Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#99 - B wie BDSM und Kink: von Schmerz, Macht, Bondage und Co

eine spannende Spielart mit dem Kick im Kopf

31.08.2025 38 min

Zusammenfassung & Show Notes

Sonja gibt eine erste Orientierung zum Thema BDSM für Neugierige & erklärt, warum das Spiel mit Macht und Schmerz für Beziehungen so spannend sein kann.

In dieser Folge führt Sonja in die Vielfalt von BDSM und verwandten Dynamiken ein: von Bondage, Schmerz und Macht bis zu Strömungen wie Caregiver‑Little oder Pet Play. Im Fokus stehen Verantwortung, Selbstfürsorge, klare Kommunikation und Sicherheitskonzepte (Safe Words, Ampelsystem, Aftercare). Außerdem gibt es Hinweise zu seriösen Lernquellen, Community‑Optionen und praktischen Einstiegstipps.

📌 Themen dieser Folge:
  • Einführung: Warum wir über BDSM und andere Beziehungsformen sprechen
  • Kernkompetenzen: Verantwortung, Selbstfürsorge, Offenheit, Glossare nutzen
  • Was BDSM umfasst: Bondage, Schmerz, Macht (DS) und verschiedene Dynamiken (z. B. Caregiver Little, Pet Play, High Protocol)
  • Warum BDSM spannend sein kann: Vertrauen, Rollen, Grenzenverschiebung, Selbstkenntnis
  • Medien-Mythen vs. Realität: Forschung, WHO/ICD-11-Kontext
  • Sicherheitskonzepte: Safe Words, Ampelsystem, nonverbale Signale, Notfallpläne
  • Aftercare und Nachsorge: Reflexion und langfristige Sicherheit
  • Einstieg und Bildung: Bücher, Podcasts, Stammtische, Vereine und langsamer Praxisaufbau
  • Beziehungsdynamiken: Einfluss auf Alltag, Eifersucht und Machtungleichheiten
  • Praktische Tipps: sicherer Einstieg, Umgang mit Fehlern und Rückkopplung
💡 Das Wichtigste in Kürze
  • Konsens, Einvernehmen und offene Kommunikation sind zentral.
  • Beginne mit Theorie und seriöser Recherche (Glossar, Fachtexte, Podcasts), bevor du praktisch wirst.
  • Nutze Safety-Tools: Safe Words, Ampelsysteme, nonverbale Signale und Aftercare.
  • BDSM ist vielfältig (Bondage, Schmerz, Macht) und kein Krankheitsbild.
  • Baue Vertrauen langsam auf und such dir ggf. erfahrene Personen oder sichere Community-Räume.
  • Kläre Alltagsfragen wie Eifersucht, Machtverhältnisse und Grenzen aktiv.
🔗 Links & Ressourcen zur Folge:
📚 Buchtipps:
🎧 Verwandte Folgen:
  • #38 Coming-out: Hilfreiche Tipps für Gespräche über sensible Themen.
📣 Aufruf:
  • Werde Teil unserer MoPoCo-Community auf Telegram und Instagram und teile deine Fragen und Themenwünsche.


Hast du Fragen oder möchtest uns Feedback geben?

Schreib uns:
📧 podcast@sonjajuengling.de
📸 Instagram: @mopoco_podcast
🗣️ Diskussionsgruppe zum Podcast: https://t.me/+qHqB5VYoQSw2NzYy

💡 Unterstütze uns:
Credits:
Die Musik wurde für uns von NeoKorTechs zusammen gemischt und zur Verfügung gestellt (insta: @neokortechs, Homepage: http://www.christian-janz.de). Vielen lieben Dank!

🎧 Danke fürs Zuhören – lass uns gemeinsam die Welt liebevoller und verständnisvoller machen - für dich, für deine Beziehung, für alle! ❤️

Zu Sonjas Beziehungs-Coaching und Blog-Beiträgen: https://sonjajuengling.de/

Transkript

Sei dir dessen bewusst, dass wenn du das erste Mal mit jemandem sprichst, der die BDSM-Seite in dir zum Schwingen bringt und dich da anspricht auf eine Weise, die gut zu dir passt, dann ist der Sog unfassbar groß. Lass dich davon nicht so beeindrucken. Der geht nicht so schnell weg, wie du denkst. Hallo, herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie & Co., dem Podcast für alle Formen von Beziehungen. Mein Name ist Sonja Jüngling, ich bin Paar- und Sexualberaterin, Workshopleiterin, Aufklärerin, Mutter, Naturliebhaberin, Musikerin, Traceuse, Grenzgängerin und Gegensatzaushalterin. Zusammen mit meinem wunderbaren Helferlein Luna möchte ich Wissen und Verständnis weitergeben für alle Formen von und Wünsche in Beziehungen. Unter anderem wirst du in jeder Folge unseres Podcasts finden Unterstützung für ganz individuelle Lösungen in Beziehungsformen, nicht nur, aber auch abseits unserer westlich gelebten Norm. Wissen, Impulse, Tipps und Tricks für höhere Beziehungsqualität und ganz viel Infos rund um das Thema gute Beziehungen und Selbstfürsorge. Ganz wichtig ist uns noch zu sagen, dass das Hören dieses Podcasts dir viel geben kann, gleichzeitig allerdings keine Paarberatung oder Therapie ersetzen kann und, dass es unheimlich sinnvoll sein kann, sich früh eventuell sogar gemeinsame Unterstützung in welcher Form auch immer zu suchen. Schaff Raum für das, was dich bewegt. Und nun viel Spaß mit der heutigen Folge. Hallo zusammen und willkommen zu einer neuen Folge von MoPoCo. Heute gibt es ein Thema und zwar eins, auf das ich richtig Lust habe. Da freue ich mich schon ganz lange drauf. Und zwar gibt es heute das Thema BDSM und Kink. Und ich rede über Schmerz, Macht, Bondage, Fetisch und Co. Wie immer gibt es erstmal eine Einführung und einen Ausblick. Also, ich rede heute über ein sehr umfangreiches Thema. Ich sage da auch gerne der Kick im Kopf zu. Und wahrscheinlich wird es heute nur die allerdünnste, kleinste Spitze des Eisberges sein. Es wird insgesamt fünf Folgen zu dem Thema geben. Zwei Folgen zum Thema BDSM, also eine Themenfolge und eine Praxisfolge und zwei Folgen zum Thema DS. Was das ist, sage ich gleich. Vielleicht weißt du es aber auch schon. Eine Themenfolge, eine Praxisfolge. Und dann gibt es noch ein Interview. Ich habe leider vergessen, an welchem Tag, aber auf jeden Fall noch dieses Jahr. Aber trotzdem werden wir natürlich nicht alles abdecken können. Da bin ich relativ sicher. Und ich werde relativ viele Begriffe benutzen, die, falls du mit dem Thema noch keinen Kontakt hattest, unter Umständen für dich neu sind. Ich versuche, das auf ein Minimum zu reduzieren. Trotzdem wäre es vermutlich günstig, wenn du zum Beispiel auf das Glossar auf meiner Seite schaust oder einfach im Internet googlest, was die Begriffe bedeuten. Ich versuche das aber so auf ein Minimaß zu halten. So, der Ausblick ist, ich werde natürlich erstmal über die Definitionen reden, wie immer. Dann gibt es ein Kapitel, was ist das Tolle daran? Dann gibt es ein Kapitel, was sagen die Medien dazu und was stimmt? Und dann gibt es ein Kapitel, wo und wie fange ich an, wenn ich mich mit dem Thema beschäftigen möchte und worauf darf ich dabei achten? Okay, dann geht's mal los. Die Definitionen. Also, ich werde jetzt hier nicht anfangen, die einzelnen Buchstaben von der Abkürzung zu erklären, weil ich möchte die Minuten anders nutzen, weil das kannst du nämlich selber nachgucken. Schau einfach Wikipedia oder irgendwo im Netz. Ich möchte aber gerne trotzdem darauf hinweisen, über was ich heute rede. Ich rede über Bondage, also das Spiel mit den Seilen, über ausgeliefert sein und gehalten werden geht es da. Ich rede über das Spiel mit Schmerzen, also Schmerzen zufügen oder Schmerzen aushalten, ertragen, empfangen. Natürlich nur konsensuell, also mit Einvernehmen und Wunsch. Und ich rede über das Spiel mit Macht. Da sage ich häufig DS zu oder Erziehungsspiele. Und da gibt es die Unterscheidung einmal, dass es eine dauerhafte Machtverschiebung gibt, eine sogenannte 24-7-Beziehung oder dass die Machtunterscheidung oder der Machtunterschied nur für eine Begegnung oder Sexualität hergestellt wird. Bei dem Spiel mit Macht gibt es so verschiedene Strömungen, zum Beispiel Caregiver Little. Also da gibt es dann irgendwie so eine Dynamik, dass es zum Beispiel Daddy Baby gibt oder wie ihr merkt, bin ich in dem Bereich nicht zu Hause. Aber da geht es darum, dass eher der fürsorgliche Aspekt vorne ist. Dann gibt es das sogenannte Pet Play, also das Spiel mit dem Rollenspiel als Tier, Hunde, Pferde etc. Und dann entsprechend auf der Gegenseite der Dompteur. Und dann gibt es zum Beispiel auch sogenannte High Protocol DSler. Das heißt, es gibt ein sehr strenges Regelsystem. Da wird dann vielleicht mit Bediensteten oder SklavInnen oder so agiert. Aber ja, da gibt es ganz, ganz viele Strömungen. Zu DS, also zu dem Spiel mit Macht, gibt es auch eine eigene Folge oder wird es zwei eigene Folgen geben, weil das ein eigenes Thema ist und tatsächlich eins meiner Lieblingsthemen. Genau. Was ist das Tolle daran an BDSM? Also auf diese Frage gibt es natürlich 100 Millionen unterschiedliche Antworten. Du bekommst heute meine, aktuelle, vom 20. August. Bin heute spät dran mit der Aufnahme. Für mich ist das eine Erweiterung der Praktiken oder Spielarten und deswegen sehr aufregend und vielfältig. Und durch diese Vielfalt ist es auch dauerhaft aufregend und neu, weil ich ja immer wieder was Neues ausprobieren kann. Und selbst wenn ich alte Sachen mache, dann fühlen die sich manchmal neu an, weil es schon so lange her ist, dass ich das gemacht habe, weil ich ja so viele Möglichkeiten habe. Und was ich im Kontakt auch mit anderen Menschen erfragt habe. Ist, dass es einfach einen anderen, intensiveren Kontakt und eine andere, intensivere Abstimmung braucht als bei der Standardsexualität und dass es deswegen einfach eine ganz andere Basis in der Beziehung gibt. Und durch das Spiel mit dem Feuer lerne ich mich auch besser kennen. Also ich spiele ja mit Grenzen und mit Macht und mit Schmerz, also mit allen Dingen, die im Alltag eigentlich, ja, also im Alltag, ich bin ja Feministin und für mich ist Konsens und Transparenz total wichtig. Und das ist im BDSM genau das Gegenteil der Fall. Also da ist der Kick sehr häufig, dass es eben zumindest auf dem Papier ich keinen Einfluss darauf habe, wenn ich unten spiele und überrascht werde und nur dem Rahmen zugestimmt habe. Und das ist halt dieses Gegenteil vom Alltag. Das finde ich ganz schön. Und ich lerne mich dadurch besser kennen, weil diese Klarheit, die ich habe. Also dass ich die Grenzen im wahren Leben sehr wichtig finde und im Spiel immer wieder verschieben möchte, also im BDSM-Kontext immer wieder verschieben möchte, das hat mir total viel Wissen über mich selbst gebracht. Das Tolle daran, sagen auch viele Leute, ist dieses Verruchte, Verrückte, das Spiel mit Mut und Komfortzonen und gesellschaftlichen Konventionen und ja, einfach so dieses total andere als der Alltag. Also auch das Spiel mit Rollen, also ganz konkret Doktorspiele oder ähnliches. Das ist für viele Leute sehr, sehr erfüllend. Außerdem ist im BDSM im Gegensatz zum Alltag, wo zum Beispiel ich sehr viel auf Transparenz- und Erwartungsmanagement setze, kann im Spiel sehr viel mit Spannung und Überraschung und Ungeplantem gespielt werden, also umgegangen werden. Und außerdem sagen viele Menschen, die BDSM praktizieren, dass Vertrauen eine total große Rolle spielt und dass durch eben diese Wichtigkeit von Vertrauen und das Benennen und das immer wieder damit Arbeiten und das Bewusstmachen eine ganz andere Art von Begegnungen möglich ist. Außerdem schätze ich an der BDSM-Szene den schwarzen Humor. Das mag eine subjektive Wahrnehmung sein, dass diese Menschen eine sehr nerdige, quirkige Art von Humor haben, aber so erlebe ich das. Was viele auch nennen ist, dass das so eine Art wie so ein Geheimbund oder eine verschworene Gemeinschaft ist. Also es gibt ja in manchen Regionen auch so Insignien, woran man vielleicht erkennen kann, dass die Person, die da da gegenüber sitzt, ein BDSM-er oder eine BDSM-erin ist. Das kann durch Kleidung klargemacht werden, durch bestimmte Sorten von Schmuck oder bestimmte Frisuren, bestimmte Schminktechniken oder Tätowierungen. Und was ist das Tolle daran? Das ist das Allerallerwichtigste, dass es total Spaß macht. Also zumindest den Menschen, die damit was anfangen können, wobei ich ja auch schon in diversen Folgen gesagt habe, dass Sexualität durchaus etwas ist, das ich lernen und umlernen kann und auch jedes Mal eigentlich tue, wenn ich Sexualität lebe, nur dann meistens nicht bewusst. Das heißt, wenn es Praktiken gibt, von denen ich denke, boah, das ist mir zu gruselig, das will ich nicht, Finger davon. Aber wenn ich eine Partnerperson habe und die sagt, oh, könntest du dir das und das vielleicht vorstellen und ich habe vielleicht Angst davor oder habe es noch nie gemacht oder denke, boah, langweilt mich vielleicht. Ich kann da, genauso wie ich mit Ängsten, Vorlieben und Phobien zielführend umgehen kann, kann ich das auch mit der Sexualität in einem gewissen Rahmen. Wenn ich rote Beete total scheiße finde, werde ich mir die nicht angewöhnen können zu essen, aber an Oliven können sich manche Menschen durchaus gewöhnen. Und so ist es immer auch mit dem BDSM. Das Tolle daran ist, es macht Spaß und ich kann diesen Spaß auch beeinflussen. Und wenn das für mich kein Ding ist, also wenn ich damit überhaupt nichts anfangen kann, dann sollte ich auch die Finger davon lassen. Was mir an diesem Punkt das Tolle daran ist, dass es Spaß macht, so wichtig ist, ist, dass es wirklich Spaß machen soll und darf. Und zwar die ganze Zeit. Also es gibt natürlich Menschen, die schon sehr lange mit BDSM spielen und denen es wichtig ist, ab und zu mal wirklich und ernsthaft zu leiden, weil sie irgendwo weggesperrt sind, weil sie Schmerzen erleiden, weil sie Erniedrigungen erleiden. Aber es muss irgendeine Art Kick geben. Also wenn ich es ausschließlich tue, weil ich denke, eine oder ein Sub muss das aushalten oder mein Dom, meine aktive Person braucht das. Und ich habe aber wirklich gar keinen Spaß daran. Also weder währenddessen noch nachher oder vorher mit dem Kick im Kopf, dass ich sage, ja, ich will, dass du etwas tust, das ich nicht will. Also ich will das nicht. Bitte zwinge mich dazu. Wenn das alles nicht der Fall ist, dann bist du da falsch. Also BDSM sollte immer auf irgendeine Ebene Spaß machen. Und dir irgendwas Positives bringen. Also, was ist das Tolle an BDSM? Da gibt es ganz viele Antworten drauf. Ganz häufig wird dieses Verruchte abseits der Gesellschaft ganz andere Rollenspiel und so erwähnt. Und ganz oft wird eben auch diese intensiven Begegnungen, Vertrauensumgänge und so erwähnt. Was sagen die Medien zu BDSM? Also ganz häufig hört man ja so Sachen wie, Kinkster sind krank, also Kinkster sind Leute, die Kink leben, also BDSM leben. Und das ist längst widerlegt. Es gibt ganz viele Studien, die das zeigen. Und auch die WHO, also die World Health Organization, hat das inzwischen anerkannt. Und mit der Neuauflage des International Code of Diagnosis, heißt es glaube ich, des ICD von der Version 10 auf 11 haben sie BDSM als Diagnose, auch aus dem Diagnosekatalog rausgenommen. In Deutschland ist der leider noch nicht umgesetzt, weil der ICD-11 im Gegensatz zum ICD-10 ein digitales Tool ist und in Deutschland noch nicht überall die Digitalisierung Einzug gehalten hat. Aber ganz hochoffiziell von der WHO ist BDSM keine Krankheit mehr. Es war mal irgendwann eine, weil im Ende des 19. Jahrhunderts Herr Krafft-Ebbing beschlossen hat, ein Buch zu schreiben, in dem alles, was nicht der Fortpflanzung gilt, an sexuellen Praktiken als krankhaft eingestuft wurde und nach und nach wurde das dann alles rausgenommen. Und das war die Grundlage für den ICD. Was in Studien gezeigt wird, ist, dass Kinkster keine anderen Menschen oder besonderen Menschen sind. Sie sind vielleicht ein bisschen vielfältiger und einen Ticken bunter und reflektierter. Und manche sagen auch ein klein bisschen gesünder. Aber im Grunde genommen ist es einfach ein Querschnitt aus Menschen, genauso wie Nicht-BDSMer auch. Und tatsächlich ist es, wenn wir sagen, Kink ist krank, eher das Gegenteil der Fall. Weil das Beschäftigen mit der eigenen Sinnlichkeit und Sexualität und auch Praktiken, die so ein bisschen einen aus der Komfortzone holen, das kann durchaus heilsam sein, indem ich eben mich selbst ein bisschen mehr entdecke. Und insofern würde ich sagen, nein, BDSM ist nicht krank. Aber natürlich gibt es auch unter den BDSMerInnen Menschen, die damit nicht gut umgehen, die über ihre eigenen Grenzen gehen, die über die Grenzen anderer Menschen gehen, die kein gesundes Verhältnis dazu haben. Genauso wie im Schnitt der restlichen Bevölkerung gibt es die dort natürlich auch. Der zweite Punkt, den ich rausgesucht habe dazu, was die Medien zu BDSM sagen und was stimmt, ist, dass häufig das so dargestellt wird, dass Kinkster irgendwie einen an der Waffel haben, habe ich ja gerade schon gesagt, ist nicht krank oder ein bisschen risikoreicher oder böser oder gefährlicher sind als andere Menschen. Das würde ich so nicht sagen. Es gibt zwar Studien, die sagen, dass der durchschnittliche BDSMer oder die BDSM-Person ein bisschen risikofreudiger ist als der Rest der Bevölkerung. Aber grundsätzlich sehen die alle böse aus und beißen aber wirklich, wirklich nur nach vorherigem Konsent. Das sind ganz wunderbare Menschen oder dort gibt es ganz wunderbare Menschen wie im Rest der Bevölkerung. Und dieses Spiel mit Grenzen und Klischees, das macht die nicht zu schlechteren Menschen, sondern die wollen genau wie alle Menschen auch nur eine tolle Zeit haben und eine Zufriedenheit im Leben. Die Medien sagen auch, dass Kinkster, also dass Menschen, die BDSM leben, mehr reden müssen, weil es ja eben Konsensverträge, mehr Konsensverträge geben muss, weil mehr über Vertrauen und Praktiken gesprochen werden muss. Und manche Menschen sagen, dass sie dadurch erwarten, dass BDSMer das auch besser können. Das ist aber eine Mär. Also per se ist das nicht so. Mein Gefühl ist schon, dass die Menschen mehr Wert auf Kommunikation legen. Das heißt aber nicht unbedingt, dass sie es besser können oder dass sie es toller finden oder so. Also da kannst du im ganz persönlichen Umgang durchaus andere Erfahrungen machen, nur weil jemand sagt, ich beschäftige mich schon seit 20 Jahren mit BDSM, heißt das nicht, dass der das auch gut kann. BDSM ist nicht normal, wird ganz oft gesagt. Da ist natürlich die Frage, was ist denn normal? Also ich kenne die Definition normal unter "Das machen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung." Viele reden auch über die Gauß-Verteilung. Also viele sagen, normal ist das, was der Großteil der Bevölkerung macht. Ja, stimmt. Gleichzeitig ist es so, dass ich den Eindruck habe, dass jeder Mensch in irgendeinem Bereich außerhalb der Gauß-Verteilung ist und damit dann nicht normal. Also sind wir alle normal, weil wir in manchen Bereichen nicht normal sind. Ich habe keine Ahnung. Was aber auf jeden Fall klar ist, ist, dass... Dass das eben ein Spektrum ist, dass es Menschen gibt, die mögen nur Vanilla und Menschen gibt, die mögen es ein bisschen härter und alles dazwischen und dass es auch total schwer ist zu sagen, welcher Teil ist denn überhaupt Vanilla, also nicht Kink und welcher Teil ist BDSM. Also das fängt ja schon dabei an. Was ist denn, wenn ich keine einzige BDSM-Praktik mache, also niemals jemanden fessel oder gefesselt werde, niemals die Hände festhalte oder festgehalten werde, niemals tease, also jemanden locke und ihm dann das verwehre, was diese Person haben will. Selbst wenn ich das alles nicht in der Praxis durchführe, was ist dann mit den Menschen, die BDSM oder härteren Sex oder sowas nutzen, um sich sexuell zu erregen in der Fantasie? Sind das dann schon Kinkster? Also Tatsache ist jedenfalls, die Prozentzahlen gehen total weit auseinander. Es gibt Studien, die sagen, es sind 5 Prozent der Bevölkerung. Es gibt Studien, die sagen, es sind 55 bis 60 Prozent der Bevölkerung, wenn wir eben die Fantasien mit reinnehmen. Es gibt Länderunterschiede. Es gibt Geschlechterunterschiede. Es gibt ganz viele Unterschiede, die so eine pauschale Aussage gar nicht zulassen. Ich frage mich, wieso das wichtig ist. Und ich würde sagen, so oft wie über Kink, BDSM geredet, nachgedacht, gefrotzelt, Witzchen damit gemacht wird, wie es in den Medien präsent ist, ist es normal, weil jeder davon schon mal gehört hat und es einfach einen Großteil der Bevölkerung sehr glücklich macht. Aber das kommt sicherlich auch darauf an, in welcher Bubble du unterwegs bist und ich frage mich manchmal eben auch, wieso ist das wichtig? Viel wichtiger ist doch die Frage, geht es mir gut damit und ist das gefährlich oder krankhaft und die Frage habe ich schon beantwortet, zumindest das mit dem krankhaft, das mit dem gefährlich kommt noch. Viele sagen auch, BDSM ist doch Gewalt. Und da sage ich ganz klar, nein. Viele setzen körperliche Übergriffe mit Gewalt gleich, aber Gewalt ist eigentlich ein Ausnutzen von Macht. Also wenn ich meinem Kind sage, du machst das jetzt, weil ich das sage, dann ist das Gewalt. Natürlich muss das manchmal sein. Ich nehme dich von der Straße runter, weil du sonst überfahren wirst. Aber Gewalt hat nichts mit BDSM zu tun. Wie gesagt, wir denken häufig Gewalt gleich schlagen. Und weil BDSM auch schlagende Praktiken beinhaltet, ist das Gewalt. Aber das stimmt nicht. Der Unterschied ist eben der Konsens, das Einvernehmen. Das macht den Unterschied. Und da gibt es unterschiedliche Konzepte. Ich könnte die jetzt alle benennen. Prick und Rack und SSC und was es nicht alle gibt. Schau das gerne im Internet nach. Doch es ist wichtig, dass du dich damit beschäftigst und auch die Personen, mit denen du BDSM lebst, sollten sich damit beschäftigen, damit ihr eine Idee davon habt, was das ist, was für euch wichtig ist und wie ihr das leben wollt. Das hat einfach einen wichtigen Grund, dass es diese Konzepte gibt, weil wenn ich mich außerhalb von gesellschaftlichen Konventionen bewege, dann ist es wichtig, dass ich einen anderen Kompass habe. Weil wenn ich mich innerhalb einer Sexualität darin bewege, was die Gesellschaft sagt, was gut und richtig und falsch und toll und nicht so toll ist, dann kann das eine Richtschnur für mich sein, auch wenn ich das angleichen darf an mich und auch sollte. Aber was ist, wenn ich mich außerhalb dieser gesellschaftlichen Konventionen, Frauen schlägt man nicht, bewege? Dann brauche ich einen anderen Kompass. Und dafür sind diese Sicherheitskonzepte total gut. Und da darfst du gerne immer wieder drauf gucken und ein eigenes Erfinden und Anpassen und mit deinen Partnerpersonen oder Spielpersonen drüber reden. Aber es ist wichtig, dass du dich mit Einvernehmen auseinandersetzt. Da ist auch sehr nochmal das Wheel of Consent mit empfohlen. Das ist eine Methode, in der es eben um Einvernehmen geht. Also beschäftigt euch mit dem Konsenskonzept. Und die Medien sagen manchmal auch, BDSM ist gefährlich. Ja, in gewisser Weise ist es das auch. Mein Leben ist gefährlich, es ist tödlich, um genau zu sein. Und wenn ich Sex praktiziere, dann ist das auch gefährlich, weil ich immer, egal was für ein Sicherheitskonzept ich fahre, mir sexuell übertragbare Krankheiten einfangen kann. Und genauso ist es beim BDSM. Klar gibt es da gefährliche Praktiken. Wenn ich mit Atemkontrolle arbeite, dann kann das gefährlich sein. Wenn ich Menschen fixiere, dann kann das für die Menschen von den Gelenken her gefährlich sein. Wenn ich Menschen schlage, dann kann das je nachdem, wohin ich schlage und mit was ich dorthin schlage und mit was für einer Kraft ich dorthin schlage, gefährlich sein. Wenn ich mit Ingwer oder anderen Substanzen arbeite, die interessante Gefühle machen, dann kann das gefährlich sein. Und insofern, das stimmt zum Teil, BDSM ist gefährlich, aber genau das macht das ja so spannend. Das Spiel mit Grenzen und dem, was möglich ist und was ich aushalten kann, was ich aushalten möchte, was ich aushalten darf für jemand anderen. Das ist ja gerade das Spannende daran. Und da ist es eben wichtig, Sicherheitskonzepte zu haben. Also wenn ich Sex habe. Also üblichen Penis- und Vagina-Sex oder einfach Streicheln, Sinnlichkeit, dann achte ich ja auch darauf, dass ich das nicht am Rand einer Brücke mache, sodass ich runterfallen kann, sondern ich mache das so, dass es sicher ist. Und im BDSM darf ich das auch machen. Ich darf also gucken, wobei es Gefahren gibt, welche Gefahren es gibt. Ich darf mich im Internet informieren, ich darf mich mit Menschen austauschen dazu, wo ich aufpassen darf. Näheres dazu kommt in der Praxisfolge. Und ich darf mich damit beschäftigen, was ich für ein Sicherheitskonzept fahre. Also üblicherweise ist es ja so, dass die aktive Person auch die Verantwortung für das Spiel übernimmt. Natürlich nicht letztendlich, also endgültig übernimmt jede Person die Verantwortung für sich selbst. Aber wenn ich aktiv bin und als Einzige weiß, was als nächstes passiert, habe ich auch natürlich ein bisschen mehr Verantwortung darüber, worauf ich achten darf. Und damit aber eben das nicht schief geht, weil ich kann nun mal nicht in den Kopf meiner Spielperson reinschauen. Ich bin ein menschliches Wesen. Ich mache Fehler. Ich übersehe Dinge. Ist es wichtig, dass es ein Sicherheitskonzept gibt. Und die Sicherheitskonzepte möchte ich gar nicht im Einzelnen ausgiebigst erklären, aber ich möchte sie zumindest erwähnen. Es gibt das Ampelsystem Rot, Gelb, Grün. Und wie das interpretiert wird, ist da ganz unterschiedlich. Auch da solltet ihr vorher drüber reden. Also Grün, super, mach weiter. in Gelb, wird langsam ein bisschen tricky, vielleicht magst du die Praxis ändern. Oder ich fange an zu kämpfen, wenn du weitermachst, werde ich ins Rot kommen. Oder Rot, und das kann halt heißen, hör auf mit der Praktik, mach was anderes. Oder das kann heißen, wir müssen jetzt sofort alles abbrechen und miteinander reden. Also eine Ampel ist immer ganz praktisch, weil dann kann ich fragen, Ampel, und dann gibt es eine kurze Farbe und dann wissen alle Bescheid. Genau, das ist ein System. Dann gibt es das Stopp-Signal, und Stopp kann über verschiedene Möglichkeiten genannt werden. Ich kann einfach Stopp sagen, Ich kann ein Safe Word benutzen, Blumenkohl, Grünkernbratling, irgendwas, das ich definitiv nicht im Spiel sagen würde, weil Nein ist dann ein bisschen, naja, damit will man vielleicht spielen. Ich kann auch mit Handzeichen arbeiten, Daumen hoch, Daumen runter. Ich kann abklopfen, so wie es im Wrestling und so ist. Und ich kann auch nonverbale Signale vereinbaren. Zum Beispiel habe ich einen Schlüssel in der Hand und wenn ich aufhören will, wenn ich irgendwas brauche, wenn wir was verändern müssen, auch das darf vorher abgesprochen werden, dann lasse ich den Schlüssel, die Glocke, was auch immer los, sodass es ein lautes Geräusch gibt. Weil manchmal ist es gar nicht so einfach. Stopp, Nein oder Halt oder Bitte hör auf zu sagen. Und manchmal kann es sinnvoll sein, für die Rollenverteilung ein Flehen um Gnade zu etablieren und trotzdem ein Stoppsignal oder die Ampel zu nutzen. Und da kann ich nur sagen, gerade wenn du Anfängy bist, lasse ich nicht auf Leute ein, die keine Sicherheitssysteme akzeptieren. Da gehe ich auch in der Praxisfolge noch drauf ein. Wenn du schon jahrzehntelang das machst, mit deiner Spielperson auch sehr, sehr engem Kontakt bist, kann man darüber nachdenken, das auszuhebeln für eine gewisse Weise, für eine gewisse Zeit. Aber als Starterin, als Starter solltest du das nicht automatisch mit einbeziehen. Und wenn eine Person sagt, ich spiele weder mit Ampeln noch mit Stopp-System, dann ist das definitiv mindestens ein Gespräch wert. Vielleicht solltest du dir dann auch Unterstützung bei jemandem holen und mal nachfragen, ob das so in Ordnung ist, wie ihr das vorhabt. Was ich auch ganz wichtig finde bei BDSM, beim Punkt BDSM ist gefährlich, Wie gesagt, nicht per se. Ich kann das natürlich sehr sicher gestalten. Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass es sogenannte Tunnelspiele gibt, die nicht abbrechbar sind. Also wenn ich zum Beispiel mit Ingwer arbeite oder mit Salben, die Brennen hervorrufen oder keine Ahnung, Handlungen vollbringen muss, wo ich zwischendrin nicht abbrechen kann. Also zum Beispiel, ich werfe dich hier aus dem Auto und du musst nackt oder nur mit Unterteil bekleidet 200 Meter durch den Wald laufen. Da kann ich nicht zurück. Ich habe kein Handy dabei und so. Das ist ja der Kick an der Sache. Und da ist es, also das solltest du auch nur dann machen, wenn du schon sehr erfahren bist. Weil das ja einfach wirklich, also 30 Sekunden können sehr lang sein, wenn in dir plötzlich die Heule losbricht. Und also so schön das Spiel sein kann, jemanden nackt durch die Gegend zu schicken. Ich bitte euch daran zu denken, dass die Leute, die das vielleicht sehen könnten, nicht zugestimmt haben. Und insofern das nur in Gegenden zu machen, wo ihr sicherstellen könnt, dass keine Spaziergängys da euch über den Weg laufen oder Wachposten aufstellt, damit das nicht passiert. Genau. Aber ihr könnt natürlich die besten Sicherheitskonzepte der Welt haben. Es kann trotzdem was schief gehen. Penisbrüche bei klassischem penetrativen Sex haben schon viele gehört. Und es ist total wichtig, dass ihr dann trotzdem euch erlaubt, sehr schnell Ärzte und Fachpersonal hinzuzuziehen. Glaubt mir, die haben alles schon mal gesehen. Und am Ende ist es egal, ob jemand lachen sollte, tut keiner. Oder euch abwerten sollte, tut vermutlich keiner. Ja, wenn ihr dauerhaften Schaden vermeiden könnt, indem ihr ins Krankenhaus fahrt, fahrt um Gottes Willen dahin. Und zwar nicht nur bei körperlichen Gebrechen, sondern auch wenn ihr merkt, da gibt es einen Absturz. Ein Absturz ist eine kurze psychische Überlastungssituation, die besondere Aufmerksamkeit braucht. Und wenn ihr merkt, wir haben das zwar vorher abgesprochen, was dann passieren darf, ich habe alles richtig gemacht und trotzdem beruhigt die Person sich nicht, dann kann es durchaus sinnvoll sein, Hilfe dazu zu holen. Und zwar sehr schnell, vielleicht auch professionelle Hilfe. Das passiert glücklicherweise extrem selten und es ist ein extremer Sonderfall, genauso wie Verletzungen. Und gleichzeitig ist es wichtig, dass ihr in dem Fall schnell reagieren könnt. Genau, so viel dazu, was sagen die Medien und was stimmt. Also, Kinkster sind weder krank, noch böse, noch unnormal, noch können sie besonders viel geiler reden als der Rest der Welt und BDSM ist auch nicht per se Gewalt oder gefährlich. Okay, letzter Punkt. Wenn mich dieses Thema jetzt interessiert, wo und wie fange ich damit an und worauf sollte ich achten? Ich versuche es kurz zu halten, ist aber fast nicht möglich. Also als erstes kannst du mal das Internet lesen. Es gibt wahnsinnig viele Accounts auf Insta. Wir werden auch in den Shownotes welche erwähnen. Mary Ellxn ist einer meiner Lieblingspersonen, weil sie einfach sehr realitätsnah das Ganze darbringt. Und genau, die Kunst der Unvernunft, der Podcast, den ich sehr häufig schon erwähnt habe, bietet da natürlich auch einiges. Als weitere Quelle kann ich total eine Folge von der Plapperbude empfehlen, wo es irgendwie zweieinhalb Stunden über Kink geht. Und das ist auch eine Anfängerfolge. Und da gefällt mir besonders gut, dass es da ein sehr gutes Transkript gibt. Es ist ein bisschen veraltet, aber die Folge findest du in den Shownotes. Also es gibt ganz, ganz viele Dinge, die es dazu gibt. Es gibt das BDSM-Handbuch von Matthias T. Grimme. Das ist so ein Klassiker. Der Kick im Kopf gibt es. Also es gibt so ganz, ganz viele Bücher, aber ihr könnt auch einfach das Internet leerlesen. In Foren komme ich gleich noch auf einzelne. Aber informiert euch. Informiert euch. Das ist ganz, ganz wichtig. Und beobachtet euch dabei. Was gefällt dir? Was findest du blöd? Was macht dir Angst? Was findest du spannend? Ja, das ist ganz, ganz wichtig. Achtet bitte darauf, dass die Informationen aktuell sind. Also das BDSM-Handbuch und der Kick im Kopf sind schon ziemlich in die Jahre gekommen. Wenn du einen Hinweis hast, was als Einsteigy ein ganz gutes Buch ist, her damit. Dann schreiben wir es auch noch in die Shownotes. Da habe ich nämlich schon länger nach gesucht. Aber ich habe überall hier und da links und rechts gefragt. Ich habe nichts Aktuelleres gefunden. Genau. Als nächstes darfst du ehrlich reden. Und zwar als erstes mal mit dir selber. Gestehe dir selber zu, was du toll findest, dass du einer von diesen Perverslingen bist, die du früher mal abgewertet hast. Aber ich meine, die Neigungen sind halt jetzt gerade da und das Leben ist sehr schön und sehr spannend damit. Also tust du gut daran, dich selber nicht abzuwerten, sondern dir zuzuhören. Unterhalte dich mit Gleichgesinnten. Im Internet, in echt, komme ich gleich noch zu. Und unterhalte dich natürlich auch mit deinen Partnerpersonen oder mit deiner Partnerperson. Mach das achtsam, tu das gern mehrfach, damit du die Menschen nicht überforderst und damit du dir Informationen rüberbringen kannst, die du rüberbringen möchtest. Rede besser ein bisschen um den Brei herum und umschreibe es, als Vokabeln zu benutzen und nimm dir Zeit dafür. Da gibt es auch ein paar Podcast-Folgen, in denen Gesprächsführungen empfohlen wird und die kommen auch in die Shownotes. Genau. Wenn du also Gleichgesinnte suchst, dann lohnt es sich, mal zu gucken, ob du echten Menschen begegnen kannst, auf Stammtischen zum Beispiel. Die sind wirklich total nett und da, also die meisten, und da kannst du mal gucken, was für einen Stammtisch du suchst. Also suchst du einen Stammtisch, auf dem du Gleichgesinnte findest, die dann über die Steuererklärung reden, aber zu Hause im Bett was anderes machen, als du es gewöhnt bist und deswegen bestimmte Witze erlaubt sind? Oder möchtest du tatsächlich konkret Fragen beantwortet haben und Themenabende besuchen? Schau dich da vorher gut um, denn es gibt da sehr unterschiedliche Stammtische. Es gibt in Deutschland eine ganz große Organisation, die sich für BDSM-erinnen schon sehr lange Jahre stark macht. Das ist die SMJG, also die SM-Jugend. Und da gibt es inzwischen auch eine Alumni-Fraktion. Und es gibt in vielen großen Städten Stammtische von der SMJG, die aber alle sehr unterschiedlich sind. Also guck gut, wo du Bock drauf hast. Die Seite kannst du dir natürlich anschauen im Internet und da findest du die Daten. Du kannst gucken, ob es virtuelle Stammtische gibt, im Joy zum Beispiel, im Joy Club. Es gibt auch noch den ältesten BDSM-Verein, das ist SMart Rhein-Ruhr, der auch im Ruhrgebiet, also in NRW, Stammtische hat. Und einfach dadurch, dass es ihn schon seit 92 gibt und da gibt es ein Ressort Forschung und Lehre und so, da gibt es nochmal eine ganz andere Infrastruktur und aber eben auch eine ganz andere Altersstruktur. Guck da gut drauf. Wo fühlst du dich wohl? Magst du es gern vielfältig? Magst du es eher bunt oder eher schwarz? Schau gut, was du willst. Und Achtung, wenn du auf diese Stammtische gehst, bekommst du vermutlich schnell den Eindruck, dass die Leute sehr, sehr achtsam sind, sehr auf Privatsphäre, sehr auf Übergriffigkeiten achten. Und das ist gut so. Da gibt es Awareness-Teams und Safe Spaces und das ist gut so. Aber auch da gibt es doofe Menschen. Nichts, kein Sicherheitssystem enthebt dich deiner eigenen Verantwortung. Und du darfst und solltest da gut auf dich aufpassen, denn schwarze Schafe gibt es überall. Glücklicherweise aber sehr viel weniger, als viele Menschen meinen. Und insofern fühl dich frei und viel Spaß. Dann gibt es natürlich noch Communities oder Foren im Joyclub, auf FetLife, auf Deviants, in der SZ, der sogenannten Sklavenzentrale. Selbst die KDU hat eine Community, also die Kunst der Unvernunft, der Podcast. Und du findest die eigentlich überall. Schau, wo du dich wohlfühlst. Schau, wo du deine Probleme adressieren kannst, wo du nette Menschen findest. Du kannst nette Menschen, die sich mit dem Thema BDSM auskennen und gerne darüber reden oder hören, auch natürlich auf Veranstaltungen finden. Da gibt es Play-Partys, da gibt es Meet-and-Greet-Partys, da gibt es Messen und Workshops und geh da ruhig mal hin. Nimm dir gerne jemanden mit als Ankerperson, damit du dich da wohlfühlst. Das muss ja noch nicht mal ein BDSM-er sein, sondern einfach eine Person, mit der du dich gut amüsieren kannst und dann schau dich mal um. Da sind wirklich sehr spannende Menschen. Ich würde dir empfehlen, also das war das, was du tun kannst, wenn du anfängst. Jetzt kommt das, worauf du achten darfst. Ich würde dir empfehlen, lieber dich lange mit Theorie zu beschäftigen und sehr langsam anzufangen, als einen Kopfsprung reinzumachen. Ich weiß, die meisten Leute warten viel zu lang damit und haben dann eine große Gier und eine große Nachhollust und so, aber es ist wirklich wichtig, dass du gut in dich reinhörst und deine Grenzen dabei beachtest, denn gerade am Anfang, wie in allen Bereichen ist die Fehlerwahrscheinlichkeit am höchsten und deswegen ist es wichtig, dass du guckst, dass du die Erfahrung für alle so angenehm wie möglich machst. Ich würde dir außerdem empfehlen, nicht mit Menschen zu spielen, also BDSM zu betreiben, die behaupten, sie wissen alles und so wie sie es machen, ist es genau richtig und die außerdem sowieso, weil sie so erfahren sind, kein Sicherheitskonzept nutzen. Finger weg davon als Anfängy. Das kann trotzdem ein toller BDSM-er sein oder eine tolle BDSM-erin, aber sie ist vermutlich nichts für dich, wenn du gerade einsteigst. Also guck gut, mit wem du dich connectest und hab im Hinterkopf, dass dein Körpersystem wahrscheinlich was anderes sagen wird als deine Vernunft. Gier, Vernunft, das ist immer die große Frage. Sei dir dessen bewusst, dass wenn du das erste Mal mit jemandem sprichst, der die BDSM-Seite in dir zum Schwingen bringt und dich da anspricht auf eine Weise, die gut zu dir passt, dann ist der Sog unfassbar groß. Lass dich davon nicht so beeindrucken. Der geht nicht so schnell weg, wie du denkst. Und wenn du das mit Menschen nach langer, langer Einspielzeit machst, die du dir gut ausgesucht hast, dann ist der Kick im Kopf deutlich größer als bei einem One-Night-Stand im BDSM-Bereich. Was ich dir noch mitgeben möchte, ist, dass die Kinky-Ebene eine sichere Basis in dir oder in der Situation oder in der Beziehung braucht. Vor allen Dingen, wenn wir über DS reden, also über die Machtkomponente. Wenn du keine sichere Basis hast, kein Vertrauen in die andere Person, in die Kompetenz der anderen Person, es muss ja noch nicht mal eine tolle Verbindung sein, aber es muss eine kompetente Person sein. Wenn du da rein nicht vertraust, wenn du dir selber nicht vertraust, deine eigenen Grenzen zu sehen, dann fang nicht an, mit dem Feuer zu spielen. Dann mach es langsam, mach vorsichtig, mach erstmal ganz, ganz kleine Sachen. Festhalten, Augen verbinden kann schon mal, kann schon ganz schön viel machen. Und auch Menschen, die schon sehr, sehr lange im BDSM sind und viel erlebt haben, freuen sich manchmal über das Spiel mit geschlossenen Augen und einer Feder oder mit einer Decke oder mit ein paar geflüsterten Worten. Also manchmal ist wirklich weniger mehr. Ja, wichtig ist außerdem für mich, dass du bedenkst, dass BDSM und die ersten Erlebnisse einfach einen Impact auf dich und dein System hat. Ja, das ist aufregend, das ist spannend, das ist beängstigend, das holt vielleicht alte Sachen hoch. Es ist wichtig, dass du das betrachtest, beachtest, dass das psychisch anstrengend ist. Auch positive Dinge sind psychisch anstrengend. Und da eine ordentliche Aftercare zu haben, also im Nachgang nochmal mit der Person zu connecten und zu gucken, ist alles gut, brauche ich noch was, brauche ich noch Körperkontakt? Das ist total wichtig, das im Kopf zu haben, wenn du gespielt hast, vielleicht das erste Mal gespielt hast, dass du die Woche, die nächsten ein, zwei, drei Wochen danach, je nachdem, wie viel du brauchst, nicht ganz so aufregend gestaltest und immer wieder mit Menschen einchecken kannst, die dich gut kennen und die dir geben können, was du in dem Moment brauchst. Und als letztes, das ist hier ja ein Podcast über Beziehungen und verschiedene Beziehungsformen. Das heißt, wenn es um BDSM geht, kann das auch heißen, dass du nicht nur mit einer Person spielst, sondern mit mehreren gleichzeitig oder mit mehreren parallel. Das hat natürlich auf die Dynamik nochmal ganz andere Auswirkungen. Plötzlich gibt es ganz andere Möglichkeiten für Eifersucht. Was ist, wenn ich zum Beispiel jemanden habe, der über meine Libido bestimmen darf? Was sagt dann die Person, mit der ich zusätzlich noch Sex habe? Solche Sachen machen das Ganze ungleich komplizierter. Also überleg dir gut, was du willst. Und BDSM hat auch Auswirkungen auf den Alltag beziehungsweise die Beziehungsebene. Ob ich eine Machtungleichheit habe und vielleicht eine Caregiver-Little-Dynamik hat natürlich Einfluss darauf, wann wer wen mehr braucht und will. Das im Kopf zu behalten, dass an dieser Stelle die passive Person einen größeren Sog zu der Aktiven haben kann als andersrum. Dass es da einfach ein Ungleichgewicht gibt. Das ist total wichtig, das im Kopf zu behalten. Und auch der Alltag kann natürlich von dieser Dynamik betroffen sein. Ganz häufig ist es so, dass passive Personen, die sich im DS-Kontext auch noch bewegen, sehr, sehr, sehr, sehr große Lust und Libido haben und am liebsten 24-7 bespielt werden wollen. Aber das kostet auch Kraft. Also guck als Aktiver auch gut auf dich, ob du dann noch Kraft für den Rest deines Alltags hast. Und schlussendlich kann ich von dieser Art von Anziehung auch in irgendeiner Form abhängig werden. Also versuch dir im Rest des Lebens auch viel Freude zu machen, damit du nicht dem Dopamin hinterher rennst. Okay, damit bin ich am Ende der Folge. Ich wiederhole nochmal, was ich erzählt habe. Ich habe erst ein bisschen darüber gesprochen, was BDSM ist. Es geht um fixiert werden, das Spiel mit Schmerz und das Spiel mit Macht. Weitestgehend gibt es natürlich ganz viele andere Aspekte. Ich habe darüber geredet, was das Tolle daran ist, nämlich, dass viele Menschen eine innigere Verbindung finden und das Verruchte sehr mögen. Ich habe darüber gesprochen, was die Medien sagen und was davon stimmt. Das meiste ehrlich gesagt nicht. Und ich habe darüber gesprochen, wo und wie du anfängst und worauf du dabei achten darfst. Also informiere dich gut, mach langsam, genieß the hell out of it, weil erste Male gibt es halt immer nur einmal. Und achte dabei darauf, dass du dich und dein Gegenüber nicht überforderst, sowohl körperlich als auch seelisch. Was ist jetzt mein Fazit? Die Lust am Spiel ist groß, das Spiel mit Grenzen ist toll und es ist manchmal gefährlich. Also Achtung, mach langsam, achte gut auf dich und genieße es. Vor allen Dingen, wenn du lange gebraucht hast, um dich innerlich und äußerlich zu outen, ist die Lust wahrscheinlich sehr groß, dann mach nochmal extra einen Schritt langsamer. Und - das ist hoffentlich inzwischen klar geworden - BDSM ist immer einen zweiten Blick wert. Nicht alle Praktiken passen vielleicht zu dir, aber es ist auf jeden Fall eine Erweiterung deines sinnlichen Werkzeugkoffers. Und wenn du irgendwann mal Langeweile im Bett hast, lohnt es sich durchaus, dahin zu gucken, was gibt es denn alles in diesem großen Bereich. So, jetzt möchte ich noch einen kleinen Aufruf starten. Wie immer, wenn dir die Folge gefallen hat, teile die Folge gerne und lass uns wissen, falls wir was verbessern können. Ansonsten wünsche ich jetzt noch einen ganz fantastischen Tag und ganz viel Spaß beim Ausprobieren. Tschüss. Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren? Was hat dich bewegt? Gab es einen Aha-Moment? Möchtest du etwas vom Gesagten umsetzen? Möchtest du uns dazu etwas mitteilen? Dann schreib uns unter podcast@sonjajuengling.de oder auf Instagram @mopoco_podcast. Wir sind total dankbar, wenn du uns Hinweise oder Tipps gibst, die den Podcast verbessern oder meine Arbeit ergänzen können. Und wir sind dankbar, wenn du uns unterstützt. Finanziell oder ganz praktisch. Und wenn du uns weiterempfiehlst. Alle Infos dazu findest du unter mono-poly-co.letscast.fm. Und wir freuen uns, wenn du ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, was sie tut. Also begegne jeder Person mit Wohlwollen, auch ganz besonders dir. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller.

Feedback geben

Dir gefällt der Podcast und Du möchtest das mal loswerden? Du hast Tipps für neue Themen oder magst über den Inhalt bestimmter Folgen diskutieren? Dann wähle im Formular die jeweilige Episode aus und schreib uns eine Nachricht. Vielen Dank für Dein Feedback!

Mit einem Klick auf "Nachricht absenden" erklärst Du Dich damit einverstanden, dass wir Deine Daten zum Zwecke der Beantwortung Deiner Anfrage verarbeiten dürfen. Die Verarbeitung und der Versand Deiner Anfrage an uns erfolgt über den Server unseres Podcast-Hosters LetsCast.fm. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt. Hier kannst Du die Datenschutzerklärung & Widerrufshinweise einsehen.

★★★★★

Gefällt Dir die Show?
Bewerte sie jetzt auf Apple Podcasts