#83 - Folge aus der Praxis - Trennung
Kein Kontaktabbruch bei Herzensmenschen
11.05.2025 23 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Praxisfolge von Monogamie, Polyamorie & Co. spricht Sonja aus ihrer Erfahrung als Paarberaterin über drei Phänomene, die ihr bei Trennungsprozessen immer wieder begegnen:
- Trennung wird tabuisiert - Viele Paare meiden Gespräche über ein mögliches Beziehungsende – aus Angst, damit etwas heraufzubeschwören. Dabei kann das bewusste Ansprechen von Veränderung und Trennung heilsam und beziehungsstärkend wirken.
- Missverständnisse statt Klarheit - Trennungsgespräche sind oft von Unklarheit geprägt: Wer hat was gesagt? Ist das eine Pause oder eine echte Trennung? Welche Konsequenzen hat das? Sonja gibt Impulse, wie man Kommunikation auch in schwierigen Momenten klar, sachlich und empathisch gestalten kann.
- Trennung heißt nicht, dass alles vorbei ist - Eine Beziehung zu beenden ist ein Prozess – kein Schalter. Vor allem bei gemeinsamen Verpflichtungen wie Kindern, Häusern oder Freundeskreisen braucht es Zeit, Geduld und bewusstes Gestalten des Neuen.
Diese Folge ist für alle, die eine Trennung (mit)erleben, über Trennungen nachdenken oder verstehen möchten, warum Trennung mehr sein kann als ein Kontaktabbruch.
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Credits:
Die Musik wurde für uns von NeoKorTechs zusammen gemischt und zur Verfügung gestellt (insta: @neokortechs, Homepage: http://www.christian-janz.de). Vielen lieben Dank!
🎧 Danke fürs Zuhören – lass uns gemeinsam die Welt liebevoller und verständnisvoller machen - für dich, für deine Beziehung, für alle! ❤️
Zu Sonjas Beziehungs-Coaching und Blog-Beiträgen: https://sonjajuengling.de/
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Transkript
Hallo und herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie und Co., dem Wissens-Podcast zum
Thema Beziehungen in allen Formen. Üblicherweise findest du hier frei zugänglich, sehr kondensiert
und gut recherchiert Wissen, Handlungsmöglichkeiten und die Antwort auf übliche Fragen zu Beziehungen
in aller Art. Wir, das ist ein Team aus Menschen, die sich mit den Fragen rund um die Themen
Beziehungsqualität und Beziehungsformen beruflich und ehrenamtlich beschäftigen und dabei Wissenschaft,
Szeneinsights und persönliche Erfahrungen mit einbeziehen. Mein Name ist Sonja Jüngling,
hauptberufliche Paarberaterin und Wissensvermittlerin für Menschen, die über ihre Beziehungsformen
nachdenken. Uns ist es wichtig, unterschiedliche Lebensentwürfe und Sichtweisen zu zeigen sowie
ExpertInnen zu Wort kommen zu lassen. Deshalb gibt es neben den Wissensfolgen und den Folgen aus der
Praxis immer mal wieder eine Interviewfolge. Solltest du jemanden kennen, dessen Wortbeitrag
du hier wertvoll findest, lass es uns gern wissen, auch wenn es dich selbst betrifft. Wir freuen uns,
wenn du dich zeigen magst mit deiner Beziehung, deinen Sorgen und Nöten, aber natürlich auch mit all
deinen Erfolgen und Gedanken aus deiner ganz individuellen Beziehungswelt. Und nun viel Spaß
mit der heutigen Folge von MoPoCo, dem Wissens-Podcast zum Thema Beziehungsvielfalt.
Hey, heute gibt es mal wieder eine Folge aus meiner Praxis als Paarberaterin und Beziehungscoach.
Und zwar beschäftige ich mich heute mit dem Thema Trennung bzw. Beziehungsende.
Hört gerne dazu in die letzte Folge hinein. Da habe ich noch ein bisschen mehr Input dazu
gegeben. Für heute habe ich mir drei Phänomene rausgesucht, die mir immer wieder begegnen bei
der Arbeit mit Paaren und Polykülen und Einzelpersonen zum Thema Beziehungsende.
Das Erste, was mir immer wieder begegnet, ist, dass das Gespräch über Trennung oder
der Fakt Trennung, ein Beziehungsende wird einfach vermieden. Und sobald das Thema im Raum
steht, wird das als totale Bedrohung wahrgenommen. Und das ist natürlich total unrealistisch,
weil ein Ende von einer Beziehung gehört zur Beziehung dazu. Oder sagen wir mal die Veränderung
einer Beziehung. Es ist ja ganz häufig so, dass eigentlich fast nie so, dass Beziehungen immer
gleich bleiben, sondern die verändern sich übers Leben. Alle Beziehungen, auch Freundys,
Bekannte. Das ist alles in ständigem Wandel. Und dann darauf zu hoffen oder davon auszugehen,
dass die Beziehung, die ich gerade habe, sich nicht verändert und es kein Ende gibt, ist
einfach unrealistisch. Und warum ist das ein Problem? Es ist dann ein Problem, wenn aus lauter
Angst vor der Trennung oder vor dem Beziehungsende das Thema einfach gemieden wird und dadurch
immer größer wird. Außerdem kann es total sinnvoll sein, sich das mal anzugucken. Was
bedeutet für mich Ende? Was wären Gründe für mich, eine Beziehung zu beenden? Wie würde
es danach weitergehen? Was heißt das überhaupt? Sich da gemeinsam mit zu beschäftigen, das nimmt
dem Ganzen den Schrecken und kann im Zweifelsfall die Beziehung verbessern. Denn ich kann ja
das auch durchaus zum Anlass nehmen zu denken, naja, das läuft halt nicht von allein. Und wenn
ich mich damit immer wieder beschäftige, dann finden wir vielleicht Mechanismen, Beziehungsroutinen,
die dafür sorgen, dass eine Beziehung dauerhaft länger hält. Also was ich immer empfehlen kann,
sind regelmäßige Gespräche darüber, wie es mir in dieser Beziehung geht. Und die früh einzuführen
aus Angst vor einer Trennung kann durchaus total sinnvoll sein und die Beziehung tatsächlich besser machen
und retten zum Teil.
Darüber gemeinsam zu reden, nimmt auch die Angst vor dem Beziehungsende, denn die meisten von uns haben ja Angst,
verlassen zu werden. Vor allen Dingen, wenn es ihnen gut geht. Also die Angst, dass etwas Schlimmes passiert,
ist ja für viele Menschen wirklich sehr präsent. Und es kann total sinnvoll sein, sich schon früh darüber
klar zu sein, dass Beziehungen schlicht und ergreifend Kosten-Nutzen-Rechnungen sind. Beziehungen, wo ich nur für den
anderen lebe, die sind einfach nicht nachhaltig. So funktionieren wir Menschen meiner Meinung nach nicht.
Und ich wüsste auch nicht, warum. Also warum sollte ich mich völlig aufgeben?
Klar, ich werde jetzt nicht jeden Tag darüber nachdenken, wer mehr gibt und wer nimmt. Und das sollte auch
einfach sich über die Zeit, wenn überhaupt, ausgleichen. Ich sollte mir darüber auch im Idealfall keine großen
Gedanken machen. Aber es wäre eine Mär zu behaupten,
dass irgendwas anderes dafür sorgt, dass ich weiter in dieser Beziehung bleibe
als ein Ausgleich. Als die Tatsache, dass ich aus dieser Beziehung
etwas mitnehme und zwar im Idealfall mehr, als ich reinstecke.
Und im Idealfall geht es beiden so.
Und das ist total unromantisch, aber
alles andere funktioniert mit der menschlichen Psyche dauerhaft nicht.
Also wenn ich das für ein halbes Jahr machen will, geht das natürlich.
Aber dauerhaft geht das eigentlich nicht.
Und wenn eine Beziehung
über lange Zeit wegen zum Beispiel einer
Depression oder so eine Schieflage hat, dass eine
Person mehr investiert als die andere. Das darf
natürlich sein. Aber das
dauert immer lange, bis sich das wieder
einigermaßen ausgeglichen hat, die Verletzungen
und Kränkungen ausgeglichen sind und geheilt sind.
Also ich habe es gerade schon so unromantisch gesagt,
jetzt werde ich noch unromantischer.
Beziehungen sind Kosten-Nutzen-Rechnungen
auf Dauer gesehen und die sind
relativ unabhängig von Liebe.
Also natürlich ist Liebe ein Motivator
und ganz wunderbar. Es gibt ja auch ganz
viel unterschiedliche Sorten von Liebe
und auch für eine Beziehung total hilfreich.
Aber alleine Liebe reicht für eine Beziehung
üblicherweise nicht. Die Beziehung
darf Aspekte geben,
die mir einfach was geben.
Und alleine die Liebe reicht nicht, wenn ich dabei
scheiße behandelt werde zum Beispiel.
Und sich das alles klar zu machen,
also durch Gespräche über das Ende einer Beziehung,
durch die Gespräche über dieses
Damoklesschwert-Beziehungsende
wird die Beziehung besser
und das Damoklesschwert nimmt auch
ein bisschen, also das nimmt dem
Damoklesschwert Trennung oder
Beziehungsende auch ein bisschen die Nervigkeit.
Also es ist ja total ätzend, wenn ich das
die ganze Zeit sehe, aber nicht darüber
reden darf, weil ich Angst davor habe,
dass ich dadurch irgendwie
was herbeirufe, was gar nicht da ist.
Also da ganz konkret drauf zu gucken,
kann auf jeden Fall helfen, die Beziehung
zu verbessern und die Trennung
vielleicht sogar abzuwenden oder nach
hinten zu verschieben. Also eine Beziehung
muss ja nicht immer ein Leben lang
anhalten, aber wenn sie gut ist,
dann freuen sich ja alle, wenn es ein
bisschen länger dauert als drei Monate
oder so. Genau, das war der erste Punkt,
dass die Gespräche über Trennung
oder Beziehungsende einfach vermieden werden
und dadurch die Beziehungsangst und
unguten Routinen verstärkt werden
und keine guten Routinen
eingeführt werden.
So, was ist das Zweite, was mir häufig
begegnet
in Bezug auf Trennung?
Es gibt ganz viele Missverständnisse.
Ganz oft entstehen Trennungen
aufgrund von Missverständnissen.
Eine Person hat sowas gesagt wie
ich brauche eine Pause
und die andere Person hat gehört,
ich will mich von dir trennen.
weil Pausen gibt es ja sowieso nicht
und das bedeutet Trennung.
Und ehrlich gesagt habe ich ganz oft
das schon erlebt, dass eine Beziehung
also einen unklaren Status hatte,
weil die eine Person gedacht hat,
wir sind getrennt und die andere Person
gedacht hat, wir sind nicht getrennt.
Also dieser binäre Zustand,
dass es nur das Beides gibt.
Ich habe es in der letzten Folge
schon gesagt, das sehe ich ja nicht so.
Das ist alles ein Übergang
und ein langer Prozess.
Aber diese Binarität,
die unser Gehirn so mag,
die sorgt eben dafür,
dass manchmal eben
während einer schlimmen Beziehungsphase
und krisenhaften Beziehungsphase
die Trennung ausgesprochen wird
von einer Person,
die das gar nicht weiß,
weil da eben ganz viele Missverständnisse entstehen.
Und ganz häufig ist es auch so,
dass es eine ganz unterschiedliche Meinung dazu gibt,
wer die Trennung eigentlich ausgesprochen hat.
Also es ist mir tatsächlich
schon ziemlich häufig passiert,
dass Menschen wirklich da saßen
und gedacht haben,
die andere Person,
also beide Menschen haben gedacht,
die andere Person hätte die Trennung ausgesprochen.
Manchmal wurde sie dann zurückgenommen
oder das Missverständnis aufgeklärt.
Das ist alles gar nicht so einfach,
weil wenn gerade nach einer langen Beziehung
eine Trennung ausgesprochen wird
oder das Beziehungsende angesprochen
und eingeführt wird,
dann ist das natürlich
mit vielen, vielen Emotionen begleitet
und da entstehen einfach Missverständnisse
und Unklarheiten,
weil auch, naja,
die Menschen lieben sich ja oft
und dann entweder werden im Affekt
Sachen ausgesprochen,
die gar nicht der Realität entsprechen
oder die Menschen haben so viel Angst davor,
ihre Beziehungsmenschen zu verletzen,
dass einfach unklar gesprochen wird
und dann kommt das ganz häufig
zu Missverständnissen
und unterschiedlichen Meinungen.
Das begleite ich total häufig.
Was hilft dagegen?
Sich Zeit nehmen,
reden, reden, reden, reden, reden, reden
und nachfragen.
Also ich habe es in der anderen Folge
schon immer wieder erwähnt,
das ist ein Prozess,
der sich auch über lange Zeit ziehen kann,
also durchaus zwei, drei Monate,
weil ich kann das nicht am Reißbrett planen.
Es ist unglaublich lebensverändernd,
ob bestimmte Beziehungen
auf die Weise weiterlaufen,
wie sie gerade laufen
und dafür darf ich mir Zeit nehmen.
Also ich entscheide ja auch nicht an einem Tag,
was meine berufliche Zukunft macht.
Also das dauert einfach manchmal eine Weile
und es ist halt total günstig,
dass es, wenn es nicht nur ein Trennungsgespräch gibt,
sondern mehrere
und dann auch immer wieder nachgefragt wird,
wie geht es dir damit,
was ist bei dir angekommen,
wiederholen lassen ist ganz wichtig
und auch immer wieder Klarheit reinbringen,
indem ich eben nicht unklare Formulierungen nutze,
sondern ganz klar sage,
was mir nicht passt,
da komme ich gleich noch zu,
auf welche Weise das ist,
aber dass ich halt einfach ganz klar sage,
was das jetzt für mich konkret bedeutet.
Ich werde innerhalb der nächsten drei Monate ausziehen.
Ich möchte nicht mehr,
dass wir uns als Partner und Partnerin titulieren.
Ich möchte so nicht weitermachen,
ist zum Beispiel eine unklare Formulierung.
Und dann die Klarheit aussprechen
und dann das, was danach kommt,
aushalten ist eines der wesentlichen Punkte.
Nicht relativieren,
nicht damit die andere Person
sich nicht so schlecht fühlt,
trösten, entgegenkommen.
Das ist alles total nett,
aber das sorgt eben für Unklarheit.
Stille aushalten ist da ganz wichtig.
Die Sachebene immer wieder nutzen
und wirklich explizit aussprechen,
was ich jetzt gerade meine.
Und wenn ich merke,
dass die andere Person getriggert ist,
dass ich zu nervös bin,
um gut reden zu können,
dann macht es total Sinn,
zu unterbrechen und zu sagen,
ich brauche gerade eine Pause,
können wir morgen weiterreden
oder können wir in einer halben Stunde weiterreden.
Also mehrere Gespräche
können da total sinnvoll sein.
Und ich meine,
eine Trennung ist auch immer,
also die kann traumatisierend sein,
sie ist halt auch existenziell.
Für viele fühlt sich sie existenziell an
und da sich Zeit zu nehmen
und immer wieder nachzufragen
und auch klar zu machen,
ich will dir nicht wehtun.
Das sind zum Beispiel so Sätze,
ich möchte dir nicht wehtun,
das ist nicht meine Absicht.
Also viele Ich-Botschaften,
ich habe gemerkt,
dass ich das gern anders hätte,
dass ich mein Verhalten gern anders hätte
und das aber nicht verändern kann.
Ich habe gemerkt,
dass ich da und damit gern klarkommen würde,
das aber nicht schaffe.
Also da bei sich zu bleiben
und immer wieder auf die Sachebene zu gehen,
ist einfach total wichtig
und auszuhalten,
was eben bei dem anderen dann passiert.
Und tatsächlich,
je klarer ich in dem Gespräch bin,
desto oder in den Gesprächen,
desto nachhaltiger ist das
für die Beziehung danach.
Denn es gibt natürlich einen danach.
Es gibt gemeinsame Freunde,
vielleicht Kinder,
vielleicht ein Haus,
vielleicht begegnet man sich nochmal.
Je besser das Trennungsgespräch
oder die Trennungsgespräche laufen,
desto einfacher ist im Nachgang
auch die Zukunftsgestaltung.
Und ich habe es gerade schon gesagt,
die Gründe der,
also es ist halt gut,
wenn dieses Trennungsgespräch
oder die Trennungsgespräche,
jetzt sage ich es ständig selber
und auch noch eine,
aber es sollten im Idealfall
immer mehrere sein,
da ist es sinnvoll,
dass ich da nicht,
dass ich da schon sage,
warum ich das nicht mehr möchte
und warum das für mich
einfach absolut sicher ist
und ich zweifellos ganz klar habe,
dass ich das nicht mehr möchte.
Aber dass ich das schaffe,
auszusprechen,
ohne einen Vorwurf zu machen
oder eine Schuld
der anderen Person zu geben.
Mir ist schon klar,
dass in Beziehungen
viele Verletzungen sind
und es immer so einfach erscheint,
dass man sagt,
naja,
du hättest ja die Zahnpasta-Tube
einfach nur zumachen müssen,
um das klassische Beispiel zu nehmen.
Aber wenn die andere Person etwas tut,
das einen so abfuckt,
obwohl man mehrfach drüber gesprochen hat,
dass es zu einer,
zum Beziehungsende führt,
dann ist es oft ja
keine freiwillige Entscheidung,
sondern dann gibt es
gute Gründe dafür.
Und wenn ich jemanden
nicht mehr liebe
oder wenn mich Sachen
nicht mehr antören
und wir es auch
mit vielen Gesprächen
und Übungen nicht geschafft haben,
dann eine Annäherung zu finden,
dann kann ja am Ende
keiner was dazu,
dass es nicht passt.
Und so oder so,
ob ich nun denke,
die andere Person
hätte was ändern können
oder nicht,
ob ich nun denke,
ich hätte was ändern können
oder nicht,
das spielt ja am Ende
keine Rolle mehr.
Wenn beide zustimmen,
dass diese Beziehung
am Ende ist,
dann bringt es nichts,
darüber nachzudenken,
wer Schuld hat.
Klar kann Mensch
darüber nachdenken,
was dazu geführt hat
und dann kann ich auch
besser trauern
und loslassen,
aber eine Schuldzuweisung
bringt an dieser Stelle nichts,
Recht zu haben,
Unrecht zu haben,
bringt an dieser Stelle nichts.
Sich gegenseitig zu sehen
und zu sehen,
das war schwer,
das ist schwer,
das ist schade,
das bringt was.
Und ich sage das so explizit,
weil es immer noch
auch im deutschsprachigen Raum
ja Ecken gibt,
wo Gerichte gibt,
die durchaus darauf Wert legen,
eine Schuld zu identifizieren,
um dann den Nachlass
oder das Geld zu regeln.
aber rein vom Menschlichen her
ist es wirklich sehr ungünstig,
weil es hilft am Ende keinem.
Nehmen wir mal an,
wir haben einen sehr klaren Fall,
eine Person hat die andere Person geschlagen,
das ist natürlich,
und mehrfach wurde darüber geredet
und es wurde nicht abgestellt.
Das ist meiner Meinung nach
natürlich ein Grund,
jemanden zu verlassen.
Wenn ich aber nun sage,
die andere Person ist Schuld daran,
ist alleine Schuld daran,
dass diese Beziehung kaputt gegangen ist,
dann bringt mir das am Ende nichts,
selbst wenn ich recht habe,
weil dann laufe ich
in die nächste Beziehung
und sehe meinen Anteil daran nicht.
Also wir brauchen nicht darüber zu reden,
dass die Person,
die schlägt,
etwas falsch macht.
Aber letztendlich gab es ja Dinge
davor, die dazu geführt haben,
dass erst geschlagen wurde,
wo ich vielleicht durchaus
Gestaltungsmöglichkeiten gehabt hätte,
zum Beispiel früher gehen,
zum Beispiel dem anderen sagen,
dass die verbale Gewalt
nicht in Ordnung ist
und dass die Person Hilfe braucht.
Also mir ist es ganz wichtig zu sagen,
die Person,
die geschlagen wurde,
ist dann kein Opfer.
Aber es nützt ihr nichts,
wenn sie sich als Opfer sieht
und die Schuld alleine
bei der anderen Person sieht
und alleine die Verantwortung
für die komplette Beziehungsgestaltung
und das Ende der Beziehung
bei der anderen Person lässt,
weil dann wird sie die Strukturen,
die am Ende zu dieser schlimmen,
schlimmen und falschen Eskalation
geführt haben, mitnehmen.
Sie wird sich vielleicht Menschen suchen,
die wider schlagen
oder sie wird nicht frühzeitig erkennen,
dass die Person Potenzial
zu Gewalt hat.
Also die Schuld bleibt weiterhin
beim Schlagenden.
Gleichzeitig ist es hilfreich
für die Person,
die vermeintlich das Opfer ist,
ihren Anteil in der Beziehung zu sehen,
um eben für die Zukunft
besser für sich sorgen zu können.
Deswegen in keinem Fall
ist das Thema Schuld
und Vorwurf etwas,
was hilft.
Die Person,
die sich beschuldigt
fühlt
und der etwas vorgeworfen wird,
die wird wahrscheinlich
in den Widerstand gehen,
die wird kaum sofort
in die Reue gehen
und die Person,
die die Vorwürfe macht,
die nimmt Strukturen,
die mitgeholfen haben,
dass es überhaupt erst
zu so einer schlimmen Beziehung
kommen kann,
nimmt sie mit.
Also es ist immer hilfreich,
sich die Gründe klar zu machen,
aber eben ohne Schuldzuweisung.
Also zu sagen,
ich möchte mich nicht mehr
so behandeln lassen,
ist was anderes,
als zu sagen,
ich will mit dem
nicht mehr zusammen sein,
weil er mich scheiße behandelt hat.
Genau.
Also Missverständnisse
und unterschiedliche Meinungen
verhindern,
viel reden,
viel nachfragen,
viel spiegeln,
sodass das Ganze klar ist,
es macht den Trennungsprozess
auf jeden Fall
sehr viel leichter
und stellt auch gute Weichen
für die Zukunft.
Das ist meine Nummer zwei,
die mir immer wieder begegnet
und die Nummer drei
ist,
dass das Aussprechen
eines Beziehungsendes
bedeutet,
dass sofort alles vorbei ist,
instantan,
dass man nicht mehr reden muss,
man ist den anderen los.
Ich habe nichts mehr
damit zu tun,
Hände,
ich wasche mir die Hände rein
und sage,
der Lebensabschnitt
ist abgeschlossen.
Ein Teil,
warum das nicht günstig ist,
habe ich gerade schon gesagt,
nämlich,
dass ich viele Strukturen,
zu denen ich vielleicht
beigetragen habe,
mitgenommen habe.
und es entspricht auch
nicht der Realität.
Ich habe es schon gesagt,
es ist eine lebensverändernde
Maßnahme,
zum Teil,
vor allem,
wenn es eine Lebenspartnerschaft
in der Monogamie,
in einem Monogamensetting ist
und das mache ich nicht mal eben.
Ich mache auch nicht mal eben
einen neuen Job.
Es ist ein langer
und schmerzhafter Prozess
und der kann nicht einfach
abgehakt werden.
Selbst wenn rein theoretisch
es möglich wäre,
dass ich den Knopf drücke
und alles ist logistisch getrennt,
habe ich ja immer noch
meine Emotionen,
die ich mitnehme
und die ich verarbeiten muss.
Vor allem,
wenn es gemeinsame
Beziehungsverantwortungen gibt,
also Kinder,
Freundys,
Haustiere,
ein Haus,
eine Firma,
dann braucht es eine neue,
sichere,
eskalationsfreie
und am besten wohlwollende
und vertrauensreichende Ebene,
egal in welcher Option.
Also ob ich mich für die Trennung
entscheide oder für die Deeskalation,
auf eine langsame Entfernungszunahme,
egal was ich da mache.
Wenn es gemeinsame Güter,
gemeinsame Verantwortlichkeiten gibt,
dann müssen die beiden Personen
eigentlich dafür sorgen,
dass es eine gute Ebene gibt
für eben diese Verantwortlichkeiten.
Also für... Häuser tut es gut
und Firmen tut es gut,
wenn das Gemeinschaftsprojekt
noch gut zu Ende geführt wird
oder verändert wird.
Aber vor allem Kinder
dürfen natürlich nicht
da reingezogen werden.
Also zu sagen,
eine Trennung bedeutet,
alles ist sofort vorbei,
ist Quatsch,
vor allem,
wenn es Verantwortlichkeiten gibt
in irgendeiner Form.
Und wie mache ich das?
Also wie sorge ich dafür,
dass es eine neue,
sichere, eskalationsfreie,
wohlwollende,
vertrauensreiche Ebene gibt?
Also einer der wichtigen Faktoren
ist auf jeden Fall Zeit,
Geduld,
Wohlwollen,
eins nach dem anderen erledigen,
die Übergänge
zu akzeptieren
und auch Schwebezustände
zu akzeptieren,
dass es jetzt noch nicht so ist,
wie ich das gern hätte
und dass das auch dauert,
wirklich Monate,
manchmal Jahre.
Es kann total sinnvoll sein,
sich Hilfe
oder Unterstützung zu holen,
sich zu informieren,
in Büchern,
Podcasts zu hören.
es kann sinnvoll sein,
Chancen zu nutzen,
die mir geboten werden,
wenn zum Beispiel
ich jemandem begegne,
der auch gerade eine Trennung
hinter sich hat
oder in einer Trennung ist,
wo die Situation ähnlich ist,
die Chance nutzen,
mit dieser Person darüber zu reden
und gut zuzuhören,
wenn sie erzählt,
sich klar machen,
dass es eine bewusste Entscheidung ist,
wie ich die neue Beziehung gestalte
und dass ich nicht von,
nicht ganz allein
von der Partnerperson abhängig bin.
Es ist im Idealfall 50-50.
Es macht Sinn,
sich mit Selbstregulation
zu beschäftigen
und auch Tools dazu zu nutzen,
damit ich eben
die Möglichkeit habe,
zwischen Reiz und Reaktion
einen Raum zu bringen,
damit nicht jedes Gespräch,
was wir haben,
sofort wieder eskaliert.
Denn wenn eine Beziehung
so am Ende ist,
dass das Beziehungsende
tatsächlich diskutiert
und durchgeführt wird,
dann gab es schon viele Verletzungen
und es gibt in jeder Beziehung
offene Wunden,
die dann nochmal hochkommen.
Und wenn ich da gut
selbstreguliert bin,
dann kann ich dafür sorgen,
dass diese Gespräche,
die wir dann haben,
auch zielführend sind
und ich Rache vermeide
und Wut umlenken kann,
sodass ich die Personen,
um die es geht,
mit der ich mich gütlich einigen möchte,
dass es sich nicht
gegenseitig hochschaukelt.
Wenn ich akzeptiere,
dass Trennung nicht bedeutet,
dass sofort alles vorbei ist,
dann darf ich mich mit mir,
mit Reflexion,
mit Selbstregulation,
mit Zeit,
mit Geduld,
mit Wohlwollen
und mit all diesen Sachen beschäftigen.
Und ich habe es schon gesagt,
es dauert Monate,
teilweise Jahre.
Um sich auf eine neue Lebenssituation
einzustellen,
dauert es,
wenn es richtig gut läuft,
anderthalb Jahre.
Aber es gab in meinem Lebenslauf
und gibt auch immer wieder
in meinem Umfeld
und in meiner Praxis
Fälle,
wo Beziehungen 10,
12,
15 Jahre dauern,
bis sie verarbeitet wurden.
Warum auch immer,
weil schlimme Dinge passiert sind,
weil vorher schlimme Dinge passiert sind,
weil ich nicht gelernt habe,
mit sowas umzugehen.
Und das braucht einfach Zeit.
Und da zu gucken,
was brauche ich eigentlich in der Zeit
und sich das zu nehmen,
was ich da brauche,
ist total wichtig,
weil das eben den kompletten
Trennungsprozess
besser gestalten kann
und ich somit
Verantwortlichkeiten
noch besser begleiten kann.
So,
jetzt bin ich am Ende
der heutigen Folge,
in der ich drei Phänomene
aus meiner Praxis erzählt habe,
die mir immer wieder begegnen.
Nämlich einmal,
dass das Gespräch
über die Trennung
oder das Beziehungsende
vermieden wird.
Kann ich nur von abraten.
Denkt es sofort mit
von Anfang an,
wo die Hormone noch da sind.
Da habt ihr noch Kraft dafür.
Das Zweite ist,
dass während des Trennungs-
oder Krisenprozesses
am Ende einer Beziehung
viele Missverständnisse
erstehen
und unterschiedliche Meinungen
und da zu gucken,
dass ich das akzeptiere
und versuche auszuräumen,
soweit wie es geht.
Und als drittes,
dass Trennung eben nicht bedeutet,
alles ist sofort vorbei
und dass das eher ein Marathon
als ein Sprint ist
und dass ich da
für mich sorgen darf
und dass das dazu führt,
dass die zukünftige Beziehung
und aber auch
die gemeinsamen Verantwortlichkeiten,
die ja nicht einfach weggehen,
besser gehandelt werden können.
Ich möchte dir gerne mitgeben,
dass du dich auch da
gerne im Internet umschauen kannst,
dir Bücher holen darfst,
Mediationsunterstützung.
Trennung ist einfach
echt ein dickes Ding,
was sehr energieraubend sein kann.
Und wenn du noch Fragen
zu dieser Folge hast
oder zu Trennung grundsätzlich,
dann schau doch mal
auf unsere Seite,
denn da gibt es,
dank Alex,
ganz wunderbare Transkripte,
in denen du dich schriftlich
über die Sachen informieren kannst,
die du jetzt gerade
mündlich gehört hast.
Kannst du also mitlesen
und dir Sachen kopieren
und dann nochmal drüber nachdenken,
wenn du Lust dazu hast.
und jetzt wünsche ich
einen fantastischen Tag.
Bis dann!
Schön, dass du bei der heutigen Folge
dabei warst.
Wir freuen uns,
wenn du etwas Wertvolles
mitnehmen konntest.
Vielleicht magst du es dir kurz notieren
oder dir einen Moment nehmen,
das gehörte noch ein bisschen sacken zu lassen?
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darf fühlen,
was sie fühlt
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für alles,
was sie tut.
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und einen wundervollen Tag.
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