ist eben altersbedingt meiner Meinung nach grundsätzlich erstmal leichter. Dann habe ich noch, also diese Folgen sind ja entstanden, weil wir eine E-Mail oder mehrere Inputs bekommen haben zu Liebe und Sexualität und Beziehungen im Alter. Und eine Frage davon war auch, was mache ich, wenn ich älteren Semesters bin und Poly lebe oder eben keine Beziehung habe und auf der Suche bin? Wie mache ich da meinen Status offen? Also wir haben ja kein Schildchen über uns, wo genau draufsteht, wie alt wir sind und was wir gerade sexuell, romantisch, partnerschaftlich oder freundschaftlich suchen. Und viele gehen aber davon aus, je älter die Menschen sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie solo oder auf der Suche sind. Und da ist dann die Frage, wie und wann offenbare ich denn diesen Status? Und wie und wann offenbare ich denn, dass ich auf der Suche bin oder Interessantem gegenüber habe? Ich bin ja immer ein Freund, ich bin ja eine ziemliche in your face Person. Bin immer Freundin davon, sowas von Anfang an offen zu machen. Ich kann das ganz casually einfließen lassen, dass ich zum Beispiel nicht sage, meine Partnerin, sondern eine meiner Partnerinnen. Damit äußere ich, dass ich Poly bin. Ich kann es auch ganz einfach den Elefanten im Raum benennen und sagen, du, ich habe Interesse daran, dich näher kennenzulernen und zwar in romantischer Sicht und das und das ist mein Status. Auch auf Dating-Plattformen ist es sinnvoll, nicht nur zu sagen, dass ich suche, sondern auch in welchem Kontext ich suche oder was ich suche, ob ich eine Versorgungsgemeinschaft suche oder ein Casual Dating oder eine Freundschaft mit Extras oder einfach eine schöne Zeit. Das kann total sinnvoll sein, das sofort zu machen. Allerdings hat das natürlich auch Nachteile. Also es hat den Vorteil, dass alle wissen, was los ist und es hat den Nachteil, dass ich vielleicht viel zu früh eine Intimität aufbaue, wo sie gar nicht hingehört. Denn das offen zu machen, was für ein Interesse ich am Gegenüber habe, das verändert die Beziehung ja. Und es kann Leute auch verschrecken, weil ihnen das dann zu schnell ist, wenn zu früh die Labeldiskussion geführt wird. Und es kann auch dafür sorgen, dass Menschen, die sich vielleicht grundsätzlich auf die Beziehung einlassen können, auch wenn sie nicht ihrem üblichen Konzept entspricht, vielleicht verschreckt werden, weil sie darüber noch nie nachgedacht haben und von vornherein solche Sachen dann ablehnen. Und das ist einfach ganz wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass es eben Vor- und Nachteile hat. Und ich glaube, da ist es wichtig, dass du einfach deinen ganz persönlichen Weg findest, wie sich das für dich stimmig anfühlt, wie viel Transparenz du haben willst, also wie viel du den Menschen auch die Möglichkeit geben willst, damit einen Umgang zu finden und wie wenig du die Menschen dann aber damit unter Druck setzen willst, wie viel Sicherheit und Klarheit du brauchst. Und auch wie geschickt du in solchen Diskussionen bist. Also wie sehr du auf das Gegenüber eingehen kannst und merken kannst, wenn du es ein bisschen verschreckt hast oder wie sehr du auffangen kannst, wenn dann eine Awkward Silence, also so eine. Ich erkläre gleich, warum ich lache, eine Awkward Silence heißt ein unangenehmes Schweigen entsteht. Das ist zum Beispiel was, das ist sehr unterschiedlich zwischen jungen und alten Menschen. Ich war letztens auf einem Poly-Stammtisch und da waren ausschließlich Menschen Anfang 20 und ich würde schätzen, dass ungefähr 30 Prozent, vielleicht sogar 40 Prozent der Wörter Englisch waren. Und das ist tatsächlich etwas, das für ältere Menschen, vor allen Dingen, wenn sie in den neuen Bundesländern aufgewachsen sind, ein Problem sein kann. Vor allen Dingen, wenn dann noch so eine innere Verurteilung da ist oder ein innerer Trotz, dass ich sage, dieses Engleutsch, das finde ich ganz schrecklich. Das kann ich natürlich nachvollziehen und es ist an vielen Stellen auch überflüssig vielleicht. Und gleichzeitig innerer Widerstand sorgt dafür, dass es schwerer wird, einen Umgang damit zu finden. Und tatsächlich ist es ja leider so, oder ist es ja Gott sei Dank so, dass wir immer mehr englische Begriffe auch im Deutschen entdecken. Und warum ich das so häufig benutze, ist, dass ich manchmal finde, dass die englischen Begriffe besser passen. Interessanterweise ist das für englisch sprechende Menschen auch so, dass die deutschen Begriffe manchmal besser passen, weil es einfach platter runtergebrochen ist und ich nicht schon seit 40 Jahren, 20 Jahren ein Punkt habe, ein Gefühl zu dem Wort habe. Und deswegen ist es manchmal ganz hilfreich, auch neue Vokabeln zu integrieren. Aber das kann natürlich auch was sein, was trennt und was schwieriger wird im Alter. Aber sich damit zu beschäftigen, hält den Kopf auch agil. Also ich kann das nur empfehlen. Ja, und was ich noch zu dieser Frage, wann und wie ich die Statusoffenbarung eigentlich mache, bei Poly oder eben nicht Poly, ist grundsätzlich im Kopf zu behalten, dass je älter ich bin. Desto komplizierter ist mein Leben eigentlich auch. Also das erlebe ich immer wieder in meiner Praxis und auch in meinem Umfeld, dass die Leute vielleicht auf der Suche sind nach einer neuen Beziehung, aber dann stellt sich eben doch raus, dass es irgendwo einen Ex-Mann gibt oder eine Ex-Frau, mit der es noch eine ziemlich intensive Bindung gibt und womit ich in Urlaub fahre oder Familienfeste verbringe. Oder dann gibt es da diese alte Freundin, beste Freundin, mit der ich irgendwann mal was hatte. Oder eine Person, die schon sehr lange meine Freundin ist und mit der ich auch ab und zu bedürfnisbefriedigungsmäßig Sex habe. Und je älter ich bin, desto mehr dieser wertvollen Menschen sammle ich an. Und das kann natürlich, wenn ich die Statusoffenbarung mache. Manchmal zum Problem werden. Weil was davon erzähle ich früh und was nicht? Ich glaube, da ist es einfach wichtig, beim Gegenüber so ein bisschen vorzufühlen und mal zu hören, wie Beziehungen insgesamt sich anfühlen und wie die Menschen mit Beziehungen umgehen, ob die eher amatonomativ davon ausgehen, dass Freund*innenschaften nicht so viel wert sind wie Partnerschaften oder ob es da eine große Offenheit gibt. Und es gibt ein Gesprächsformat. Finde ich das gerade passend. Ich erzähle es trotzdem, weil es ein tolles Gesprächsformat ist. Es ist wieder so eine schöne Abkürzung RBDSMATP. Wir schreiben das in die Shownotes. Das ist eine Liste an Sachen, die bei Begegnungen jeglicher Art, auch körperlicher Art sinnvoll sein können abzuchecken. Das kommt, soweit ich weiß, ich weiß es nicht so genau, vielleicht aus der Beziehungsanarchie, wird aber auf jeden Fall viel im BDSM-Kontext verwendet, um eben vor der ersten Begegnung innerhalb des BDSM-Kontexts eine gewisse Sicherheit zu haben. Und da kannst du ja mal gucken für dich, was für Sachen für dich wichtig sind, früh zu sagen oder früh vom Gegenüber zu wissen. Das darf sich ja auch durchaus unterscheiden. Und es kann total wichtig sein, die andere Person einfach danach zu fragen, zu fragen. Und dir aber auch klarzumachen, wenn du fragst, bist du Solo, dann ist das ja nicht nur eine Frage, sondern dann ist das auch ein Interesse. Und ich muss ganz ehrlich gestehen, ich bin ein großer Freund davon, Interesse früh zu äußern, weil ich wirklich schon viele, viele Menschen dabei begleitet habe, dass sie sich sehr lange damit rumgeschlagen haben und dann wirklich einfach Zeit verpasst haben mit Menschen, die sie früher auf einer anderen Ebene hätten kennenlernen können. Und es wird in Serien und Filmen immer wieder gesagt, dass wenn ich romantisches oder sexuelles Interesse an meiner Freundin oder meinem Freund entwickle und das äußere, dass das die Beziehung kaputt machen kann. Und ja, es gibt bestimmt Menschen, bei denen das so ist. Und gleichzeitig kann ich da einen Weg rausfinden und das kann für die Beziehung tatsächlich total schön sein, damit einen Umgang zu finden. Und damit will ich nicht sagen, sagt das immer, aber ich würde mir einfach wünschen, dass wir alle ein bisschen weniger Angst davor haben, weil die Angst macht die Situation halt schlimmer. Und es wäre doch schade, wenn zwei Menschen 40 Jahre die besten Freundinnen sind und dann feststellen, dass sie beide eigentlich schon seit Jahrzehnten aufeinander gestanden haben oder sich immer gefragt haben, wie eigentlich eine sexuelle Begegnung aussehen würde. Genau, das waren meine vier Punkte. Also erstmal, dass durch den bewussten Umgang mit Beziehungskonzepten mehr Altersunterschiede möglich sind und dass das sehr horizonterweiternd sein kann. Dass im Alter auch das STI-Management nicht vernachlässigt werden sollte, es im Gegenteil sogar wichtig wird durch das veränderte Immunsystem. Außerdem, dass es häufig so ist, dass altersbedingte Gleiterscheinungen gelassener genommen und darüber mehr geredet werden kann und dass im Alter natürlich eine Statusoffenbarung total problematisch sein kann, weil eben viel weniger davon ausgegangen wird, dass die Begegnung unter Umständen eine Zukunft romantischer oder sexueller Art haben könnte. Und das deswegen in den Prozess zu gehen, wie du diese Statusoffenbarung wann machen willst, dass das durchaus sinnvoll sein kann, sich das mal ein bisschen vorher zu überlegen, wie das gehen kann und wann du komfortabel damit bist. Und da sei auch noch das Thema, also das Gesprächskonzept RWDSM ATP erwähnt. Das ich in die Shownotes packe. So, jetzt sind wir am Ende der heutigen Folge angekommen. Zum Schluss möchte ich noch einen kleinen Aufruf starten mit einer kleinen Bitte. Wenn du genau wie wir davon überzeugt bist, dass es für alle Menschen hilfreich sein kann, selbst wenn sie nicht polyleben wollen, Andere Konzepte kennenzulernen, dann freue ich mich, wenn du noch ein bisschen weiter zuhörst, denn es gibt im Februar wieder den Tag der offenen Beziehungstür. Das ist ein Tag am 28.02.26, an dem du online Menschen zuhören kannst, die über ihre Lebenskonzepte alternativ zur Monogamie erzählen. Das sind alles stammtischleitende oder anders ehrenamtlich engagierte Menschen. Und da möchten wir natürlich, dass so viele Menschen wie möglich davon erfahren, vor allem die, die außer Monogamie nichts kennen. Das heißt, wir brauchen Menschen, die davon erfahren, die mit dem Polykontext noch nichts zu tun haben, die den Podcast vielleicht nicht kennen. Und wenn du eine Idee hast, wer das sein könnte, ob das Familienbildungsstätten, Jugendämter, die Caritas, also Stellen sind, die Interesse daran haben, solche Formate zu bewerben, dann würden wir uns total freuen, wenn du uns das mitteilst. Es gibt natürlich eine Internetseite zum TOBT und auf der Seite wird ein Tool eingerichtet werden, in der wir Kontakte sammeln von Einrichtungen, die mit Polyamorie, offenen Beziehungen und Beziehungsanarchie bisher noch nicht so viel Kontakt hatten und die Lust darauf haben, Werbung zum TOBT zu bekommen, damit die das dann weiter verbreiten können. Denn je mehr Leute da teilnehmen, desto mehr Leute wissen davon. Und es geht mir nochmal nicht darum, dass alle Menschen polyleben müssen. Ich möchte genau wie viele andere, genau wie das Podcast-Team, genauso wie die OrganisatorInnen, das tobt, einfach, dass Menschen mehr Optionen haben, sodass der Start ins Polyleben, falls gewünscht, nicht so bumpy ist und sodass Tools aus der Polyamorie in die Monogamie mit übernommen werden können. So, und jetzt wünsche ich noch einen fantastischen Resttag. Freue mich total, wenn du die Folge weiterempfiehlst und wenn du dich bei uns meldest, falls du noch was brauchst dazu. Freue mich total, wenn du die Folge weiterempfiehlst und hoffe, dass du deine Beziehungen ganz toll genießen kannst. Bis dann! Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren oder dir einen Moment nehmen, das gehörte noch ein bisschen sacken zu lassen. Wenn dir unsere Inhalte gefallen, empfiehl uns weiter. Gib uns gerne eine 5-Sterne-Bewertung auf den bekannten Podcast-Plattformen oder schreib uns unter podcast@sonjajuengling.de. Wir freuen uns, wenn du mit oder ohne unsere Impulse ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, was sie tut. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen. Und jetzt genieß dich und einen wundervollen Tag.

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