Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#89 - H wie Hierarchie: Wie ich Gleichwertigkeit leben kann bei ungleichen Lebenssituationen

Auch in monogamen Beziehungen spielen Machtstrukturen eine Rolle

22.06.2025 38 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wie kann ich in Beziehungen Gleichwertigkeit leben, auch wenn die Lebenssituationen ungleich sind? Darum und um das Thema Statussicherheit geht es in dieser Folge.

In dieser zweiten Folge zum Thema Hierarchie knüpft Sonja an die erste Folge (#51) an und vertieft das Thema der sichtbaren und unsichtbaren Machtstrukturen, die es in allen Beziehungsformen gibt. Du bekommst konkrete Lösungsansätze, was du als Einzelperson tun kannst, wenn du dich ungleichwertig behandelt fühlst, und was ihr als gesamtes Polykül tun könnt, um mehr Gleichwertigkeit zu schaffen.

📌 Themen dieser Folge:
  • Was Hierarchie in polyamoren und auch monogamen Beziehungen bedeutet.
  • Warum es bei Hierarchie-Problemen eigentlich um Statussicherheit geht.
  • Konkrete Lösungen für dich: Was du tun kannst, wenn du dich in deiner Position unsicher fühlst.
  • Lösungsansätze für das ganze Polykül: Wie ihr gemeinsam an mehr Gleichwertigkeit arbeiten könnt.

🔗 Links & Ressourcen zur Folge:
  • 🎶 Dana and the Wolf – Candidates auf YouTube.
  • 📚 Ole Liebl – Freunde lieben: Die Revolte in unseren engsten Beziehungen. (Amazon | Thalia.de)
  • 📚 Martha Kauppi - Polyamory: A Clinical Toolkit for Therapists (and Their Clients) (Amazon | Thalia.de)
  • 📄 I don't have enough time to connect to my partner (Psychology Today)

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Transkript

Dann zu gucken, wie gehen wir mit den Verletzungen um. Das ist ja eigentlich das, was zählt. Traumata entstehen nicht dadurch, dass was Schlimmes passiert ist, sondern Traumata entstehen dadurch, dass danach der Umgang mit dem, was passiert ist, scheiße ist. Also Verletzungen sind handelbar und machbar und wertvoll, weil sie mir nämlich was über mich und die andere Person erzählen. Aber wenn ich danach diesen Menschen alleine lasse, wenn ich danach nicht Verantwortung übernehme, dass das Schmerz ausgelöst hat, dann kann das problematisch sein. Hallo, herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie und Co., dem Podcast für alle Formen von Beziehungen. Mein Name ist Sonia Jüngling, ich bin Paar und Sexualberaterin, Workshopleiterin, Aufklärerin, Mutter, Naturliebhaberin, Musikerin, Dresseurin, Grenzgängerin und Gegensatzaushalterin. Zusammen mit meinem wunderbaren Helferlein Luna möchte ich Wissen und Verständnis weitergeben für alle Formen von und Wünsche in Beziehungen. Unter anderem wirst du in jeder Folge unseres Podcasts finden. Unterstützung für ganz individuelle Lösungen in Beziehungsformen, nicht nur, aber auch abseits unserer westlich gelebten Norm. Wissen, Impulse, Tipps und Tricks für höhere Beziehungsqualität und ganz viel Infos rund um das Thema gute Beziehungen und Selbstversorgung. Ganz wichtig ist uns noch zu sagen, dass das Hören dieses Podcasts dir viel geben kann, gleichzeitig allerdings keine Paarberatung oder Therapie ersetzen kann und dass es unheimlich sinnvoll sein kann, sich früh eventuell sogar gemeinsame Unterstützung in welcher Form auch immer zu suchen. Schaff Raum für das, was dich bewegt. Und nun viel Spaß mit der heutigen Folge. Guten Tag und willkommen zu einer neuen Themenfolge hier beim Wissenspodcast MoPoCo. Heute heißt die Folge Hierarchie Teil 2, wie ich gleichwertig leben kann bei ungleichen Lebenssituationen. Hierarchie Teil 2 heißt, es gab schon einen Teil Hierarchie 1, das ist die Folge 51 im September 24, natürlich gefolgt genau wie diese hier von einer Praxisfolge. Und da gab es eine Einführung zum Thema Hierarchie. Ein paar Sachen habe ich da schon gesagt, die ich heute nochmal sagen werde. Ein paar Sachen sage ich anders. Aber als Einführung ist das sicherlich nicht schlecht. Ich möchte einen kleinen Spoiler loswerden. Üblicherweise sprechen wir über Hierarchie bei einvernehmlichen Nichtmonogamien. Allerdings gibt es auch Machtstrukturen in Monogamensettings, zum Beispiel weil Freundschaft und romantische Beziehungen von unserer Gesellschaft unterschiedlich bewertet und angeschaut werden. Warum machen wir die Folge auch? Machtstrukturen sind oft unglaublich wirksam, aber unsichtbar. Und sich das bewusst zu machen, das löst zwar keine Probleme, aber das hilft dabei, damit besser umzugehen. Und dafür ist diese Folge sicherlich sehr günstig. Ich möchte noch einen kleinen Spoiler loswerden. Es könnte unter Umständen für manche Leute schmerzhaft sein, vor allem für Menschen, die das Gefühl haben, nur irgendwie an anderen Beziehungskonstrukten dran zu hängen und hilflos zu sein. Aber du bist natürlich nicht hilflos und was du tun kannst, damit du dich nicht einfach nur als Anhängsel fühlst, wird auch natürlich in der Folge besprochen. Kleine Aussicht. Ich spreche erst über die Definition von hierarchisch. Dann geht es um das Thema Statussicherheit. Dann spreche ich über Lösungen, die mich betreffen, wenn ich der Hierarchie Probleme habe. Und dann spreche ich über Lösungen, die alle betreffen, die mit der Hierarchie zu tun haben. Also los geht's. Fangen wir an mit der Definition. Was heißt hierarchisch? Hierarchisch bedeutet, dass es in einer Beziehung Machtstrukturen gibt, dass es also keine Augenhöhe gibt, dass es Menschen gibt, die anderen Menschen ein bisschen höher gestellt sind als andere. Hierarchische Polyamorie bedeutet, entweder, dass es eine Unterscheidung, Primary-Secondary-Partnerschaft gibt. Also das heißt, dass ich eine Person habe, die ich als Nummer 1 betrachte, mit der ich eine Lebensgemeinschaft, eine Nesting-Partnerschaft, irgendwas habe, wo ich sage, diese Person ist mir am wertvollsten und die geht vor. Und dann gibt es noch sogenannte Secondaries, also Menschen, die nicht die gleichen Rechte und Pflichten haben wie die erste Person. Das bedeutet hier reichische Polyamorie. Also zum Beispiel, ich habe eine Nesting-Partnerschaft mit Kindern und dann gibt es noch eine zusätzliche Person, die aber nicht im gleichen Haushalt wohnt. Und die zusätzliche Person darf nicht mit in den Urlaub fahren. Die zusätzliche Person, da bekommt nur die Termine, die quasi übrig bleiben von der Nesting-Partnerschaft. Ein anderes Beispiel ist, dass die zusätzliche Person nicht in der Nähe wohnt, sondern eben weiter weg, dass es eine Fernbeziehung gibt. Und vielleicht hat diese Person auch gar kein Interesse daran, in dieser Nesting-Partnerschaft eine Rolle zu spielen, weil diese Person ganz fein damit ist, vier Stunden weg zu wohnen und vielleicht selbst eine Nesting-Partnerschaft hat. Genau, das sind hierarchische Modelle. Und nicht-hierarchische Modelle bedeutet, dass es eben keine unterschiedlichen Rechte und Pflichten gibt, dass also potenziell jede Person das gleiche Recht hat, die Bedürfnisse, die gleiche Wertigkeit hat. Üblicherweise ist es allerdings nicht so, dass alle im gleichen Haushalt leben und tatsächlich die gleichen Lebensentwürfe haben, sondern üblicherweise ist es so, dass es eine Deade gibt, also zwei Menschen, die zusammenleben mit oder ohne Kinder, mit oder ohne Eigenheim, mit oder ohne gemeinsamen Lebensentwurf. Und dann gibt es eine oder mehrere Personen, die an diesem Haushalt noch mit dranhängen. Wir haben zwar grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten und dürfen auch ihre Bedürfnisse ernst nehmen. Gleichzeitig gibt es halt ganz unterschiedliche Alltagssituationen oder ganz unterschiedliche Lebensentwürfe, ganz unterschiedliche Ausprägungen dieser Beziehung. Wir nehmen wieder das Beispiel, das ich gerade genannt habe, dass wir eine Alltags-Nesting-Partnerschaft haben und eine, da sage ich immer, Insel-Partnerschaft zu. Also es gibt eine Partnerschaft, die sich im Alltag der Nesting-Partnerschaft abspielt, wo es eben Alltag miteinander gibt. Und dann gibt es die Insel-Partnerschaft, die die Partnerperson nur bekommt im besonderen Setting. Das heißt, diese Inselpartnerschaft kennzeichnet sich dadurch, dass es eben keinen Alltag gibt, dafür aber eben sehr viel Quality Time und oft ist das begleitet mit Hotelbesuchen oder Urlauben oder sonst irgendwas. Das heißt, es sind schon relativ unterschiedliche Leben und üblicherweise ist es so, dass die Alltagspartnerschaft neidisch auf die Abenteueranteile der Inselpartnerschaft ist und das Fernsein vom Alltag und die Entspanntheit und das Fernsein von irgendwelchen Alltagspflichten. Und die Inselpartnerperson ist neidisch auf den Alltag und auf die viele Zeit, die die Alltagspartnerschaft kennzeichnet, weil die beiden einfach sehr viel zusammen sind. Und diesen Unterschied, also diesen Neid auf die jeweils andere Person, die nennt sich Relationship Grief und die lässt sich ehrlich gesagt, Martha Kauper hat dieses Phänomen geprägt oder den Namen geprägt, findet ihr auch in den Shownotes. Dieses Relationship Grief, das lässt sich eigentlich nicht wegmachen. Wenn die Beziehungen so unterschiedlich sind, dann sehe ich, das Gras auf der anderen Seite des Zaun ist es immer grüner, dann sehe ich eigentlich nur, was bei der anderen Beziehung besser ist und nicht was bei mir besser ist. Und wie gesagt, üblicherweise wünscht sich die Alltagsperson die Inselprivilegien und die Inselperson wünscht sich die Alltagsprivilegien. Das heißt, hier haben wir zwar eine nicht-hierarchische Konstellation, Aber trotzdem gibt es halt große Unterschiede zwischen den beiden Beziehungen. Und ich habe es hier sehr vereinfacht ausgedrückt. In einem Polykültigen können natürlich viel mehr Beziehungen noch eine Rolle spielen. In einer Art Kommune oder wenn mehrere Menschen in einem Haushalt wohnen, in einer großen WG, auf einem Hof oder so, da kann es in Anführungsstrichen am hierarchiellosesten sein, weil es da eben keine strukturelle Hierarchie gibt, weil eben alle Menschen den gleichen Zugang zu der Partnerperson und das gleiche Setting haben. Allerdings muss ich sagen, selbst hier gibt es Hierarchien insofern, als dass es immer Prioritäten gibt. Also Beziehungen lassen sich ja nicht am Reißbrett planen und schwanken immer mal wieder in Zuneigung und Sog, sexuellem Sog, in Zeitverteilung durch Außenfaktoren, weil eben drei Konzerte am Stück gebucht wurden, die zufällig zusammenlagen, aber auch eben durch innere Faktoren. Ich habe mehr Bock auf die eine Person. Also auch da gibt es Hierarchien, weil es eben doch ein Nummer-eins-Gefühl bei einer Person gibt oder so. Machtstrukturen lassen sich hier definitiv nicht ganz ausschließen. Denn die entstehen ja auch dadurch, dass vielleicht zwei Menschen einfach von der Persönlichkeit her vielleicht ein bisschen smoother miteinander funktionieren als zwei andere Menschen. Also auch da gibt es Hierarchien. So, jetzt habe ich über Definitionen in Nichtmonogamien gesprochen. Aber es gibt ja auch Hierarchien im Monosetting. Es ist ja so, dass die romantische Partnerschaft über alles gestellt wird. Wir haben so Ausdrücke wie meine bessere Hälfte, der Topf, der den Deckel sucht und so weiter. Und es ist ja so, dass die romantische Partnerschaft auch häufig die Person ist, mit der die Lebensgemeinschaft geplant wird. Also romantische Partnerschaft wird so stilisiert, dass das quasi die Lebensgemeinschaft ist. Und das bedeutet weiterhin, dass jede andere Beziehung, also Freundinnschaften, Geschwisterliebe, Elternversorgen, dass das nach der romantischen Beziehung zu sehen ist. Also das, was wichtig ist bei zum Beispiel der Planung oder bei der Wahl des Lebensorts, ist die romantische Beziehung in unseren Erzählungen. Und es gibt verschiedene AutorInnen, die das in Frage stellen und die das auch gar nicht so günstig finden. Und das ist zum Beispiel Oliver Liebl, der hat ein Buch geschrieben, Freunde lieben. Ole nimmt dieses ganze Konstrukt ein bisschen auseinander und erklärt so ein bisschen oder philosophiert darüber, was Beziehung eigentlich bedeutet und wo ich Zärtlichkeit und Liebe finden kann, wo Beständigkeit, was romantische Bindungen sind und warum Sexualität und Freundinnschaften doch ganz gut miteinander passen können, wie der Körperkontakt da einzuordnen ist. Das ist wirklich ein spannendes Konzept und ein spannendes Buch. Und es gibt eben auch andere Menschen, die das in Frage stellen, die zum Beispiel sagen, dass es auf dem Papier viel günstiger ist, vielleicht mit der besten Freundin oder dem besten Freund ein Kind zu bekommen, weil da die Bindung schon sehr viel stabiler und auch weniger aufregend ist und damit vermutlich eine Elternschaft sehr viel günstiger zu planen ist und auch langfristiger zu planen ist. Und trotz alledem gibt es diese Hierarchisierung der romantischen Partnerschaft gegenüber allen anderen Bindungen, aber in unserer Gesellschaft durchschnittlich eben schon. Und deswegen ist es wichtig, sich klarzumachen, auch in einem monogamen Setting gibt es versteckte Machtstrukturen. Gibt es eine Diskriminierung von Menschen, die in der Wichtigkeitsleiter ein wenig niedriger gestellt sind. So, jetzt habe ich tatsächlich irgendwie zwölf Minuten über die Definition gesprochen. Aber was ist die Definition von Hierarchie? Macht. Ungleichheit. Das ist einfach das Wesentliche. Worum geht es also in dieser Folge? Oder worum geht es, wenn du mit Hierarchie kämpfst? Es geht um Statussicherheit. Was meine ich damit? Durch meine Position in meinem sozialen Konstrukt habe ich einen gewissen Status. Ob der hoch, niedrig, grün, blau, gelb. Darum geht es mir gar nicht. Und es geht auch gar nicht darum, wer jetzt höher oder niedriger gestellt ist. Aber der Status, den ich habe, ich bin in einer Partnerschaft mit dieser Person, in einer Freundschaft mit dieser Person, ich bin eng mit dieser Person, das ist etwas, das mir Sicherheit in unserer sozialen Gruppe gibt und das auch mir soziale Anerkennung gibt. Und wenn ich zum Beispiel verheiratet bin, dann habe ich in unserer Gesellschaft eine höhere Statussicherheit als als Affäre. Und sich das bewusst zu machen, das ist eben, also das war jetzt ein krasses Beispiel, Affäre gegen Ehe, aber es gibt ja noch andere Dinge, die da wichtig sind. die eben bestimmen, was für einen Status ich habe, wie gut mein Netzwerk ist. Die meisten Menschen sind sich da glücklicherweise nicht bewusst drüber und ich glaube auch nicht, dass es sinnvoll ist. Aber warum spreche ich darüber? Weil eben die Statussicherheit, also die Sicherheit, die ich habe in meinem sozialen Netzwerk, dass die mir Selbstsicherheit geben kann und damit auch zu meinem Selbstwert, meinem gefühlten Selbstwert beiträgt. Und sich das bewusst zu machen, dass es am Ende, wenn ich mit Hierarchie kämpfe, darum geht, dass ich Angst habe, meinen Status zu verlieren. Und ich damit nicht Verlustangst, sondern Angst vor dem Verlassenwerden und damit Existenzangst habe. Das ist total wichtig. Also wenn eine Person sich hierarchisch nicht auf gleicher Augenhöhe fühlt, obwohl das eigentlich abgesprochen ist, dann ist es wirklich eine existenzielle Bedrohung. Und dann ist es etwas, das wichtig ist und anzuschauen ist, was aber eben sehr schwer nur zu fassen ist, weil diesen sozialen Status, diese Statussicherheit, also viele Menschen, mich offensichtlich eingeschlossen, können das nicht so gut greifen. Und dabei sind Mononarrative total wichtig und zum Beispiel die Erwartung des Amephi-Konzepts. Also Amephi bedeutet, es ist ein Akronym, alles mit einer für immer. Und da geht es darum, dass eine Beziehung nur dann gut und richtig und der Mensch, den ich gewählt habe, nur dann gut und richtig ist, wenn diese Beziehung alles erfüllt und für immer hält. Und sich bewusst zu machen, dass es diese Amephi-Erwartungen in unserer monogam geprägten Welt gibt und dass viele Menschen, die internalisiert haben und selber davon ausgehen und dass sie auch gar nicht so leicht abzustellen ist, das ist total wichtig. Das heißt nämlich, dass eine Person, die von der Gesellschaft über die Ehe anerkannt ist, über die Ehe, die Stellung in den angegliederten Familien, die bei Familienfeiern dabei ist und so, dass das einen Einfluss darauf hat, ob die Person, die nicht geehelicht wurde und nicht zu den Familienfeiern eingeladen wurde, dass diese Person vermutlich eine geringere Statussicherheit hat. Und selbst wenn alles ansonsten supi-dupi ist, kann es sein, dass das eine Unsicherheit hervorruft. Also sich bewusst zu machen, dass es eben einen Status gibt, auch wenn der versteckt ist, und dass alle da mitwirken und wir auch aufgewachsen sind damit, wer welchen Status hat. Das ist einfach total wichtig. Ich sage nicht, dass man das forcieren, verändern oder irgendwas muss, aber sich bewusst zu machen, dass es eben versteckte Machtstrukturen gibt und dass die meine Statussicherheit bedrohen, wenn ich sie mir nicht bewusst mache. Das ist total wichtig. So, was mache ich jetzt mit dieser ganzen Geschichte? Also was mache ich, wenn ich mich durch die Hierarchie, durch zum Beispiel unterschiedliche Lebenskonzepte in meiner Statussicherheit, in meinem Selbstwert, in meinem Wohlfühlen gestört fühle? Was mache ich, wenn es unterschiedliche Lebenssituationen gibt? Also nehmen wir wirklich die Person A und B wohnen in einem Haushalt und Person C wohnt nicht im gleichen Haushalt ist vielleicht sogar eine Fernbeziehung. Person A und B haben Kinder und Person C hat vielleicht auch Kinder, aber eben keine mit Person A und B. Und obwohl alle immer wieder beteuern, wir haben die gleichen Rechte und Pflichten, du darfst alles wünschen, wir sehen zu, dass wir dich in unser Leben integrieren. Alleine die Formulierung zeigt schon, wir sehen zu, dass wir dich in unser Leben integrieren. Und auch wenn Person A und B vielleicht schon 20 Jahre auf dem Buckel haben und Person C ist erst seit anderthalb Jahren dabei und die Beziehung ist vielleicht noch gar nicht so sicher, dass gar nicht klar ist, ob die in das Leben integriert werden kann, soll, darf oder ob das eine Sicherheit gibt und wirklich dauerhaft hält. Das macht alles was. Das ist total wichtig, sich das im Kopf zu behalten, dass selbst wenn wirklich ein Bemühen besteht, alleine durch Formulierungen, alleine durch die Tatsache, dass es eben nie oder sehr selten sich drei Menschen, vier Menschen, die miteinander zu tun haben, die Beziehungen auch auf dem gleichen Level befinden. Allein sich das bewusst zu machen, ist total wichtig. Also wir sprechen da auch zum Beispiel von NRE, also von New Relationship Energy. Diesen Zustand, wenn so eine Symbiose total, also wenn sich die Beziehung total symbiotisch anfühlt und alles im Gleichklang ist auf einer Wellenlänge. Das ist halt was ganz anderes, als wenn ich dann nach drei Jahren Beziehung in der Differenzierungsphase bin, wo ich merke, okay, wir sind doch nicht so gleich. Oder ob ich nach, ich weiß nicht, zehn Jahren in der Selbstfürsorgephase bin. Das sind alles Unterschiede, ja. Also unterschiedliche Beziehungen sind in unterschiedlichen Phasen, fühlen sich unterschiedlich an, haben unterschiedliche Gemeinsamkeiten, haben unterschiedliche Rituale. Und das alles kann sich eben total hierarchisch anfühlen, weil unterm Strich gibt es eben diese Machtstrukturen. Hier ist mir die Person wichtiger, hier ist mir die Person wichtiger und sich das bewusst zu machen ist einfach ganz wichtig. Also was mache ich, wenn ich mich in dem Beziehungskonstrukt nicht so gleichwertig fühle, wie es laut Lippenbekenntnis der Fall sein sollte? Ich habe das aufgeteilt in zwei Kapitel. Einmal habe ich Lösungen zusammengetragen für mich als Einzelperson. Ob das nun A, B oder C ist, ich kann ja an allen Stellen mich in dem sozialen Konstrukt als nicht gleichwertig empfinden. Üblicherweise, also wenn jetzt B die Verbindungsperson zwischen A und C ist, dann ist es relativ wahrscheinlich, dass B sich nicht ungleich behandelt fühlt oder herabgewürdigt oder herabgesetzt. Aber A und C können das durchaus. Üblicherweise fühlt sich C am meisten ausgeschlossen, nicht gewertschätzt, nicht auf Augenhöhe. Aber auch B kann sich abgewertet oder nicht richtig zugehörig fühlen. So, wenn ich also Person A oder C bin, was kann ich da machen? Erstmal ist mir ganz wichtig zu sagen, an dieser Stelle keine Probleme zu haben, ist schon echt Polyamorie next level. Das ist einfach wirklich, also an dieser Stelle nie getriggert zu werden, ist einfach nicht möglich. Es muss auch nicht so sein, dass immer alles easy peasy ist und Schmerz gehört auch dazu. Aber vor allem bezogen auf den Aspekt, hierarchiefreie Polyamorie oder auch hierarchische und aber menschenwürdige Polyamorie, ist es total schwierig, wenn die Lebenskonzepte so unterschiedlich sind, keine Triggereien und immer Frieden zu haben. Das ist einfach mir so wichtig, dass das immer wieder passieren wird. Und wenn es nur wegen des Relationship Griefs ist. Was hilfreich ist an dieser Stelle, ist erstmal zu akzeptieren, es wird Schmerz geben und das ist okay und es gibt Schmerz auch auf der anderen Seite, auch wenn das sich anders anfühlt, wenn der Schmerz vielleicht weniger eingeschätzt wird oder so. Und dann in der Akzeptanz zu kommen, dass es Unterschiede gibt und dass es Schmerz gibt, Schmerz geben kann, Zurückweisung, das zu akzeptieren ist erstmal ganz wichtig, denn wir sind monogam geprägt, wir vergleichen ständig, wir sind durch unsere Gesellschaft, durch das Patriarchat, Durch den Kapitalismus, durch ganz, ganz viele Sachen, durch binäres Denken sind wir immer im Vergleichen. Durch unsere Hirnstruktur. Menschen brauchen, nutzen das Tool, vergleichen für ganz, ganz viele Sachen. Und das zu akzeptieren, dass das so ist, das ist erstmal ganz, ganz wichtig. Und dann sich bewusst zu machen, eigentlich geht es nicht um besser oder schlechter, um mehr oder weniger. Das sind ja alles vergleichende Aspekte, sondern es geht darum, dass es eben anders ist. und dass anders nicht immer schlecht sein muss. Wenn ich Person B bin, habe ich natürlich ein anderes Zeitkontingent als Person A mit B. Aber die Zeit, die ich habe, ist eben anders. Und nur weil sie mehr ist, ist es nicht besser. Nur weil es weniger ist, ist es auch nicht besser. Und nur weil es allein ist, ist es auch nicht besser. Es ist halt einfach anders, ob ich mit Person B im Familienkontext den ganzen Tag abhänge oder ob ich mit Person B in einem schönen Hotel bin, in der Sauna und den ganzen Tag vögeln und quatschen kann. Und sich da klar zu machen, es geht nicht um besser, sondern es geht um anders. Und nimm wahr, wie wertvoll du bist und vergleich dich nicht mit anderen. Dana und The Wolf haben da ein ganz wundervolles Lied zu rausgebracht. Das heißt Candidates. Auch das wird in den Shownotes verlinkt. Das sind ganz tolle Textzeilen, weil es ist ein krasses Polymindset und es ist richtig schön. Und das kann ich wirklich nur immer wieder hervorrufen. Es geht nicht darum, besser oder schlechter zu sein, sich besser oder schlechter zu sehen, sondern es geht darum, das, was anders ist, wertzuschätzen und zu sehen, dass ich eben Möglichkeiten habe. Dann könnte ich als Person, die damit ein Problem hat, dahinschauen, was denn wirklich mein Problem ist. Also ich kann in meinen Abgrund schauen und kann schauen, okay, ich bin sauer, immer wieder an dieser Stelle, warum ist das so? Was steckt dahinter? Was habe ich für ein Gefühl? Was steckt hinter dem, da kannst du deine Gefühlslisten nehmen, was könnte hinter dem Gefühl für ein Bedürfnis stehen? Geht es um einen Mangel? Geht es um etwas, das geht es um eine Grenze? Also da wirklich zu gucken, worum geht es mir eigentlich, in den Abgrund zu schauen, in meinen ganz persönlichen Abgrund zu schauen, weil immer dann, wenn mich etwas trifft, wenn mich eine Handlung oder eine Ausspruch von einer anderen Person trifft, dann betrifft es mich auch. Also ich kann ja auch ganz gelassen sein, aber wenn ich nicht gelassen bin, dann hat es auch was mit mir und meiner Erfahrung und meiner Einstellung zu tun und mit meinem Umgang damit. Das heißt nicht, dass das, was die andere Person macht, immer in Ordnung ist, um Gottes Willen. Aber wenn mich das ganz doll trifft und wir reden hier nicht von schlagen oder hintergehen oder so, sondern aber wenn eine relativ alltägliche Handlung mich besonders trifft, dann kann ich schauen, okay, warum ist das so? Was ist eigentlich der Grund dahinter? Und dann mich zu fragen, okay, ich habe vielleicht einen Mangel in Statussicherheit. Ich habe vielleicht einen Mangel in Gesehenwerden. Und dann kann ich schauen, was kann denn da helfen? Und da können wirklich sehr, sehr alberne Dinge helfen. Also dabei herauszufinden, was macht unsere Bindung besonders und was macht unsere Bindung besonders stabil. Da können wirklich interessante Sachen bei rauskommen. Und ich kann meine Partnerperson bitten, wenn ich jetzt Person C wäre, könnte ich meine Partnerperson B bitten, geh mit Person A, bitte nicht in dieses Restaurant. Oder hör mit Person A beim Sex nicht diesen Song. Also auf eine Bitte natürlich formulieren mit Hintergrundwissen und Erklärungen und dann gewaltfrei. Und dann schauen, ob die Partnerperson das halten kann und halten möchte. Aber ich kann da wirklich mich trauen, Dinge, auf den ersten Blick alberne Dinge zu verlangen. Solange die mir helfen, bin ich mir relativ sicher, dass Partner Person B das auch gerne erfüllt. Weil ich habe noch nie erlebt, dass Menschen, die miteinander in Beziehung sind, eigentlich nicht wollen, dass die andere Person glücklich ist. Insofern guck in deinen Abgrund, schau nach, was wirklich dein Problem ist. Erlaube dir zu fühlen, was du fühlst und erlaube dir, auch wirklich bescheuerte Sachen zu erfragen und zu gucken, wenn da ein Nein kommt, welche anderen Möglichkeiten es gibt, damit umzugehen. Also hol dir Hilfe, aber guck auf dich, was brauchst du. Wichtig ist außerdem, die Utopie loszulassen, dass es eine absolute Gleichwertigkeit gibt. Die gibt es nicht. Wenn ich mit mehreren Menschen umgehe, ob das nun in einer Polyamorie oder in einer Monogamie geht, ob das mit ArbeitskollegInnen ist, es gibt nie eine absolute Gleichwertigkeit. Auch mit Kindern gibt es die nicht. Es gibt immer besondere Connections, besondere Verbindungsmomente und dann gibt es wieder Abstand. Es gibt immer ganz viel so, ganz viel Liebe und dann gibt es wieder ein bisschen weniger. Eine absolute Gleichwertigkeit gibt es nicht. Und je eher ich mich daran gewöhne, desto besser. Das heißt nicht, dass ich immer damit zufrieden sein muss. Wenn ich das Gefühl habe, ich bin immer das dritte Rad am Wagen, dann darf und sollte ich da was gegen unternehmen. Aber absolut hundertprozentig gleichwertig mit allen anderen zu sein oder mit der Person zu sein, von der ich erwarte, gleichwertig zu sein, das ist einfach eine Utopie. Im Idealfall schwankt das immer um ein Gleichgewicht herum und so, dass es am Ende ausgeglichen ist. Aber es geht mir auf jeden Fall wesentlich besser, wenn ich die Utopie loslasse, dass wir immer gleichwertig behandelt werden können. Ich habe das ganz oft schon gesagt, es sei hier nur am Rande erwähnt, gleichwertig behandelt zu werden heißt nicht gleich behandelt zu werden. Gleichwertig behandelt zu werden bedeutet, dass jede Person das Recht hat, die Bedürfnisse auf die gleiche Weise erfüllt zu bekommen. Aber es kommt eben darauf an, wie ich darauf reagiere, wie viel ich bekomme. Also wenn ich jemand bin, der ganz viel Körperkontakt braucht und eine andere Person braucht nur ganz wenig Körperkontakt, dann kann es gleichwertig sein, der einen Person eine Umarmung zu geben und der anderen neun. Das ist jetzt ein albernes Beispiel, aber sich das bewusst zu machen, dass es keine Gleichbehandlung braucht und dass eine absolute Gleichwertigkeit auch eigentlich nicht machbar ist. Was kannst du noch tun, wenn du auf dich guckst, wenn du dich in deiner Statussicherheit bedroht fühlst? Du könntest versuchen, ins Vertrauen zu kommen. Mir ist schon klar, dass das schwer ist. Wenn ich in einer Beziehung bin, die unfassbar großartig ist, dann bin ich automatisch, also bei mir ist es zumindest so, geht es mir automatisch so, dass ich total Angst habe, die zu verlieren und dass ich total Angst habe, dass ich es versaue. Ich kriege das meistens ganz gut in den Griff, aber es ist so, dass ich, wenn es besonders schön ist, besonders viel Angst habe, es zu verlieren. Und da ins Vertrauen zu kommen, dass das okay wäre, wenn ich es verliere, das kann da total helfen. Beziehungen sind ja organisch wachsende Konstrukte in meinem Leben und die hängen ja total von ganz vielen Faktoren ab. Vom Außen, vom Innen, von den eigenen Gefühlen, von den Erfahrungen, von der Gegenseitigkeit, von der gegenseitigen Bestärkung, von der gegenseitigen Abschwächung, von Glück und Pech und ganz vielen Sachen. Und wenn ich in einer Verbindung organisch mitgehe mit dem, was ist, wenn ich sage, das gerade finde ich jetzt ein bisschen schade, also durchaus meine Pings rausgebe und auch mich freue, wenn was schön ist und so, das ist schon wichtig. Aber auf Biegen und Brechen eine Beziehung in einem bestimmten Status zu halten, das funktioniert üblicherweise nicht. Wenn ich alles mache, um meine Partnerperson zu halten, dann bin ich nicht authentisch und dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass meine Partnerperson sich von mir abwendet, weil diese Partnerperson mich authentisch geliebt hat und dann plötzlich nur noch eine unauthentische Sonja vortrifft, ist größer. Also darauf zu vertrauen, dass wenn ich authentisch in Verbindung gehe und mich verletzlich zeige und meine Wünsche äußere, dass wir dann einen Weg finden werden, der uns beiden gut tut, die ist am größten. Also ins Vertrauen zu kommen, das Status Quo zu halten, nicht das absolut beste Ziel ist, das ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor dabei. Und was ich auch noch machen kann als letztes, ist eine Statussicherheit anders herstellen. Also wenn ich merke, ich bin wieder dabei, dass ich denke, oh Gott, verliere ich vielleicht alles, werde ich im Polykül nicht mehr ernst genommen und so. Was kann ich tun, um die Statussicherheit mir zu geben? Braucht es die Antihierarchie in diesem Polykül? Oder kann ich mir vielleicht über Bewusstmachung dessen, wie viele Freundes und was für ein tolles Netzwerk ich habe, welche Kompetenzen ich habe, kann ich mir vielleicht diese Statussicherheit anders herstellen? Kann ich vielleicht tatsächlich darum bitten, eine zeremonielle Trauung zu haben, damit es der Ehe gleichwertig ist? Kann ich darum bitten, Notfallkontakt zu haben oder als Notfallkontakt in den Vollmachten eingetragen zu werden? Also ich war jetzt in dem Blog, was kann ich tun, wenn ich mich durch die Hierarchie bedroht fühle. Am Ende Eigenverantwortung übernehmen, gucken, was mein Problem ist, in die Akzeptanz gehen, mir bewusst machen, dass es nicht um besser oder schlechter, sondern um anders geht. Ich kann die Utopie loslassen, dass Gleichwertigkeit möglich ist. Ich kann versuchen, ins Vertrauen zu kommen und authentisch organische Verbindungen leben. Also Eigenverantwortung, welchen Anteil habe ich daran, was kann ich tun, ist total wichtig an dieser Stelle. Gleichzeitig ist es nicht alles und es ist immer günstig, ein Problem von zwei Seiten anzufassen. Also was können denn alle in diesem Polykül tun, wenn eine Person sich auf der hierarchischen Ebene nicht zufrieden fühlt? Erstmal kann es überhaupt bewusst gemacht werden und zwar wirklich, also da ist es wichtig, wirklich offen zuzuhören. Es geht auch darum, es offen und wertfrei zu formulieren, ohne Vorwurf. Also im Grunde genommen gemeinsam sich an einen Tisch zu setzen und dieses Problem ernst zu nehmen, wirklich zuzuhören, beiden Seiten, wirklich zu gucken, okay, so fühlst du dich, so kommt das bei dir an. Bei mir ist es so, ich fühle mich so, deine Aussagen machen das so mit mir, machen das und das mit mir. Also sich einen bewussten Umgang als Polykül damit zu finden, ist etwas, das total wertvoll sein kann. Und dann dabei eben auch eine Bestätigung zu haben. So Sachen zu sagen wie, nur weil du Weihnachten nicht mit zu meinen Eltern kommst, bist du uns als Mensch nicht weniger wert. Bist du mir als Mensch nicht weniger wert. Es gibt Gründe, warum du nicht dabei bist. Ist es dir wichtig, dabei zu sein? Wie könnten wir das regeln? Alle zusammen, nacheinander, im Wechsel, whatever. Also immer wieder zu bestätigen, du bist mir wichtig, diese Beziehung ist mir wichtig. Ich habe vor, nicht hierarchisch zu leben. Hilf mir dabei, dich gut zu behandeln, dir zu sagen, was du brauchst, damit das geht und lass uns wirklich verhandeln, was wir gemeinsam als Polykül tun können. Und ich habe heute einen Impuls oder eine Formulierung wiederentdeckt, die wurde von den Michalskis benutzt und zwar "Ich erzähle mir die Geschichte, dass…". Das ist etwas, das total hilft zu gucken, okay, was ist denn der Kern, worum geht es hier gerade? Und da können dann eben auch Ausgleichshandlungen, Angebote gemacht werden. Ich habe es ja gerade schon gesagt, im Wechsel Weihnachten feiern. Irgendwie sowas. Wenn es darum geht, nicht Hierarchie zu leben oder auch Hierarchie in einem Maß zu leben, mit dem sich alle wohlfühlen, sind Bestätigung, Anerkennung und Ausgleich und ein bewusster Umgang damit total wichtig. Was noch wichtig ist als Polykül, ist darüber wirklich bewusst zu entscheiden, wie wollen wir eigentlich unsere Polyamorie leben? Wollen wir Kitchentable leben? Also alle haben eine gute Verbindung miteinander und treffen sich immer wieder am Kitchentable, also am Küchentisch oder machen auch etwas zusammen. Wollen wir alle zusammen enge Bindungen haben? Oder wollen wir lieber Gartenparty-Polyamorie machen? Das heißt, wir mögen uns und wenn wir uns begegnen, haben wir auch eine schöne Zeit, aber wir haben keine engen Bindungen, abgesehen von den partnerschaftlichen Bindungen. Oder wollen wir vielleicht einfach parallel Polyamorie machen? Also parallele Polyamorie, in der die Menschen sich wirklich fast nie begegnen und auch voneinander relativ wenig wissen. Darüber eine Entscheidung zu treffen und auch klar zu haben, dass es da unterschiedliche Wünsche gibt und klar zu haben, dass das auch für manche Menschen schmerzhaft sein kann, diesen Wunsch nicht erfüllt zu bekommen oder nur mit einem Teil des Polyküls erfüllt zu bekommen, das ist total wichtig. Und als letztes darüber gemeinsam entscheiden, wie transparent wir eigentlich in diesem Polykül sein wollen. Also da geht es um Privatsphäre, da geht es darum, ob ich radikale Ehrlichkeit leben möchte oder nicht. Und je transparenter ich bin, desto mehr Prozesse und desto mehr Bewegung habe ich in dem Polykül. Und mehr Bewegung kann gut sein, weil am Ende vielleicht mehr Frieden dabei rauskommt. Aber es kann auch sehr anstrengend sein. Und je transparenter ich bin, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich verletzt werde. Und ich finde immer, Verletzungen sind gut am Ende. Mir ist immer wichtiger, also ich kann besser damit umgehen, was Schlechtes zu hören, als gar nichts zu hören und arbeite gerne daran. Aber das klar zu haben, dass es nicht allen so geht, das ist total wichtig. Auch da ein schönes Zitat, was mir heute von einem neuen Podcast, von einer neuen Podcast-Mitarbeiterin zugeflüstert wurde. Ina, willkommen an Bord. Verletzungen sind unvermeidlich. Also Nina hat mir geschrieben, es ist nicht die Frage, ob, sondern wann wir uns verletzen und möchte noch ergänzen und auf welche Weise wir uns verletzen. Wenn Menschen eng sind, dann geht es nicht ohne Verletzungen. Das ist einfach so. Und dann zu gucken, wie gehen wir mit den Verletzungen um, das ist ja eigentlich das, was zählt. Traumata entstehen nicht dadurch, dass was Schlimmes passiert ist, sondern Traumata entstehen dadurch, dass danach der Umgang mit dem, was passiert ist, scheiße ist. Also Verletzungen sind handelbar und machbar und wertvoll, weil sie mir nämlich was über mich und die andere Person erzählen. Aber wenn ich danach diesen Menschen alleine lasse, wenn ich danach nicht Verantwortung übernehme, dass das Schmerz ausgelöst hat, dann kann das problematisch sein. Also eine bewusste Entscheidung darüber als Polykü, wie transparent wollen wir sein, wie viele Prozesse wollen wir miteinander haben, wie viel Drama, wie viele Verletzungen wollen wir miteinander haben. Das ist etwas, bei dem sich alle beteiligen können. Okay, ich bin am Ende der Folge und möchte nochmal wiederholen, was ich heute besprochen habe. Das Erste, wir haben über die Definition von Hierarchie gesprochen. Es ist eine Machtungleichheit und ich kann natürlich versuchen, ohne Machtungleichheit zu leben. Aber das ist ganz, ganz schön schwierig. Denn durch die Gesellschaft und durch Vorlieben, persönliche Vorlieben, gibt es die immer. Egal, ob ich in einer Monogamie oder in einer Polyamorie lebe. Ich habe dann einen Einstieg gegeben in die Statussicherheit, weil am Ende geht es, wenn ich auf Hierarchie gucke, immer darum, wie sicher bin ich an der Stelle, wo ich gerade bin. Und da ist es ganz wichtig, klar zu haben, dass die Statussicherheit eben auch was mit Selbstsicherheit und am Ende dann auch mit Selbstwert zu tun hat. Und dass das ganz schön anstrengend sein kann, wenn ich da einen Schmerz habe, den ich vielleicht auch gar nicht richtig benennen kann, weil das einfach so versteckt ist, dass es schwierig ist, das zu sagen. Dann habe ich darauf geguckt, was kann ich als Einzelperson übernehmen, wie kann ich Eigenverantwortung übernehmen und schauen, was ich für mich verbessern kann. Also in meinen Abgrund gucken und gucken, was ist wirklich mein Problem, was kann helfen, was kann ich alleine tun, wo brauche ich Unterstützung, welche Menschen kann ich bitten, mein Bedürfnis oder meinen Mangel zu erfüllen oder meine Grenze zu halten. Und da aber offen zu sein in den Strategien ist ganz, ganz wichtig. Denn die Idee, die ich habe, die mir hilft, die kann vielleicht von manchen Menschen nicht erfüllt werden. Aber dann weiterzureden und zu gucken, was kann denn gemacht werden, ist ganz wichtig. Also Eigenverantwortung übernehmen und alleine losgehen. Wenn es mich trifft, dann betrifft es mich auch. Und was kann das Polykül tun? Über Bestätigung, Anerkennung, einen bewussten Umgang, bewusste Entscheidung zur Kitchen Table, Gartenparty oder Parallel-Polyamorie. Und auch die Frage, wie transparent möchten wir eigentlich mit Beziehungskonstrukten, mit unseren Gefühlen und mit diesen ganzen Sachen umgehen. Ich habe dabei darüber gesprochen, über die Bücher gesprochen von Martha Kaupi und Ole Liebel, die die in den Shownotes findet und auch über das Lied Kandidates von Dana and the Wolf. So, jetzt bin ich am Ende der Folge. Es gibt mal wieder meinen Aufruf. In ein paar Monaten jährt sich der Podcast zum zweiten Mal. Glücklicherweise haben wir im September die 100. Folge und ich würde mich total freuen, wenn wir Infos von euch kommen würden zum Thema, was macht MoPoCo mit dir? Wo begleitet dich der Podcast? Was hat der Podcast mit dir gemacht? Du kannst das anonym einschicken, als Sprachnachricht, als Textnachricht, als E-Mail. Die Daten findest du in den Shownotes. Du kannst mir eine Signal-Nachricht schicken. Du kannst eine Geschichte schreiben, ein Bild schicken. Wir nehmen, was auch immer du uns schicken möchtest und freuen uns dann, euch im September die Ergebnisse zu präsentieren. Und jetzt wünsche ich noch einen ganz fantastischen Tag. Bis dann. Tschüss. Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren. Was hat dich bewegt? Gab es einen Aha-Moment? Möchtest du etwas vom Gesagten umsetzen? Möchtest du uns dazu etwas mitteilen? Dann schreib uns unter podcast@sonjajuengling.de oder auf instagram at mopoco_podcast. Wir sind total dankbar, wenn du uns Hinweise oder Tipps gibst, die den Podcast verbessern oder meine Arbeit ergänzen können. Und wir sind dankbar, wenn du uns unterstützt, finanziell oder ganz praktisch und wenn du uns weiterempfiehlst. Alle Infos dazu findest du unter mono-poly-co.letscast.fm Und wir freuen uns, wenn du ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, was sie tut. Also begegne jeder Person mit Wohlwollen, auch ganz besonders dir. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen.

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