Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#83 - Folge aus der Praxis - Trennung

Kein Kontaktabbruch bei Herzensmenschen

11.05.2025 23 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Praxisfolge von Monogamie, Polyamorie & Co. spricht Sonja aus ihrer Erfahrung als Paarberaterin über drei Phänomene, die ihr bei Trennungsprozessen immer wieder begegnen:

  1. Trennung wird tabuisiert - Viele Paare meiden Gespräche über ein mögliches Beziehungsende – aus Angst, damit etwas heraufzubeschwören. Dabei kann das bewusste Ansprechen von Veränderung und Trennung heilsam und beziehungsstärkend wirken.
  2. Missverständnisse statt Klarheit - Trennungsgespräche sind oft von Unklarheit geprägt: Wer hat was gesagt? Ist das eine Pause oder eine echte Trennung? Welche Konsequenzen hat das? Sonja gibt Impulse, wie man Kommunikation auch in schwierigen Momenten klar, sachlich und empathisch gestalten kann.
  3. Trennung heißt nicht, dass alles vorbei ist - Eine Beziehung zu beenden ist ein Prozess – kein Schalter. Vor allem bei gemeinsamen Verpflichtungen wie Kindern, Häusern oder Freundeskreisen braucht es Zeit, Geduld und bewusstes Gestalten des Neuen.
Diese Folge ist für alle, die eine Trennung (mit)erleben, über Trennungen nachdenken oder verstehen möchten, warum Trennung mehr sein kann als ein Kontaktabbruch.

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Zu Sonjas Beziehungs-Coaching und Blog-Beiträgen: https://sonjajuengling.de/

Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie und Co., dem Wissens-Podcast zum Thema Beziehungen in allen Formen. Üblicherweise findest du hier frei zugänglich, sehr kondensiert und gut recherchiert Wissen, Handlungsmöglichkeiten und die Antwort auf übliche Fragen zu Beziehungen in aller Art. Wir, das ist ein Team aus Menschen, die sich mit den Fragen rund um die Themen Beziehungsqualität und Beziehungsformen beruflich und ehrenamtlich beschäftigen und dabei Wissenschaft, Szeneinsights und persönliche Erfahrungen mit einbeziehen. Mein Name ist Sonja Jüngling, hauptberufliche Paarberaterin und Wissensvermittlerin für Menschen, die über ihre Beziehungsformen nachdenken. Uns ist es wichtig, unterschiedliche Lebensentwürfe und Sichtweisen zu zeigen sowie ExpertInnen zu Wort kommen zu lassen. Deshalb gibt es neben den Wissensfolgen und den Folgen aus der Praxis immer mal wieder eine Interviewfolge. Solltest du jemanden kennen, dessen Wortbeitrag du hier wertvoll findest, lass es uns gern wissen, auch wenn es dich selbst betrifft. Wir freuen uns, wenn du dich zeigen magst mit deiner Beziehung, deinen Sorgen und Nöten, aber natürlich auch mit all deinen Erfolgen und Gedanken aus deiner ganz individuellen Beziehungswelt. Und nun viel Spaß mit der heutigen Folge von MoPoCo, dem Wissens-Podcast zum Thema Beziehungsvielfalt. Hey, heute gibt es mal wieder eine Folge aus meiner Praxis als Paarberaterin und Beziehungscoach. Und zwar beschäftige ich mich heute mit dem Thema Trennung bzw. Beziehungsende. Hört gerne dazu in die letzte Folge hinein. Da habe ich noch ein bisschen mehr Input dazu gegeben. Für heute habe ich mir drei Phänomene rausgesucht, die mir immer wieder begegnen bei der Arbeit mit Paaren und Polykülen und Einzelpersonen zum Thema Beziehungsende. Das Erste, was mir immer wieder begegnet, ist, dass das Gespräch über Trennung oder der Fakt Trennung, ein Beziehungsende wird einfach vermieden. Und sobald das Thema im Raum steht, wird das als totale Bedrohung wahrgenommen. Und das ist natürlich total unrealistisch, weil ein Ende von einer Beziehung gehört zur Beziehung dazu. Oder sagen wir mal die Veränderung einer Beziehung. Es ist ja ganz häufig so, dass eigentlich fast nie so, dass Beziehungen immer gleich bleiben, sondern die verändern sich übers Leben. Alle Beziehungen, auch Freundys, Bekannte. Das ist alles in ständigem Wandel. Und dann darauf zu hoffen oder davon auszugehen, dass die Beziehung, die ich gerade habe, sich nicht verändert und es kein Ende gibt, ist einfach unrealistisch. Und warum ist das ein Problem? Es ist dann ein Problem, wenn aus lauter Angst vor der Trennung oder vor dem Beziehungsende das Thema einfach gemieden wird und dadurch immer größer wird. Außerdem kann es total sinnvoll sein, sich das mal anzugucken. Was bedeutet für mich Ende? Was wären Gründe für mich, eine Beziehung zu beenden? Wie würde es danach weitergehen? Was heißt das überhaupt? Sich da gemeinsam mit zu beschäftigen, das nimmt dem Ganzen den Schrecken und kann im Zweifelsfall die Beziehung verbessern. Denn ich kann ja das auch durchaus zum Anlass nehmen zu denken, naja, das läuft halt nicht von allein. Und wenn ich mich damit immer wieder beschäftige, dann finden wir vielleicht Mechanismen, Beziehungsroutinen, die dafür sorgen, dass eine Beziehung dauerhaft länger hält. Also was ich immer empfehlen kann, sind regelmäßige Gespräche darüber, wie es mir in dieser Beziehung geht. Und die früh einzuführen aus Angst vor einer Trennung kann durchaus total sinnvoll sein und die Beziehung tatsächlich besser machen und retten zum Teil. Darüber gemeinsam zu reden, nimmt auch die Angst vor dem Beziehungsende, denn die meisten von uns haben ja Angst, verlassen zu werden. Vor allen Dingen, wenn es ihnen gut geht. Also die Angst, dass etwas Schlimmes passiert, ist ja für viele Menschen wirklich sehr präsent. Und es kann total sinnvoll sein, sich schon früh darüber klar zu sein, dass Beziehungen schlicht und ergreifend Kosten-Nutzen-Rechnungen sind. Beziehungen, wo ich nur für den anderen lebe, die sind einfach nicht nachhaltig. So funktionieren wir Menschen meiner Meinung nach nicht. Und ich wüsste auch nicht, warum. Also warum sollte ich mich völlig aufgeben? Klar, ich werde jetzt nicht jeden Tag darüber nachdenken, wer mehr gibt und wer nimmt. Und das sollte auch einfach sich über die Zeit, wenn überhaupt, ausgleichen. Ich sollte mir darüber auch im Idealfall keine großen Gedanken machen. Aber es wäre eine Mär zu behaupten, dass irgendwas anderes dafür sorgt, dass ich weiter in dieser Beziehung bleibe als ein Ausgleich. Als die Tatsache, dass ich aus dieser Beziehung etwas mitnehme und zwar im Idealfall mehr, als ich reinstecke. Und im Idealfall geht es beiden so. Und das ist total unromantisch, aber alles andere funktioniert mit der menschlichen Psyche dauerhaft nicht. Also wenn ich das für ein halbes Jahr machen will, geht das natürlich. Aber dauerhaft geht das eigentlich nicht. Und wenn eine Beziehung über lange Zeit wegen zum Beispiel einer Depression oder so eine Schieflage hat, dass eine Person mehr investiert als die andere. Das darf natürlich sein. Aber das dauert immer lange, bis sich das wieder einigermaßen ausgeglichen hat, die Verletzungen und Kränkungen ausgeglichen sind und geheilt sind. Also ich habe es gerade schon so unromantisch gesagt, jetzt werde ich noch unromantischer. Beziehungen sind Kosten-Nutzen-Rechnungen auf Dauer gesehen und die sind relativ unabhängig von Liebe. Also natürlich ist Liebe ein Motivator und ganz wunderbar. Es gibt ja auch ganz viel unterschiedliche Sorten von Liebe und auch für eine Beziehung total hilfreich. Aber alleine Liebe reicht für eine Beziehung üblicherweise nicht. Die Beziehung darf Aspekte geben, die mir einfach was geben. Und alleine die Liebe reicht nicht, wenn ich dabei scheiße behandelt werde zum Beispiel. Und sich das alles klar zu machen, also durch Gespräche über das Ende einer Beziehung, durch die Gespräche über dieses Damoklesschwert-Beziehungsende wird die Beziehung besser und das Damoklesschwert nimmt auch ein bisschen, also das nimmt dem Damoklesschwert Trennung oder Beziehungsende auch ein bisschen die Nervigkeit. Also es ist ja total ätzend, wenn ich das die ganze Zeit sehe, aber nicht darüber reden darf, weil ich Angst davor habe, dass ich dadurch irgendwie was herbeirufe, was gar nicht da ist. Also da ganz konkret drauf zu gucken, kann auf jeden Fall helfen, die Beziehung zu verbessern und die Trennung vielleicht sogar abzuwenden oder nach hinten zu verschieben. Also eine Beziehung muss ja nicht immer ein Leben lang anhalten, aber wenn sie gut ist, dann freuen sich ja alle, wenn es ein bisschen länger dauert als drei Monate oder so. Genau, das war der erste Punkt, dass die Gespräche über Trennung oder Beziehungsende einfach vermieden werden und dadurch die Beziehungsangst und unguten Routinen verstärkt werden und keine guten Routinen eingeführt werden. So, was ist das Zweite, was mir häufig begegnet in Bezug auf Trennung? Es gibt ganz viele Missverständnisse. Ganz oft entstehen Trennungen aufgrund von Missverständnissen. Eine Person hat sowas gesagt wie ich brauche eine Pause und die andere Person hat gehört, ich will mich von dir trennen. weil Pausen gibt es ja sowieso nicht und das bedeutet Trennung. Und ehrlich gesagt habe ich ganz oft das schon erlebt, dass eine Beziehung also einen unklaren Status hatte, weil die eine Person gedacht hat, wir sind getrennt und die andere Person gedacht hat, wir sind nicht getrennt. Also dieser binäre Zustand, dass es nur das Beides gibt. Ich habe es in der letzten Folge schon gesagt, das sehe ich ja nicht so. Das ist alles ein Übergang und ein langer Prozess. Aber diese Binarität, die unser Gehirn so mag, die sorgt eben dafür, dass manchmal eben während einer schlimmen Beziehungsphase und krisenhaften Beziehungsphase die Trennung ausgesprochen wird von einer Person, die das gar nicht weiß, weil da eben ganz viele Missverständnisse entstehen. Und ganz häufig ist es auch so, dass es eine ganz unterschiedliche Meinung dazu gibt, wer die Trennung eigentlich ausgesprochen hat. Also es ist mir tatsächlich schon ziemlich häufig passiert, dass Menschen wirklich da saßen und gedacht haben, die andere Person, also beide Menschen haben gedacht, die andere Person hätte die Trennung ausgesprochen. Manchmal wurde sie dann zurückgenommen oder das Missverständnis aufgeklärt. Das ist alles gar nicht so einfach, weil wenn gerade nach einer langen Beziehung eine Trennung ausgesprochen wird oder das Beziehungsende angesprochen und eingeführt wird, dann ist das natürlich mit vielen, vielen Emotionen begleitet und da entstehen einfach Missverständnisse und Unklarheiten, weil auch, naja, die Menschen lieben sich ja oft und dann entweder werden im Affekt Sachen ausgesprochen, die gar nicht der Realität entsprechen oder die Menschen haben so viel Angst davor, ihre Beziehungsmenschen zu verletzen, dass einfach unklar gesprochen wird und dann kommt das ganz häufig zu Missverständnissen und unterschiedlichen Meinungen. Das begleite ich total häufig. Was hilft dagegen? Sich Zeit nehmen, reden, reden, reden, reden, reden, reden und nachfragen. Also ich habe es in der anderen Folge schon immer wieder erwähnt, das ist ein Prozess, der sich auch über lange Zeit ziehen kann, also durchaus zwei, drei Monate, weil ich kann das nicht am Reißbrett planen. Es ist unglaublich lebensverändernd, ob bestimmte Beziehungen auf die Weise weiterlaufen, wie sie gerade laufen und dafür darf ich mir Zeit nehmen. Also ich entscheide ja auch nicht an einem Tag, was meine berufliche Zukunft macht. Also das dauert einfach manchmal eine Weile und es ist halt total günstig, dass es, wenn es nicht nur ein Trennungsgespräch gibt, sondern mehrere und dann auch immer wieder nachgefragt wird, wie geht es dir damit, was ist bei dir angekommen, wiederholen lassen ist ganz wichtig und auch immer wieder Klarheit reinbringen, indem ich eben nicht unklare Formulierungen nutze, sondern ganz klar sage, was mir nicht passt, da komme ich gleich noch zu, auf welche Weise das ist, aber dass ich halt einfach ganz klar sage, was das jetzt für mich konkret bedeutet. Ich werde innerhalb der nächsten drei Monate ausziehen. Ich möchte nicht mehr, dass wir uns als Partner und Partnerin titulieren. Ich möchte so nicht weitermachen, ist zum Beispiel eine unklare Formulierung. Und dann die Klarheit aussprechen und dann das, was danach kommt, aushalten ist eines der wesentlichen Punkte. Nicht relativieren, nicht damit die andere Person sich nicht so schlecht fühlt, trösten, entgegenkommen. Das ist alles total nett, aber das sorgt eben für Unklarheit. Stille aushalten ist da ganz wichtig. Die Sachebene immer wieder nutzen und wirklich explizit aussprechen, was ich jetzt gerade meine. Und wenn ich merke, dass die andere Person getriggert ist, dass ich zu nervös bin, um gut reden zu können, dann macht es total Sinn, zu unterbrechen und zu sagen, ich brauche gerade eine Pause, können wir morgen weiterreden oder können wir in einer halben Stunde weiterreden. Also mehrere Gespräche können da total sinnvoll sein. Und ich meine, eine Trennung ist auch immer, also die kann traumatisierend sein, sie ist halt auch existenziell. Für viele fühlt sich sie existenziell an und da sich Zeit zu nehmen und immer wieder nachzufragen und auch klar zu machen, ich will dir nicht wehtun. Das sind zum Beispiel so Sätze, ich möchte dir nicht wehtun, das ist nicht meine Absicht. Also viele Ich-Botschaften, ich habe gemerkt, dass ich das gern anders hätte, dass ich mein Verhalten gern anders hätte und das aber nicht verändern kann. Ich habe gemerkt, dass ich da und damit gern klarkommen würde, das aber nicht schaffe. Also da bei sich zu bleiben und immer wieder auf die Sachebene zu gehen, ist einfach total wichtig und auszuhalten, was eben bei dem anderen dann passiert. Und tatsächlich, je klarer ich in dem Gespräch bin, desto oder in den Gesprächen, desto nachhaltiger ist das für die Beziehung danach. Denn es gibt natürlich einen danach. Es gibt gemeinsame Freunde, vielleicht Kinder, vielleicht ein Haus, vielleicht begegnet man sich nochmal. Je besser das Trennungsgespräch oder die Trennungsgespräche laufen, desto einfacher ist im Nachgang auch die Zukunftsgestaltung. Und ich habe es gerade schon gesagt, die Gründe der, also es ist halt gut, wenn dieses Trennungsgespräch oder die Trennungsgespräche, jetzt sage ich es ständig selber und auch noch eine, aber es sollten im Idealfall immer mehrere sein, da ist es sinnvoll, dass ich da nicht, dass ich da schon sage, warum ich das nicht mehr möchte und warum das für mich einfach absolut sicher ist und ich zweifellos ganz klar habe, dass ich das nicht mehr möchte. Aber dass ich das schaffe, auszusprechen, ohne einen Vorwurf zu machen oder eine Schuld der anderen Person zu geben. Mir ist schon klar, dass in Beziehungen viele Verletzungen sind und es immer so einfach erscheint, dass man sagt, naja, du hättest ja die Zahnpasta-Tube einfach nur zumachen müssen, um das klassische Beispiel zu nehmen. Aber wenn die andere Person etwas tut, das einen so abfuckt, obwohl man mehrfach drüber gesprochen hat, dass es zu einer, zum Beziehungsende führt, dann ist es oft ja keine freiwillige Entscheidung, sondern dann gibt es gute Gründe dafür. Und wenn ich jemanden nicht mehr liebe oder wenn mich Sachen nicht mehr antören und wir es auch mit vielen Gesprächen und Übungen nicht geschafft haben, dann eine Annäherung zu finden, dann kann ja am Ende keiner was dazu, dass es nicht passt. Und so oder so, ob ich nun denke, die andere Person hätte was ändern können oder nicht, ob ich nun denke, ich hätte was ändern können oder nicht, das spielt ja am Ende keine Rolle mehr. Wenn beide zustimmen, dass diese Beziehung am Ende ist, dann bringt es nichts, darüber nachzudenken, wer Schuld hat. Klar kann Mensch darüber nachdenken, was dazu geführt hat und dann kann ich auch besser trauern und loslassen, aber eine Schuldzuweisung bringt an dieser Stelle nichts, Recht zu haben, Unrecht zu haben, bringt an dieser Stelle nichts. Sich gegenseitig zu sehen und zu sehen, das war schwer, das ist schwer, das ist schade, das bringt was. Und ich sage das so explizit, weil es immer noch auch im deutschsprachigen Raum ja Ecken gibt, wo Gerichte gibt, die durchaus darauf Wert legen, eine Schuld zu identifizieren, um dann den Nachlass oder das Geld zu regeln. aber rein vom Menschlichen her ist es wirklich sehr ungünstig, weil es hilft am Ende keinem. Nehmen wir mal an, wir haben einen sehr klaren Fall, eine Person hat die andere Person geschlagen, das ist natürlich, und mehrfach wurde darüber geredet und es wurde nicht abgestellt. Das ist meiner Meinung nach natürlich ein Grund, jemanden zu verlassen. Wenn ich aber nun sage, die andere Person ist Schuld daran, ist alleine Schuld daran, dass diese Beziehung kaputt gegangen ist, dann bringt mir das am Ende nichts, selbst wenn ich recht habe, weil dann laufe ich in die nächste Beziehung und sehe meinen Anteil daran nicht. Also wir brauchen nicht darüber zu reden, dass die Person, die schlägt, etwas falsch macht. Aber letztendlich gab es ja Dinge davor, die dazu geführt haben, dass erst geschlagen wurde, wo ich vielleicht durchaus Gestaltungsmöglichkeiten gehabt hätte, zum Beispiel früher gehen, zum Beispiel dem anderen sagen, dass die verbale Gewalt nicht in Ordnung ist und dass die Person Hilfe braucht. Also mir ist es ganz wichtig zu sagen, die Person, die geschlagen wurde, ist dann kein Opfer. Aber es nützt ihr nichts, wenn sie sich als Opfer sieht und die Schuld alleine bei der anderen Person sieht und alleine die Verantwortung für die komplette Beziehungsgestaltung und das Ende der Beziehung bei der anderen Person lässt, weil dann wird sie die Strukturen, die am Ende zu dieser schlimmen, schlimmen und falschen Eskalation geführt haben, mitnehmen. Sie wird sich vielleicht Menschen suchen, die wider schlagen oder sie wird nicht frühzeitig erkennen, dass die Person Potenzial zu Gewalt hat. Also die Schuld bleibt weiterhin beim Schlagenden. Gleichzeitig ist es hilfreich für die Person, die vermeintlich das Opfer ist, ihren Anteil in der Beziehung zu sehen, um eben für die Zukunft besser für sich sorgen zu können. Deswegen in keinem Fall ist das Thema Schuld und Vorwurf etwas, was hilft. Die Person, die sich beschuldigt fühlt und der etwas vorgeworfen wird, die wird wahrscheinlich in den Widerstand gehen, die wird kaum sofort in die Reue gehen und die Person, die die Vorwürfe macht, die nimmt Strukturen, die mitgeholfen haben, dass es überhaupt erst zu so einer schlimmen Beziehung kommen kann, nimmt sie mit. Also es ist immer hilfreich, sich die Gründe klar zu machen, aber eben ohne Schuldzuweisung. Also zu sagen, ich möchte mich nicht mehr so behandeln lassen, ist was anderes, als zu sagen, ich will mit dem nicht mehr zusammen sein, weil er mich scheiße behandelt hat. Genau. Also Missverständnisse und unterschiedliche Meinungen verhindern, viel reden, viel nachfragen, viel spiegeln, sodass das Ganze klar ist, es macht den Trennungsprozess auf jeden Fall sehr viel leichter und stellt auch gute Weichen für die Zukunft. Das ist meine Nummer zwei, die mir immer wieder begegnet und die Nummer drei ist, dass das Aussprechen eines Beziehungsendes bedeutet, dass sofort alles vorbei ist, instantan, dass man nicht mehr reden muss, man ist den anderen los. Ich habe nichts mehr damit zu tun, Hände, ich wasche mir die Hände rein und sage, der Lebensabschnitt ist abgeschlossen. Ein Teil, warum das nicht günstig ist, habe ich gerade schon gesagt, nämlich, dass ich viele Strukturen, zu denen ich vielleicht beigetragen habe, mitgenommen habe. und es entspricht auch nicht der Realität. Ich habe es schon gesagt, es ist eine lebensverändernde Maßnahme, zum Teil, vor allem, wenn es eine Lebenspartnerschaft in der Monogamie, in einem Monogamensetting ist und das mache ich nicht mal eben. Ich mache auch nicht mal eben einen neuen Job. Es ist ein langer und schmerzhafter Prozess und der kann nicht einfach abgehakt werden. Selbst wenn rein theoretisch es möglich wäre, dass ich den Knopf drücke und alles ist logistisch getrennt, habe ich ja immer noch meine Emotionen, die ich mitnehme und die ich verarbeiten muss. Vor allem, wenn es gemeinsame Beziehungsverantwortungen gibt, also Kinder, Freundys, Haustiere, ein Haus, eine Firma, dann braucht es eine neue, sichere, eskalationsfreie und am besten wohlwollende und vertrauensreichende Ebene, egal in welcher Option. Also ob ich mich für die Trennung entscheide oder für die Deeskalation, auf eine langsame Entfernungszunahme, egal was ich da mache. Wenn es gemeinsame Güter, gemeinsame Verantwortlichkeiten gibt, dann müssen die beiden Personen eigentlich dafür sorgen, dass es eine gute Ebene gibt für eben diese Verantwortlichkeiten. Also für... Häuser tut es gut und Firmen tut es gut, wenn das Gemeinschaftsprojekt noch gut zu Ende geführt wird oder verändert wird. Aber vor allem Kinder dürfen natürlich nicht da reingezogen werden. Also zu sagen, eine Trennung bedeutet, alles ist sofort vorbei, ist Quatsch, vor allem, wenn es Verantwortlichkeiten gibt in irgendeiner Form. Und wie mache ich das? Also wie sorge ich dafür, dass es eine neue, sichere, eskalationsfreie, wohlwollende, vertrauensreiche Ebene gibt? Also einer der wichtigen Faktoren ist auf jeden Fall Zeit, Geduld, Wohlwollen, eins nach dem anderen erledigen, die Übergänge zu akzeptieren und auch Schwebezustände zu akzeptieren, dass es jetzt noch nicht so ist, wie ich das gern hätte und dass das auch dauert, wirklich Monate, manchmal Jahre. Es kann total sinnvoll sein, sich Hilfe oder Unterstützung zu holen, sich zu informieren, in Büchern, Podcasts zu hören. es kann sinnvoll sein, Chancen zu nutzen, die mir geboten werden, wenn zum Beispiel ich jemandem begegne, der auch gerade eine Trennung hinter sich hat oder in einer Trennung ist, wo die Situation ähnlich ist, die Chance nutzen, mit dieser Person darüber zu reden und gut zuzuhören, wenn sie erzählt, sich klar machen, dass es eine bewusste Entscheidung ist, wie ich die neue Beziehung gestalte und dass ich nicht von, nicht ganz allein von der Partnerperson abhängig bin. Es ist im Idealfall 50-50. Es macht Sinn, sich mit Selbstregulation zu beschäftigen und auch Tools dazu zu nutzen, damit ich eben die Möglichkeit habe, zwischen Reiz und Reaktion einen Raum zu bringen, damit nicht jedes Gespräch, was wir haben, sofort wieder eskaliert. Denn wenn eine Beziehung so am Ende ist, dass das Beziehungsende tatsächlich diskutiert und durchgeführt wird, dann gab es schon viele Verletzungen und es gibt in jeder Beziehung offene Wunden, die dann nochmal hochkommen. Und wenn ich da gut selbstreguliert bin, dann kann ich dafür sorgen, dass diese Gespräche, die wir dann haben, auch zielführend sind und ich Rache vermeide und Wut umlenken kann, sodass ich die Personen, um die es geht, mit der ich mich gütlich einigen möchte, dass es sich nicht gegenseitig hochschaukelt. Wenn ich akzeptiere, dass Trennung nicht bedeutet, dass sofort alles vorbei ist, dann darf ich mich mit mir, mit Reflexion, mit Selbstregulation, mit Zeit, mit Geduld, mit Wohlwollen und mit all diesen Sachen beschäftigen. Und ich habe es schon gesagt, es dauert Monate, teilweise Jahre. Um sich auf eine neue Lebenssituation einzustellen, dauert es, wenn es richtig gut läuft, anderthalb Jahre. Aber es gab in meinem Lebenslauf und gibt auch immer wieder in meinem Umfeld und in meiner Praxis Fälle, wo Beziehungen 10, 12, 15 Jahre dauern, bis sie verarbeitet wurden. Warum auch immer, weil schlimme Dinge passiert sind, weil vorher schlimme Dinge passiert sind, weil ich nicht gelernt habe, mit sowas umzugehen. Und das braucht einfach Zeit. Und da zu gucken, was brauche ich eigentlich in der Zeit und sich das zu nehmen, was ich da brauche, ist total wichtig, weil das eben den kompletten Trennungsprozess besser gestalten kann und ich somit Verantwortlichkeiten noch besser begleiten kann. So, jetzt bin ich am Ende der heutigen Folge, in der ich drei Phänomene aus meiner Praxis erzählt habe, die mir immer wieder begegnen. Nämlich einmal, dass das Gespräch über die Trennung oder das Beziehungsende vermieden wird. Kann ich nur von abraten. Denkt es sofort mit von Anfang an, wo die Hormone noch da sind. Da habt ihr noch Kraft dafür. Das Zweite ist, dass während des Trennungs- oder Krisenprozesses am Ende einer Beziehung viele Missverständnisse erstehen und unterschiedliche Meinungen und da zu gucken, dass ich das akzeptiere und versuche auszuräumen, soweit wie es geht. Und als drittes, dass Trennung eben nicht bedeutet, alles ist sofort vorbei und dass das eher ein Marathon als ein Sprint ist und dass ich da für mich sorgen darf und dass das dazu führt, dass die zukünftige Beziehung und aber auch die gemeinsamen Verantwortlichkeiten, die ja nicht einfach weggehen, besser gehandelt werden können. Ich möchte dir gerne mitgeben, dass du dich auch da gerne im Internet umschauen kannst, dir Bücher holen darfst, Mediationsunterstützung. Trennung ist einfach echt ein dickes Ding, was sehr energieraubend sein kann. Und wenn du noch Fragen zu dieser Folge hast oder zu Trennung grundsätzlich, dann schau doch mal auf unsere Seite, denn da gibt es, dank Alex, ganz wunderbare Transkripte, in denen du dich schriftlich über die Sachen informieren kannst, die du jetzt gerade mündlich gehört hast. Kannst du also mitlesen und dir Sachen kopieren und dann nochmal drüber nachdenken, wenn du Lust dazu hast. und jetzt wünsche ich einen fantastischen Tag. Bis dann! Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren oder dir einen Moment nehmen, das gehörte noch ein bisschen sacken zu lassen? Wenn dir unsere Inhalte gefallen, empfiehl uns weiter. Gib uns gerne eine Fünf-Sterne-Bewertung auf den bekannten Podcast-Plattformen oder schreib uns unter podcast@sonjajuengling.de Wir freuen uns, wenn du mit oder ohne unsere Impulse ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, was sie tut. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen. Und jetzt genieß dich und einen wundervollen Tag.

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