#73 - Folge aus der Praxis - Eifersucht
Was ich machen kann, wenn meine Beziehungsperson eifersüchtig ist
02.03.2025 14 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Episode stellen wir das Paar Andy und Jona vor, die seit über 20 Jahren zusammen sind und ein gemeinsames Zuhause sowie ein Haustier teilen. Bisher lebten sie in einer monogamen Beziehung, doch vor zwei Jahren brachte Andy den Vorschlag auf, Sex außerhalb der Beziehung zu haben. Jona verspürt allerdings keinen Leidensdruck und ist mit dem aktuellen Sexleben zufrieden, möchte Andys Wunsch jedoch ernst nehmen und steht vor inneren Konflikten.
Jona kämpft mit anfallsartiger Eifersucht und hat Schwierigkeiten, diese Emotionen zu akzeptieren. Gleichzeitig ist Jona mit anderen Themen beschäftigt, was es erschwert, an der Eifersucht zu arbeiten. Andy möchte Jona unterstützen, doch die Dynamik zwischen ihnen ist komplex.
Wir beleuchten die Herausforderungen, die mit der Idee einer offenen Beziehung einhergehen, und die Bedeutung von Wertschätzung und Kommunikation in ihrer Partnerschaft. Andy und Jona zeigen, wie wichtig es ist, die eigenen Werte zu reflektieren und gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten.
Bleibt dran für eine spannende Folge auf der Suche nach einem Gleichgewicht in Beziehungen!
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Die Musik wurde für uns von NeoKorTechs zusammen gemischt und zur Verfügung gestellt (insta: @neokortechs, Homepage: http://www.christian-janz.de). Vielen lieben Dank!
🎧 Danke fürs Zuhören – lass uns gemeinsam die Welt liebevoller und verständnisvoller machen - für dich, für deine Beziehung, für alle! ❤️
Zu Sonjas Beziehungs-Coaching und Blog-Beiträgen: https://sonjajuengling.de/
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Transkript
Hallo und herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie und Co., dem Wissenspodcast rund
um Beziehungen aller Art.
Mein Name ist Sonja Jüngling und zusammen mit meinem wundervollen Helferlein Luna unter
Unterstützung anderer lieber Menschen möchte ich Wissen und Handlungsmöglichkeiten für
Beziehungen in allen Formen für jede Person frei zugänglich machen.
Damit wird unsere geliebte Vielfalt noch sichtbarer und die Welt unserer Meinung nach viel bunter und schöner.
Heute gibt es eine Folge aus der Praxis mit einem Beispiel aus meiner Arbeit als Paarberaterin zum Thema der letzten Folge.
Höre dort doch gern kurz rein für Hintergrundinfos und Tipps, falls du sie noch nicht kennst.
Wir möchten darauf hinweisen, dass die Namen und Details aller meiner Fälle so verfremdet sind, dass keine Zuordnung möglich sein sollte.
Und dann geht es auch schon los mit der nächsten Folge von MoPoCo, dem Wissenspodcast zu allen Formen von Beziehungen und Liebe.
Hallo miteinander, los geht's mit einem neuen Fall hier bei MoPoCo.
Heute geht es um ein Paar, über das ich spreche in Bezug auf das Thema Eifersucht.
Was mache ich, wenn mein Partny eifersüchtig ist?
Ich rede heute über Andi und Jona.
Die sind seit über 20 Jahren ein Paar.
Die haben ein gemeinsames Haus und ein gemeinsames Haustier.
Und bisher waren die monogam und zwei Jahre vor dem ersten Termin, den wir zusammen haben, schlägt Andi vor, Sex auch außerhalb der Beziehung zu haben.
Jona hat überhaupt keinen Leidensdruck und ist deswegen nicht richtig begeistert, aber möchte Andis Wunsch schon ernst nehmen.
Jona findet, der Sex ist gut, so wie er ist, sowohl von der Frequenz als auch von der Art her.
Andi fehlt ein bisschen was.
Der Grund, warum sie dann zu mir kommen, ist, dass Andis Geduld langsam zur Neige geht.
Wie gesagt, zwei Jahre vor dem ersten Termin ist der Vorschlag auf den Tisch gekommen und Jona ist total ambivalent.
Will einerseits Andi nicht einschränken, hat aber wie gesagt keinen diesbezüglichen Leidensdruck und hofft eigentlich darauf, dass es einfach vorbeigeht.
Sieht manchmal auch den Vorteil für sich selber von so einem Arrangement, ist aber einfach mit anderen Themen beschäftigt.
Also passiert zwei Jahre lang eher nicht so recht was, was Andi vermehrt unter Druck setzt.
Die beiden schwanken immer zwischen "Dann mach doch was du willst" was Jona irgendwann dann aufgrund von Überforderung sagt.
Das kommt für Andi aber nicht in Frage, weil sich das anfühlt, als wäre das was Heimliches.
Und auf der anderen Seite gibt es dann eben immer wieder so Zustände, wo die beiden eigentlich sicher sind, dass sie die Beziehung so weiterführen möchten und schauen möchten, wie sie das so arrangieren können, dass beide damit gut klarkommen.
Die reden dann ganz offen damit, aber die schwanken halt sehr.
Es gibt immer wieder ein genervtes oder überfordertes "Mach doch was du willst" und dann wieder den Versuch, "Ich möchte eigentlich doch wissen, wie es dir geht und eigentlich auch selbst davon profitieren und so."
Was ist jetzt die Verbindung zum Thema?
Letztendlich kümmert sich Andi mehr um die Eifersucht von Jona als Jona selbst.
Jona ist so anfallsartig, eifersüchtig und schwankt zwischen Wut und Verzweiflung, hat wenig Akzeptanz oder Verständnis für die eigene Eifersucht.
Allerdings gleichzeitig auch wenig Akzeptanz oder Verständnis für Andis Druck, weil Jona den Druck selber ja nicht erlebt.
Jona ist zusätzlich mit eigenen Themen beschäftigt und arbeitet daher nicht aktiv an der Eifersucht, denn es fehlt an Ressourcen.
Ich habe lange überlegt, ob ich das aufmache oder nicht, weil mir am Ende, nachdem ich die Fallvorbereitung fertig hatte, aufgefallen ist, dass ich wieder ein Paar gewählt habe, in der die eine Person mit Depressionen und psychischen Problemen kämpft.
In diesem Fall Jona.
Aber das denke ich mir ja nicht aus.
Das ist ziemlich häufig der Fall.
Sehr häufig ist es so, dass wenn Paare zu mir kommen, eine Person einfach nicht so viel Löffel hat, um sie in die Beziehung zu stecken wie die andere Person.
Und deswegen geht das nicht in dem Tempo voran, wie die beiden Personen das möchten.
Und auch hier ist das der Fall.
Jona hat parallel ein Therapeuti und arbeitet auch da dran und steckt einfach die Ressourcen woanders rein, weil bei Jona ist einfach kein Leidensdruck diesbezüglich gibt.
Jona möchte schon, dass es Andi gut geht.
Gleichzeitig, wie gesagt, der Sex ist für Jona fein, so wie er ist.
Und die Verbindung zum Thema ist dann, wie gesagt, dass Andi letztendlich mehr an der Eifersucht arbeitet, die Jona empfindet, als Jona selbst.
Und das ist auch immer wieder Thema, denn die Eifersucht gehört ja Jona.
Und es muss immer wieder darauf aufgepasst werden, dass Andi nicht zu sehr an Jonas Themen arbeitet, was halt auch mit der Komorbidität zu tun hat.
Also einfach damit zu tun hat, dass Andi immer wieder denkt, Jona würde das nicht alleine schaffen und immer wieder über die Maßen Verantwortung für Jonas psychische und emotionale und tatsächliche Gesundheit übernimmt.
Das ist auch immer wieder Thema in der Beratung, dass es da eine gute Balance gibt zwischen Unterstützung und nicht zu viel Verantwortung übernehmen, aber eben da sein.
So, was passiert jetzt in der Beratung?
Letztendlich ist es genau das, was ich gerade gesagt habe.
Ein Teil der Beratung besteht darin, einen gesunden Umgang, ein gesundes Maß, eine gesunde Unterstützung durch Andi von Jona zu erreichen und dafür zu sorgen, dass Andi eben bei der Bewältigung der Eifersucht in einem guten Maße hilft und nicht die Verantwortung dafür übernimmt.
Schuldgefühle gibt es da wenige.
Glücklicherweise am Anfang ist das noch anders.
Das verändert sich im Laufe der Beratung.
Andi fühlt sich nicht mehr falsch, damit andere Wünsche zu haben.
Allerdings tut es Andi natürlich trotzdem leid und möchte gerne was tun.
Und Andi ist auch klar, dass Jona eben keinen Leidensdruck hat und das Problem besteht, weil Andi ein Problem hat und möchte deswegen unglaublich gerne ganz viel unterstützen.
Jona kann und will manchmal auch nicht viel tun, weil Jona es eben für weniger wichtig hält.
Jona hat eben viel mit sich selbst zu tun, mit den psychischen Problemen und der Arbeit, die irgendwie da ja auch noch gemacht werden muss.
Und das Leben muss ja auch noch irgendwie weitergehen.
Freundschaften gepflegt, das Haus gepflegt.
Und ja, manchmal denkt Jona auch, das ist halt ein Stück weit Andis Problem.
Und es gibt aber auch immer wieder Phasen, wo Jona sehr deutlich, ja, einfach etwas für Andi tun möchte.
Deswegen geht Jona an vielen Stellen auch herausfordernde Dinge bereitwillig mit und bewegt sich auch Stück für Stück.
Die beiden reden viel darüber, was da passiert und was nötig ist und was Andi braucht.
Und sie reden viel darüber, was Jona braucht.
Also Andi ist sehr viel für Jona da, wenn Eifersucht da ist, ohne Schuldgefühle und hält das aus, was auch teilweise an Vorwürfen kommt und kann das auch verstehen, ein Stück weit.
Die beiden reden auch darüber, dass Andi ein Datingprofil hat, auf Stammtische geht.
Jona geht zum Teil sogar auf einige Veranstaltungen mit, fühlt sich dort aber nicht wohl und auch nicht gesehen damit, dass Jona diese Öffnung eben nicht wirklich für sinnvoll oder für drängend hält.
Sinnvoll schon.
Jona sieht durchaus, hat durchaus Phasen, wo so Gedanken aufkommen wie, ach, da könnte ich ja auch von profitieren.
Aber ja, letztendlich könnte Jona damit auch gut leben, dass es weiterhin monogam bleibt und fühlt sich deswegen ein bisschen wie ein Außenseiter auf diesen Stammtischen und Veranstaltungen.
Andi übt sich mehr und mehr in Geduld und arbeitet massiv daran, das nicht nur auszuhalten, sondern bewusst so zu entscheiden.
Ich habe mehr Einzelsitzungen mit Andi als mit Jona und wir arbeiten da total viel an den eigenen Werten und der Frage, warum Andi diesen Freifahrtschein "Mach doch was du willst", nicht annehmen möchte.
Dieser Freifahrtschein käme nämlich damit, dass dann auch nicht darüber geredet werden dürfte und dass Andi im Grunde genommen weiß, dass Jona viele Dinge davon schmerzen.
Und Don't Ask, Don't Tell fühlt sich deswegen für Andi an wie eine heimliche Affäre und das möchte Andi nicht.
Und im Laufe des Prozesses gibt es immer wieder von beiden Seiten viel, viel Wertschätzung für die andere Seite.
Viel Wertschätzung dafür, dass es für die andere Seite schwer ist und auch Verständnis dafür, ohne sich selbst schlecht zu fühlen oder abzuwerten.
Und durch die viele Aktivität auf Andis Seite kann Jona die langsamen Fortschritte, die es gibt, auch gut mitgehen.
Andi gibt sich viel Mühe und Andi kann gleichzeitig die Langsamkeit aushalten, weil immer wieder offen darüber gesprochen wird, wie groß das alles für Jona ist.
Also Jona erzählt auch immer wieder, wie schwer das Ganze ist und wie düster manchmal die Gedanken sind.
Und dass die Eifersucht wirklich mehr ist als ein Gefühl.
Es wird viel darüber geredet, dass es so anfallartig ist.
Jona erzählt ganz offen, wie Jona das erlebt hat, wenn Jona auch alleine war und Andi aus war und darf sich da ganz zeigen.
Und Andi hört sich das ganz empathisch an und nimmt das gar nicht als Angriff oder Vorwurf.
Das ist wirklich total schön zwischen den beiden.
Andi ist am Ende immer wieder für Jona da und kann das Tempo dann dementsprechend anpassen.
Und wichtig ist dabei zu sagen, das ginge natürlich nicht, wenn es schon eine dritte Person gäbe, mit der es auch eine Verbindlichkeit oder eine Regelmäßigkeit gab.
Aber alles, was bisher passiert ist, sind einmalige Sachen oder Sachen, bei denen es keine Verbindlichkeit gab.
Und vor allen Dingen eben diese Besuche auf den Stammtischen, den Messen und so weiter, das gibt Andi unglaublich viel, dass es immer wieder kleine Schritte gibt und Andi weiß, irgendwann gibt es mehr.
Bisher vermeidet Andi genau deswegen verbindliche Kontakte zu anderen Menschen und hatte bis jetzt auch das Glück, dass kein ernsthaftes Kandidaty hier in Sicht war, dass Andi wirklich ernsthaft gereizt hätte.
Und das ist natürlich für die beiden wirklich ganz wunderbar, dass es bis jetzt eher so oberflächliche Geschichten waren.
Genau, ich begleite die beiden seit ungefähr zwei Jahren.
Also seit vier Jahren ist das der Wunsch von Andi auf dem Tisch, der sich vor allem darin begründet sieht, dass Andi vor der langjährigen Beziehung nicht viel Zeit und Raum hatte, sich auszuprobieren.
Und deswegen ist Andi auch ganz geduldig, unter anderem, weil Andi eben auch sieht, es gibt ein Versprechen, was die beiden sich gegeben haben.
Und naja, jetzt ist die Situation anders.
Jona hat also was zugestimmt, was jetzt nicht mehr zutreffend ist.
Andi hat das zu dem Zeitpunkt nicht gewusst.
Das ist ein entscheidender Faktor, der für Jona auch immer wieder wichtig ist.
Und darüber sprechen die beiden regelmäßig.
Und ja, letztendlich läuft es gut, finde ich.
Es läuft sehr langsam.
Andi hat mir aber auch schon mal gesagt, dass er dieses langsame Tempo eigentlich ganz gut findet, weil Andi glaubt, dass es sonst viel zu schnell zu Überforderungen kommen würde.
Wenn ich so auf den Ausblick gucke, also die Zusammenarbeit ist noch lange nicht beendet, vermute ich.
Die beiden kommen immer wieder in großen Abständen zu mir und arbeiten dann so drei, vier Sitzungen intensiv.
Kennen mich aber mittlerweile auch schon ziemlich gut und haben eine gute Idee, was ich an welchen Stellen sage.
Und kommen immer mal wieder dann, wenn sie merken, sie stecken irgendwie fest.
Ich glaube ehrlich gesagt, eine Polyamorie wird es am Ende nicht werden.
Ich bin aber auch gar nicht sicher, ob die beiden dahin wollen.
Ich könnte mir vorstellen, dass einfach die Möglichkeit, dass es Offenheit geben kann und einzelne Erlebnisse und vielleicht auch mal was etwas Längeres außerhalb der Beziehung, dass das Andi reichen wird.
Denn insgesamt ist der Wunsch von Andi schon, dass diese Lebensgemeinschaft und das Nummer Eins Gefühl, dass das alles bleibt und dass es keine Polyamorie auf Augenhöhe mit anderen Menschen gibt.
Das kann sich Andi nicht vorstellen.
Unter anderem eben auch, weil die Wohnsituation so ist, wie sie ist und Andi sich gar nicht vorstellen kann, da groß tiefgreifende Änderungen zu machen.
Jona hört das alles natürlich voll gern und geht deswegen ganz gut mit.
Ja.
So, das waren mal wieder ein paar Beispiel.
Jetzt gibt es noch einen kleinen Aufruf.
Wenn du Lust hast, von deiner Welt ein bisschen zu erzählen im Podcast und ein Interviewgast zu sein, dann melde dich auf jeden Fall.
Und wenn du kein Interviewgast sein möchtest, aber trotzdem eine Frage an uns hast, dann schick uns die auch.
Dann schauen wir mal, ob wir die in den FAQ verarbeiten.
Ansonsten wünsche ich noch einen ganz fantastischen Tag und freue mich natürlich wie immer über Feedback zur Folge.
Bis dann!
Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst.
Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest.
Vielleicht magst du es dir kurz notieren oder dir einen Moment nehmen, das gehörte noch ein bisschen sacken zu lassen.
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Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt und hat gute Gründe für alles, was sie tut.
Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen.
Und jetzt genieß dich und einen wundervollen Tag.
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