Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#80 - Die drei häufigsten Phänomene bei DADT aus Sonjas Praxis

Macht euch gemeinsam klar, worüber ihr wann und wie reden wollt

20.04.2025 23 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser neuen Praxisfolge taucht Sonja in reale Erlebnisse aus der Paarberatung ein – diesmal rund um das Thema Don’t Ask, Don’t Tell (DADT). Das Prinzip „Ich will nichts wissen und du erzählst nichts“ scheint auf den ersten Blick oft praktisch – doch in der Praxis begegnet Sonja dabei regelmäßig Verletzungen, Missverständnisse und unausgesprochene Bedürfnisse.


Du erfährst:
  • warum das wörtliche Umsetzen von DADT unrealistisch und fehleranfällig ist,
  • wie fehlende Graubereiche zu Verletzungen führen können
  • wie sich das Ungleichgewicht anfühlt, wenn eine Person sich nicht öffnen darf– und die andere alles bekommt
  • warum regelmäßige Reflexion, Bedürfnisarbeit und Kommunikation so wichtig sind
  • wie du auch mit Sehnsucht, Schutzbedürfnis und Unterschiedlichkeit in Beziehung bleiben kannst
💡 Diese Folge ist für dich, wenn du Don’t Ask, Don’t Tell lebst, darüber nachdenkst – oder dich fragst, warum es sich manchmal trotzdem so schmerzhaft anfühlt.


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MoPoCo wird im September 2 Jahre alt – und gleichzeitig erscheint die 100. Folge! 🎉 Wir möchten das mit einer besonderen Episode feiern.

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  • warum das wörtliche Umsetzen von DADT unrealistisch und fehleranfällig ist,
  • wie fehlende Graubereiche zu Verletzungen führen können
  • wie sich das Ungleichgewicht anfühlt, wenn eine Person sich nicht öffnen darf– und die andere alles bekommt
  • warum regelmäßige Reflexion, Bedürfnisarbeit und Kommunikation so wichtig sind
  • wie du auch mit Sehnsucht, Schutzbedürfnis und Unterschiedlichkeit in Beziehung bleiben kannst
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Die Musik wurde für uns von NeoKorTechs zusammen gemischt und zur Verfügung gestellt (insta: @neokortechs, Homepage: http://www.christian-janz.de). Vielen lieben Dank!

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Zu Sonjas Beziehungs-Coaching und Blog-Beiträgen: https://sonjajuengling.de/

Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie und Co., dem Wissenspodcast rund um Beziehungen aller Art. Mein Name ist Sonja Jüngling und zusammen mit meinem wundervollen Helferlein Luna unter Unterstützung anderer lieber Menschen möchte ich Wissen und Handlungsmöglichkeiten für Beziehungen in allen Formen für jede Person frei zugänglich machen. Damit wird unsere geliebte Vielfalt noch sichtbarer und die Welt unserer Meinung nach viel bunter und schöner. Heute gibt es eine Folge aus der Praxis mit einem Beispiel aus meiner Arbeit als Paarberaterin zum Thema der letzten Folge. Höre dort doch gern kurz rein für Hintergrundinfos und Tipps, falls du sie noch nicht kennst. Wir möchten darauf hinweisen, dass die Namen und Details aller meiner Fälle so verfremdet sind, dass keine Zuordnung möglich sein sollte. Und dann geht es auch schon los mit der nächsten Folge von MoPoCo, dem Wissenspodcast zu allen Formen von Beziehungen und Liebe. Hallo zusammen und willkommen bei einer Folge aus der Praxis hier bei Mono, Poly & Co. Wenn ich sage aus der Praxis, dann meine ich, dass ich heute über Beispiele aus meiner Praxis als Paar- und Sexualberaterin spreche, wo mir das Thema, um das es heute geht, schon begegnet hat. Das ist also keine statistische Analyse, sondern eine ganz subjektive Schilderung meiner Erfahrungen. Heute spreche ich über das Thema Don't Ask, Don't Tell, also D-A-D-T. Und das heißt, frei übersetzt, dass ein Paar sich darauf einigt, über die außerehelichen Aktivitäten, sag ich mal, nur in einem gewissen Maße zu sprechen und nicht alles zu teilen. Wenn du mehr dazu wissen willst, hör gerne die letzte Folge. Diese Methode, also D-A-D-T, ist vor allem dann nötig, wenn es eine Person gibt, die ganz viel reden möchte und die andere Person, die am liebsten gar nichts wissen möchte. So, was begegnet mir da am häufigsten? D-A-D-T wird tatsächlich wörtlich genommen, also es wird nichts gefragt und oder erzählt und es gibt überhaupt keine Graubereiche. Und das ist tatsächlich in der Praxis ganz schön schwierig, vor allen Dingen, wenn die Menschen miteinander wohnen. Dann wird natürlich selbst die Frage, wo gehst du jetzt hin, zu einer Problematik, wenn Menschen sich darauf geeinigt haben, dass nichts erzählt wird. Ein Beispiel ist hier, eine Person A hat einen hohen Sex Drive. Die Person B will davon nichts wissen und ist froh, wenn Person A sich selber kümmert. Und die Haltung dahinter ist, belästige mich nicht mit deinen Bedürfnissen, sie machen mir schlechte Gefühle, ich will davon nichts wissen. Also, hoffentlich wird das viel wertschätzender ausgedrückt, als ich es jetzt ausgedrückt habe, um deutlich zu machen, worum es geht. Hier gibt es also eine gewisse Erleichterung von Person B, wenn sie so wenig wie möglich von dem in der gemeinsamen Beziehung ja nicht auslebbaren hohen Sex Drive mitbekommt. Was ist daran problematisch? Das entspricht nicht wirklich der Realität, also sind Fehler ziemlich vorprogrammiert. Also, manchmal fragt vielleicht jemand, obwohl das nicht verabredet ist. Manchmal erzählt vielleicht jemand etwas, ohne dass das verabredet ist. Das heißt, da gibt es viel Fehler und je nachdem, wie die Menschen drauf sind, kann das schon verletzend sein oder für Empörung sorgen. Aber es entspricht einfach auch nicht der Realität. Wenn Menschen zum Beispiel zusammenwohnen, dann lassen sich bestimmte Informationen nicht vermeiden. Wenn wir zum Beispiel im Kinky-Bereich sind und es dann vielleicht Spuren gab, also wenn irgendwie einvernehmliche Schmerzen ausgeübt wurden und es gab Spuren, das lässt sich kaum verheimlichen. Oder dass die Person, die gerade auf einem Date ist, dann nicht zu Hause ist. Ja, und deswegen, also so Schwarz-Weiß-Denken ist hier ungünstig. Und es wird ja auch keine Person wirklich gesehen, weil die Person, die eher weniger wissen will, will ja nun mal eher nur weniger wissen. Aber sie will wesentliche Teile, als zum Beispiel, dass ich mit einer anderen Person in den Urlaub fahre, schon wissen, weil dann bin ich halt eine Weile nicht da. Oder dann gehe ich eine Weile nicht an mein Handy oder so. Deswegen finde ich das schwierig, das Wort wörtlich zu nehmen und würde da sehr graubereiche empfehlen. Habe ich in der ersten Folge auch schon ein paar Mal gesagt. Also was gibt es da für Lösungen? Die Lösung könnte sein, konkret lernen und mit Formulierungen auch üben, mit Infos bedächtig umzugehen. Weil you cannot unknow things. Also es gibt nichts. Also du kannst halt nicht, wenn du was erfahren hast, das wieder vergessen. Wenn es einmal raus ist, ist es da. Deswegen ist es wichtig, die Sachen, also wirklich gut zu überlegen, wann und wie ich die ausdrücke. Ein weiterer Lösungsansatz wäre, sich einfach klar zu machen, dass Infos und Gespräche mächtige, mächtige Tools sind, bezogen auf Sicherheit und Intimität. Also sie können sowohl Sicherheit herstellen und zerstören, als auch Intimität herstellen und zerstören. Und das darf ich mir bewusst machen, sodass ich dann einfach einen insgesamt vorsichtigeren Umgang mit Informationen habe, ohne eine Absolutheit zu haben mit alles oder nichts. Und es wäre gut, wenn ich die Unterschiede zwischen den Menschen und die Methode insgesamt embrace, also anerkenne und willkommen heiße und nicht als Notbehelf sehe. So als uns macht das Schmerzen, also machen wir das zur Not, aber eigentlich gefällt mir das nicht. Sondern es ist wirklich eine wertvolle Methode, die auch hilft, den Alltag ein bisschen zu strukturieren. Weil wenn die Person, die mehr datet, dann wirklich alles erzählt, das kostet ja auch zum Beispiel einfach total Zeit. Und es sorgt auch dafür, dass die Privatsphäre immer wieder von allen Menschen immer wieder in Frage steht. Genau, deswegen ganz wichtig, da drauf zu gucken, dass Menschen unterschiedlich sind und dass es auch okay so ist. Und dass die Methode eine gute Methode ist, wenn sie eben mit Graubereichen gelebt wird und ordentlich geregelt ist. Und jede Person auch weiß, wann sie über das Reden reden darf. Das zweite Phänomen, was mir in Bezug auf DADT immer wieder begegnet ist, dass das gelebt wird, um Verletzungen und Kränkungen bzw. negative Gefühle zu vermeiden. Das aber am Ende durch die Art, wie damit umgegangen wird, nämlich eine ziemlich manchmal unreflektierte, ängstliche Haltung, dass das genau dazu führt, dass Kränkungen entstehen. Auch dazu gibt es natürlich ein Beispiel. Wir nehmen wieder das Paar aus der ersten Frage. Person A trifft sich mit einer bestimmten Person mehrfach und das kommt erst nach einem halben Jahr raus, weil zu wenig oder das Falsche geredet wird und die Absprachen unklar waren. Und die Person B ist total verletzt, weil sie sagt, naja, aber wir haben doch gesagt, nur offene Beziehungen. Das heißt, du darfst Sex haben, aber wenn du dich mehrfach mit einer Person triffst, dann verliebst du dich vielleicht. Da wird dich fürchterlich Angst vor. Und das wird alles nicht ausgesprochen, weil es eben große Angst und großen Vermeidungswillen gibt. Ich möchte an dieser Stelle noch klar machen, dass es keine Bulletproof Absprachen gibt. Zumindest habe ich sie noch nicht erlebt. Also ich habe noch keine Absprache erlebt, in der keine Missverständnisse, Verletzungen oder ähnliches, keine in Anführungsstrichen Fehler passiert sind. Nichtsdestotrotz ist es natürlich extrem wichtig, die Absprachen so klar und deutlich wie möglich zu machen. Und an dieser Stelle, wenn dir eine Person sagt, naja, aber ich habe jetzt das Gefühl, also wenn Person B sagt, du hast mich ja betrogen, du bist mit einer Person, hast du dich häufiger getroffen. Du hast also mit ihr eine Beziehung, obwohl wir eigentlich gesagt haben, es geht nur um Sexualität. Da geht es gar nicht wirklich um eine Absprache, sondern ist ja eine Annahme offensichtlich passiert. Denn es wurde gar nicht detailliert abgesprochen, was das überhaupt heißt, sich Sex außerhalb der Beziehung zu holen. So, also der Punkt ist, DADT wird gelebt, um Verletzungen zu vermeiden und am Ende gibt es schlimmere Verletzungen. Die Verletzungen können durch die Situation geschehen, die ich gerade in dem Beispiel genannt habe. Es gibt falsche Annahmen oder es wird nicht darüber gesprochen, was eigentlich das ist, was am verletzendsten ist. Aber manchmal entsteht die Verletzung auch dadurch, dass das Kopfkino viel schlimmere Dinge produziert, als im echten Leben passieren. Also wenn gar nicht darüber geredet wird, habe ich es durchaus schon in meiner Praxis erlebt, dass Person B denkt. Person A hat quasi wöchentlich dreimal Sex mit wildfremden Menschen und macht dabei auch Praktiken, die innerhalb der Beziehung nicht gelebt werden können und verliebt sich und was weiß ich. Also da sind wirklich zum Teil schlimme, schlimme Ideen im Kopf und die können noch viel schlimmer sein als die Realität. Ein anderer Grund dafür, dass Verletzungen entstehen, ist, dass durch so ein generelles Sprechvermeiden Unklarheiten entstehen. Also dass dadurch, dass Menschen sich nicht darauf einigen, was heißt Don't Ask Don't Tell eigentlich ganz genau und wann sprechen wir darüber, wann müssen wir nochmal darüber sprechen, weil es neue Informationen gibt. Dadurch entstehen dann Unklarheiten und die führen wiederum zu Verletzungen, weil eben doch erwartet wird, dass die eine oder andere Information weitergetragen wird oder nicht. Und Verletzungen entstehen auch dann, wenn es aus falschen Gründen gelebt wird. Also wenn der Grund, dass der ADT gelebt wird, zum Beispiel Angst ist oder die Vermeidung von gemeinsamen Prozessen und es keinen Teamgedanken gibt. Denn dann gibt es null Gelassenheit, keine Leichtigkeit, aber ganz viel Anspannung und Misstrauen. Und wenn ich in einer Haltung von Anspannung und Misstrauen unterwegs bin, dann führt das üblicherweise dazu, dass alles, was an negativen Dingen passiert, noch viel negativer wahrgenommen wird. Und Don't Ask Don't Tell kann lange gelebt werden, ohne auf die Meta-Ebene zu gehen. Also ich habe durchaus schon Paare gesehen, die haben einmal beschlossen, dass das okay ist, ohne es näher zu definieren. Und dann haben sie ein Dreivierteljahr dieses Beziehungsmodell gelebt und dann sind nach einem Dreivierteljahr Dinge rausgekommen, die wirklich für beide Menschen schwierig waren. Und dann ist einfach die Tatsache, dass das schon ein Dreivierteljahr so geht, das, was eigentlich wirklich verletzend ist. Zumal ganz häufig dann auch der Fall ist, dass die Leute sagen, aber das hättest du doch wissen müssen, hättest du mir doch sagen müssen. Gerade wenn dann so der Eindruck entsteht, es hat ein Betrug, eine Lüge, ein Verschweigen stattgefunden. Das kann unter Umständen wirklich irreversiblen Schaden machen. Ob das die Beziehung dann tatsächlich ernsthaft gefährdet, das steht dann wieder auf einem anderen Blatt. Aber es gibt eben aus solchen Konstellationen Verletzungen oder Situationen, die entstehen, die nicht repariert werden können. Was ist hier die Lösung, wenn das gelebt wird, um Verletzungen und negative Gefühle zu vermeiden, aber durch das Verhalten einfach genau das entsteht? Das ist einfach wichtig, regelmäßig zu reflektieren, was die Gründe sind für das DADT und sich regelmäßig immer wieder aus der eigenen Komfortzone zu begeben und die Gefühle prozessieren oder ihnen anders Raum geben zu können. Und das kann gemeinsam oder getrennt passieren. Was ist der Unterschied zwischen Gefühle prozessieren oder ihnen anders Raum geben? Also ich kann einerseits, ja ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll, die Gefühle einfach fühlen, also mich hinsetzen und dahin fühlen, wie fühlt sich Trauer, wie fühlt sich Angst an. Also im Grunde genommen das Aushalten, aber so, dass es mir einigermaßen okay damit geht. Oder ich kann darüber reden, ich kann die ausagieren, Wut ausagieren, Trauer ausagieren. Im Idealfall nicht mit der Person, die sie auslöst, weil das führt oft zu Drama. Ich kann sie aufschreiben, ich kann sie malen, ich kann mit meiner Therapeutin darüber reden. Ja, also da gibt es schon einen großen Unterschied. Aber jedenfalls ist es sinnvoll, sich mit diesen Gefühlen zu beschäftigen, weil dann verändern sie sich auch. Und dann gibt es auch eine Chance dafür, dass sie weniger werden oder weniger belastend werden. Also die Lösung dafür, Verletzungen zu vermeiden, ist regelmäßig zu reflektieren und sich mit den Gefühlen zu beschäftigen. Und die zweite Lösung wäre, oder der zweite Ansatz wäre, falls Angst, Vermeidung oder Misstrauen eine Rolle spielen, im Grund für DADT oder einfach im ganzen Prozess, dann ist es sinnvoll, immer wieder die Methode und die Gemein-, also die Methode an sich, Don't ask, don't tell, zu hinterfragen. Und aber auch, die Gemeinsamkeit bezüglich des Beziehungskonzepts beziehungsweise der Beziehungsvision zu hinterfragen. Also es gibt immer wieder Fälle, in denen die beiden Menschen sich gar nicht bewusst darüber sind, dass sie ganz andere Ideen von einer Beziehung in fünf oder zehn Jahren haben, weil sie sich gar nicht trauen, da so konkret zu werden oder weil sie es nicht gelernt haben, konkret zu werden und konkret auszusprechen, was was eigentlich heißt. Und das überhaupt zu verbalisieren. Also was ist der Unterschied zum Beispiel zwischen einer offenen Beziehung und einer Polyamorie? Das darf jeder anders Hand haben und eine andere Sichtweise darauf haben, aber das formulieren zu können, ist total wichtig. Und da sich zu fragen, ziehen wir eigentlich am gleichen Strang? Machen wir die Methode aus den gleichen Gründen und haben wir eine gemeinsame Beziehungsvision? Passen wir, was unser Konzept von Treue angeht, überhaupt zusammen? Und da ist es mir so wichtig zu sagen, Trennung ist immer auch eine Lösung, wenn es beiden danach besser geht. Das heißt ja nicht, dass die Menschen sich nie wiedersehen, aber wenn es beiden danach besser geht, wenn sie eine Freundschaft haben oder eine Bekanntschaft oder ja, einfach eine andere Ebene an Beziehung, dann kann Trennung eine echte, also zumindest das Beenden der romantischen oder sexuellen Komponente eine echte Lösung sein. Denn offene Beziehungen beziehungsweise einvernehmliche Nichtmonogamie ist nicht für alle Menschen und auch nicht für alle Beziehungen eine Lösung. Selbst wenn ich zwei Menschen habe, die im Polyspektrum unterwegs sind und auch Bock auf das Konzept haben und auch wissen, wie es geht, kann es trotzdem sein, dass es im Alltag einfach nicht so funktioniert, wie die sich das wünschen. Weil nicht die richtigen Personen da sind oder weil durch Kinder oder eine Arbeit oder eine Krankheit das einfach nicht machbar ist. Und deswegen ist es so, so wichtig, sich klarzumachen, wenn ich merke, dass ich dauerhaft Verletzungen vermeide mit DADT und immer wieder verletzt werde, zu hinterfragen, ob diese Beziehung das, also ob die auf dem richtigen Weg ist und ob das Sinn macht, das Konzept weiter zu versuchen. Okay, der dritte Punkt, der mir immer wieder begegnet, ist, die vermeidende Person bekommt, was sie braucht durch DADT, also wird nämlich nicht gesprochen. Die Teilende, also die Person, die gerne über alles Mögliche reden möchte und auch alles Mögliche hören möchte, die bekommt nicht, was sie braucht oder sich wünscht. Also wenn wir wieder das Beispiel nehmen, wo ich die ganze Zeit drüber gesprochen habe, Person A hat eine höhere Libido und sucht sich Sexualität außerhalb der Beziehung und Person B möchte damit nichts am Hut haben, weil vielleicht Sexualität insgesamt nicht ihr Thema ist und sie einfach froh ist, dass das ausgelagert wird. Dann kann es aber eben sein, dass die Person A, die eben Sexualität und Abenteuer bevorzugt, diese Gefühle herunterschluckt oder das Bedürfnis darüber zu sprechen und zu reflektieren und das zu feiern, weil es ist ja auch total schön und manchmal ist es auch schwierig. Ja, und es kann eben sein, dass diese Person, also Person A, alle positiven und auch negativen Gefühle dazu herunterschluckt und sich total ungesehen fühlt und das dann aushalten muss. Und aushalten kostet immer Kraft. Und außerdem, wenn dann so, keine Ahnung, nehmen wir mal an, Person A lebt sich dann auch mal in der Orgie aus, in sowas ganz Besonderem, was eben nicht alltäglich ist und was ja so eine Once-in-a-Lifetime-Experience ist und das kann ich nicht mit meinem Herzensmenschen teilen. Das ist ja voll anstrengend und es bringt auch total Abstand in die Beziehung rein, weil eben Person A wesentliche Entwicklungen und wesentliche große Momente in ihrem Leben nicht teilt. Grundsätzlich würde ich sagen, das ist okay, weil Schutz geht immer vor Sehnsucht, meiner Meinung nach. Wenn es darum geht, dass ich mich entscheiden muss, geht es darum, einen Menschen, der in einer potenziellen Gefahrensituation ist, davor zu schützen und einen anderen Menschen gibt, der sich aber etwas wünschen würde, dann würde ich sagen, geht Schutz immer vor. Sehnsucht ist auf lange Sicht gesehen, aber ja trotzdem wichtig. Denn wenn ich das immer runterschlucke, dann wird insgesamt die Beziehung in Ungleichgewicht kommen, weil die eine Person, die mit der Sehnsucht immer das Gefühl hat, sich zurücknehmen zu müssen und die mit dem Schutz, bekommt die ganze Zeit, was sie will. Und ein Ungleichgewicht ist da schwierig. Das darf mal für eine Weile sein, aber sicherlich nicht über Jahre. Und meistens ist es auch so, dass die vermeidende Person, also die, die nicht alles wissen möchte oder nicht alles teilen möchte, eher monoaffin ist und die teilende Person eher Richtung offen guckt. Und dann kann es manchmal sein, dass die, in Anführungsstrichen, Polyperson sich bestraft für ihr Vielwollen, damit nicht reden zu dürfen und damit dann am Ende relativ zufrieden ist. Dass sie sagt, naja, ich mache meiner Partnerperson negative Gefühle und dann ist es ausgeglichen, wenn ich auch negative Gefühle habe, weil ich nicht drüber rede. Ich finde, das ist aber keine gute Dynamik. Ich bin grundsätzlich nicht für Strafen und für Rache und es macht auch keinen Sinn. Und es geht ja nicht beiden besser, nur weil beide dann negative Gefühle haben. Aber es wäre ja gut, wenn beide fein damit sind. Denn an dieser Stelle ist es mir nochmal wichtig, das zu sagen, was ich gerne sage. Jede Person darf wollen, was sie will und keine Person sollte sich dafür entschuldigen oder entschuldigen müssen, was sie ist und was sie will. Nehmen wir mal an, wir haben tatsächlich in diesem Beispiel es mit einer von Grund auf monogamen Person zu tun und einer anderen von Grund auf polyamoren Person zu tun. Dann gibt es ja keinen der beiden, der was falsch macht. Ja, sie haben sich offensichtlich unter monogamen Voraussetzungen kennengelernt und auf die Beziehung eingelassen. Aber Bedürfnisse verändern sich. Menschen verändern sich. Und an dieser Stelle ist das tragisch für beide. Aber es hat ja niemand was falsch gemacht. Also, weil ich meine Bedürfnisse kann ich nicht beeinflussen. Ich kann gucken, wie ich damit umgehe und ich kann meine Handlungen beeinflussen. Aber dass das Bedürfnis da ist, die Angst, die Sehnsucht, da kann ich ja nichts für. Und insofern ist es ganz wichtig, da zu gucken, dass ja, die Polyperson muss nicht leiden dafür, dass sie poly ist. Das wäre einfach meiner Meinung nach ein falscher Ansatz. Was ist hier die Lösung, wenn die vermeidende Person bekommt, was sie braucht, indem nicht geredet wird und die Teilende nicht bekommt, was sie braucht? Die eine Möglichkeit ist, sich des Risikos bewusst sein und gegebenenfalls vorsorgen. Also, wirklich fragen. Ist das okay für dich? Also, gibt es irgendwie ein paar Kleinigkeiten, die du teilen kannst? Statt Details zu teilen, was du gemacht hast bei diesem sexuellen Abenteuer, könntest du ja zum Beispiel teilen, wie es dir geht. Ja, sowas in der Richtung. Oder vielleicht manchmal ist genau das das Falsche. Also, darüber zu reden, was die Person, die gerne was teilen möchte, innerhalb der Beziehung tun könnte, damit das Bedürfnis, das zu teilen und darüber zu reden, auch bedient wird. Was noch möglich ist, ist natürlich, den Redebedarf auszulagern oder zu schauen, was genau eigentlich dabei wichtig ist und was das Bedürfnis anders erfüllt. Da möchte ich jetzt einen extra eigenen Punkt zu machen, denn das ist immer eine fantastische Lösung für alles. Darauf zu gucken, welches Bedürfnis hinter welchem Wunsch oder Verhalten steckt. Wenn ich das weiß, dann habe ich nämlich viel mehr Möglichkeiten, mir dieses Bedürfnis auf andere Weise zu erfüllen. Ich habe darüber schon ganz oft gesprochen, deswegen werde ich das Beispiel mit dem, mir ist kalt und offener Fensterpulli, offenes Fensterpulli oder irgendwas anderes, nicht nochmal bemühen. Aber zu gucken, was ist eigentlich das Bedürfnis hinter dem Redebedarf oder hinter dem Nichtredenwollen? Und wie kann ich dieses Bedürfnis anders befriedigen? Das ist tatsächlich etwas, da lohnt es immer hinzugucken, gemeinsam oder allein. So, ich möchte jetzt nochmal wiederholen, über was ich heute gesprochen habe. Das Erste, was mir immer wieder begegnet, ist, dass DADT wirklich wörtlich genommen wird und nichts erzählt oder gefragt wird. Und dass es keine Graubereiche gibt und das ist realitätsfern und hat eine hohe Wahrscheinlichkeit für Fehler. Das Zweite war, dass es gelebt wird, um Verletzungen oder Kränkungen und negative Gefühle zu vermeiden. Das ist aber eben aufgrund von vermeidendem Verhalten dazu kommt, dass eben Kränkungen erst recht stattfinden. Und wenn dann über eine lange Zeit der in Anführungsstrichen Fehler immer wieder gemacht wird, dann ist am Ende die Verletzung noch viel größer, als wenn es direkt gesagt worden wäre. Und der dritte Punkt war, dass die vermeidende Person bekommt, was sie braucht, die teilen wollende aber nicht. Und dass darüber ein Gespräch entstehen sollte, wie das verändert werden kann, am liebsten auf Bedürfnisebene. Was ist also das Fazit dieser Folge? Es ist voll wichtig, darüber zu sprechen, über was gesprochen wird und das nicht einfach mit alles oder nichts abzuspeisen. Und es ist eben sinnvoll, Graubereiche wahr und anzunehmen, Unterschiedlichkeit anzuerkennen und Bedürfnisse und Motivation hinter der Methode zu kennen und zu hinterfragen. So, wie immer habe ich jetzt noch einen kleinen Aufruf an euch. Und zwar wird MoPoCo tatsächlich unglaublicherweise im September zwei Jahre alt. Und im September, also wir haben am 17. September 2023 die erste Folge rausgebracht. Und am 7. September 2025 wird es die hundertste Folge geben. Und das möchten wir gerne feiern. Deswegen würden wir dich bitten, uns einen Text oder eine Sprachnachricht zu schicken zu dem Thema, wie hat MoPoCo dein Leben verändert? Gerne sollte die Sprachnachricht nicht länger als eine Minute sein, damit wir sie in die Folge einbinden können. Und es wäre gut, wenn sowohl beim Text als auch bei einer Sprachnachricht separat das Stichwort Jubiläum gesendet würde. Und es ist so, dass alles, was du schickst, potenziell in der Folge veröffentlicht wird. Das heißt, wenn du uns was schickst, dann gilt das als Zustimmung für die Veröffentlichung. Es sei denn, es wird explizit anders gesagt. So, und jetzt wünsche ich einen fantastischen restlichen Tag und freue mich wie immer über Feedback und das Teilen jeder Folge. Bis dann! Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren oder dir einen Moment nehmen, das gehörte noch ein bisschen sacken zu lassen. Wenn dir unsere Inhalte gefallen, empfiehl uns weiter. Gib uns gerne eine Fünf-Sterne-Bewertung auf den bekannten Podcast-Plattformen oder schreib uns unter podcast@sonjajuengling.de. Wir freuen uns, wenn du mit oder ohne unsere Impulse ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, was sie tut. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen. Und jetzt genieß dich und einen wundervollen Tag. Bis zum nächsten Mal.

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