Mono, Poly & Co

Dein Wissens-Podcast rund um Beziehungsgestaltung

#5 - E wie Ehrlichkeit

Warum sie zentral für das Beziehungsglück ist

08.10.2023 30 min Sonja Jüngling

Zusammenfassung & Show Notes

Bist Du gespannt auf ausführliche Antworten zur Frage, warum Ehrlichkeit zentral für das Beziehungsglück ist?

Dich erwarten in der heutigen Episode 5 Kernaussagen mit folgenden Themen:

  • Definitionen und Synonyme zu Ehrlichkeit und deren Abgrenzung
  • erstmal ehrlich zu sich selbst sein oder werden als lebenslange Aufgabe
  • Gründe für Unehrlichkeit bzw. Berücksichtigung von Selbstschutz

Einige praxisnahe Beispiele werden ebenfalls genannt, um den jeweiligen Aspekt zu verdeutlichen. So bleibt hoffentlich kaum eine Frage mehr offen. Wenn doch, schreib uns Deine Frage gerne, damit wir in weiteren Episoden darauf eingehen können! :)

Mehr über Radical Honesty (worüber es noch eine eigene Folge geben wird) auf Englisch: https://www.radicalhonesty.com/core-principles-radical-honesty 

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Zu Sonjas Beziehungs-Coaching und Blog-Beiträgen: https://sonjajuengling.de/

Transkript

Ohne ein ehrliches Nein mit Hintergrund- und Hintergrundinformationen natürlich gibt es kein ehrliches Ja. Also ich habe gerade das Beispiel von der Umarmung genannt und habe gesagt, ich bin dankbar, dass ich ein Nein bekommen habe. Ich bin dankbar, dass für sich abgewiesen wurde. Das ist vielleicht für manche Leute irgendwie, oder abgewiesen werden, fühlt sich doch schrecklich an. Und das stimmt an vielen Stellen auch. Warum fühlt es sich schrecklich an? Weil unsere Gesellschaft uns gelehrt hat, dass es an uns liegt, wenn wir abgelehnt werden. Das ist aber natürlich Quatsch. Herzlich willkommen bei Monogamie, Polyamorie & Co., dem Podcast für alle Formen von Beziehungen. Mein Name ist Donia Jüngling. Ich bin Paar- und Sexualberaterin. Workshopleiterin, Aufklärerin, Mutter, Naturliebhaberin, Musikerin, Dresseurin, Grenzgängerin und Gegensatzaushalterin. Zusammen mit meinem wunderbaren Helferlein Luna möchte ich Wissen und Verständnis weitergeben für alle Formen von und Wünsche in Beziehungen. Unter anderem wirst du in jeder Folge unseres Podcasts finden: Unterstützung für ganz individuelle Lösungen in Beziehungsformen, nicht nur, aber auch abseits unserer westlich gelebten Normen. Wissen, Impulse, Tipps und Tricks für höhere Beziehungsqualität und ganz viel Infos rund um das Thema gute Beziehungen und Selbstfürsorge. Ganz wichtig ist uns noch zu sagen, dass das Hören dieses Podcasts dir viel geben kann, gleichzeitig allerdings keine Paarberatung oder Therapie ersetzen kann und, dass es unheimlich sinnvoll sein kann, sich früh eventuell sogar gemeinsame Unterstützung in welcher Form auch immer zu suchen. Schaff Raum für das, was dich bewegt. Und nun viel Spaß mit der heutigen Folge. Wir beschäftigen uns mit dem Thema Ehrlichkeit in Beziehungen. Du findest heraus, warum und wie Ehrlichkeit essentiell zur Beziehungsqualität beitragen kann und welche Dinge du dabei beachten darfst. Die Struktur wird dabei folgendermaßen sein: Als erstes nehme ich mir relativ viel Zeit für verschiedene Definitionen und meine Ansicht bezüglich Ehrlichkeit. Der Sinn der Sache ist nicht, dir zu erklären, was Ehrlichkeit bedeutet, sondern dass du ein bisschen ins Nachdenken kommst, was Ehrlichkeit für dich bedeutet, wie du es definieren würdest und wie du Ehrlichkeit zu anderen Wörtern wie zum Beispiel Transparenz abgrenzen würdest. Anschließend gehe ich auf fünf Kernaussagen ein, die mir wichtig sind in Bezug auf Ehrlichkeit. Los geht's! Ich möchte starten mit einem Zitat von Aino Simon aus ihrem wunderbaren Buch Liebe, Liebe, Einzigartig. Seite 183. Zum Prinzip Ehrlichkeit. Wenn ihr euch in eurer Beziehung etwas Gutes schenken wollt, dann schenkt euch Raum, um ehrlich zu werden. Das gelingt, wenn ihr aufhört, euch gegenseitig zu verurteilen und offen seid für die Vielfalt des Lebens. Wenn ihr euch selbst so annehmt, wie ihr seid, auch mit den schwachen und unattraktiven Eigenschaften. Tatsächlich beginnt Ehrlichkeit in jedem Einzelnen und es ist eine lebenslange Aufgabe, sich selbst gegenüber aufrichtig zu werden. Zitat Ende. Wir versuchen zu gendern und in diesem Zitat wurde nicht gegendert, das bitte ich zu entschuldigen. Ich möchte immer gerne beginnen mit einer Definition. Was bedeutet eigentlich Ehrlichkeit? Ehrlichkeit bedeutet in erster Linie für mich erstmal nicht lügen. Also wenn ich eine Frage gestellt kriege, versuche ich darauf, so ehrlich und wahr wie möglich zu antworten. Und wenn ich das nicht vorhabe, kennzeichne ich das. Ich sage also das, von dem ich denke, dass das für mich die richtige Antwort ist und ich versuche dabei nicht zu manipulieren oder die Wahrheit zu verfälschen. Allerdings passiert das natürlich automatisch, denn ich gebe natürlich auch immer meine Meinung wieder. Ich benutze die Worte, die ich benutze, die natürlich alle eine Färbung für das Gegenüber haben. Ich benutze den Tonfall. Also absolute Wahrheit kann ich damit nicht sprechen. Ich kann das aussprechen, was für mich in diesem Moment sich als wahr anfühlt. Und kann eine gute Absicht dabei haben. Wenn ich jetzt auf Definitionen gucke, wie, ich weiß, das ist keine ordentliche Quelle, aber Wikipedia sagt aktuell dazu, Ehrlichkeit bezeichnet die sittliche Eigenschaft des Ehrlichseins. Und wenn ich im Duden nachschaue, dann sind das so Sachen wie Aufrichtigkeit, Aufrechtheit. Es hat also gar nicht so sehr damit zu tun, ob ich das Wahre sage, sondern auch mit der Haltung dahinter. Eine Definition, die ich auch gefunden habe, ist ohne Verstellung oder Filter. Wenn ich nach Synonymen schaue, dann sind das Dinge wie Authentizität oder Wahrhaftigkeit, Transparenz, Nicht-Lügen, Offenheit, Redlichkeit, Gradlinigkeit, Aufrichtigkeit, aufrecht oder aufrichtig dazu stehen und Fairness. Das heißt, es geht hauptsächlich darum, wie eigentlich meine Haltung zu der ganzen Sache ist. Und wenn ich nicht ehrlich antworten kann oder möchte, mache ich das kenntlich. Weil immer ehrlich zu sein bedeutet manchmal zum Beispiel auch unhöflich zu sein. Höflich bedeutet ja im engeren Sinne, dass ich mich an vereinbarte gesellschaftliche Regeln halte. Wenn also es höflich ist, die Hand zu schütteln, heißt das, dass ich nicht immer aufrichtig oder ehrlich bin, weil vielleicht möchte ich in diesem Moment diesen Menschen gar nicht die Hand schütteln. Das heißt, wenn ich mich für Ehrlichkeit entscheide, entscheide ich mich gegen andere Wege. Für mich ist noch ganz wichtig, dass eine gewisse Form von Ehrlichkeit ansteigt, auch Authentizität und Wahrhaftigkeit beinhaltet. Ehrlichkeit bedeutet für mich auch etwas anderes als Transparenz. Ehrlichkeit bedeutet für mich in erster Linie, dass ich aufrichtig antworte, wenn ich gefragt werde. Bei Transparenz gehe ich davon aus, dass alles, was für mein Gegenüber relevant ist, von mir ausgesprochen wird und zwar proaktiv, also ohne, dass ich danach gefragt werde. Warum erzähle ich das alles so ausführlich? Die Folge heißt Ehrlichkeit und es gibt zur Ehrlichkeit wirklich ganz viel zu sagen. Es wird mit Sicherheit auch noch andere Folgen dazu geben. Aber wenn ich euch mitnehme, wenn ich dich mitnehme dabei, die Definition für dich herauszufinden, was bedeutet für dich Ehrlichkeit? Was ist für dich der Unterschied zwischen aufrecht sein, aufrecht zu etwas stehen und aufrichtig sein? Wenn du dir Gedanken über all diese Dinge machst, kannst du für dich entscheiden, wie ehrlich möchtest du sein. Denn, ich habe es gerade schon gesagt, ehrlich und höflich sind zum Beispiel zwei sehr unterschiedliche Dinge. Ich finde, man kann gleichzeitig freundlich und ehrlich sein. Ich finde nicht, dass eine Person gleichzeitig ehrlich und höflich sein kann. Immer. Und sich darüber Gedanken zu machen, wie ehrlich ich in einer Beziehung eigentlich sein will, ist essentiell wichtig, denn wir reden hier heute über Beziehungen. Und wenn ich ein Paar in meiner Beratung frage, möchtet ihr grundsätzlich ehrlich sein, dann gucken die mich immer an, als wenn ich gefragt hätte, findest du es okay Menschen umzubringen? Weil alle sagen in erster Stelle, ich möchte ehrlich sein, ich möchte nicht lügen. Und das ist toll und das ist ein toller Wert. Nur ehrlich sein kann auch brutal sein und es kann auch Situationen geben, in denen es für die Beziehung, für mich, für das Gegenüber besser ist, für den Moment nicht ganz ehrlich zu sein, dann aber eben das kenntlich zu machen. Und das ist ein tolles Wort. Wie wir Ehrlichkeit in einer Beziehung definieren, ist essentiell für den Verlauf der Beziehung. Es lohnt sich durchaus, in einer Beziehung darüber mal offen zu sprechen, was Ehrlichkeit eigentlich bedeutet und wie viel Ehrlichkeit ich mir wünsche. Und was der Unterschied zu Transparenz ist? Und ich nenne da ein ganz konkretes Beispiel, wenn ich auf einem Date war, wir haben abgesprochen in dieser Beziehung, um die es geht, dass ich küssen darf, aber nicht mehr. Und es ist vielleicht noch zusätzlich Händchenhalten passiert oder wir sind beim Aufs Klo gehen aneinander gestoßen und küsst. keine Ahnung, ich habe versehentlich in seinen Schoß gefasst, dann ist das eine Information, nach der ich unmöglich gefragt werden kann und die aber für die andere Person vielleicht relevant ist. Und dann habe ich, wenn wir darüber gesprochen haben, die Pflicht, das auch kenntlich zu machen. Und ganz wichtig ist mir auch, selbst wenn Paare sagen, ich möchte ehrlich sein, wir möchten ehrlich sein und sie genau definiert haben, was dieses Ehrlichsein heißt, heißt das nicht, dass ich immer alles ausspreche, was in meinem Kopf ist. Ich möchte da auf das Konzept Radical Honesty verweisen. Ich finde den Namen ein bisschen irreführend, weil radikale Ehrlichkeit für mich bedeuten würde, wenn ich nur den Begriff höre, dass ich alles auszusprechen habe und radikal ehrlich bin. Und das stimmt aber nur zum Teil. Ich möchte das Konzept hier nicht groß noch erklären, weil wir da eine extra Folge drüber machen werden. Aber in diesem Konzept wird darauf hingewiesen, dass es einen Unterschied gibt zwischen etwas bemerken. Also ich stelle fest zum Beispiel, dass ich gerade wütend bin und etwas denken. Ich bin wütend, weil du so gemein bist. Und Radical Honesty sagt, dass es wichtig ist, diese Wut zu transportieren, dass ich es aber durchaus durch den Filter jagen kann, indem ich da eine Beobachtung drauf lege, indem ich sage, ich stelle gerade fest, ich bin wütend, dann ist es Radical Honest wütend. Also radikal ehrlich, obwohl ich nicht das sage, was mir durch den Kopf geht. Also der Unterschied bemerken, denken. Da kommen wir aber wie gesagt später noch drauf zurück. Das zeigt aber nochmal sehr deutlich, dass Ehrlichkeit nicht bedeutet, dass alles, was in mir passiert, ungefiltert nach außen dringt. Ehrlich bedeutet für mich, dass ich nicht mehr so gut bin. Nochmal, nicht zu lügen, aufrichtig auf etwas zu antworten und dabei nicht zu manipulieren und kein Ziel zu verfolgen. Weil im Grunde genommen ist Manipulieren genau das, nämlich ein Ziel verfolgen, das nur für mich ist und die Bedürfnisse der anderen Person beiseite schiebt. Genau, das ist die Definition für Ehrlichkeit. Für mich bedeutet Ehrlichkeit auch Mut und Stärke. Und deswegen finde ich es auch gar nicht schlimm, wenn Menschen nicht immer ehrlich sind. Solange ich transparent bin im Anschluss, wenn ich also zwei Tage später merke, Mensch, da habe ich eigentlich nicht ganz die Wahrheit so gesagt, wie ich denke, dass es passiert ist, dann kann ich nach zwei Tagen immer noch das Gespräch suchen und sagen, hör mal, ich war da noch nicht ganz klar, mir ist es nicht. jetzt im Nachgang aufgefallen, dass ich diese Information vielleicht falsch dargestellt habe oder das vergessen habe. Und dann ist es okay, mal unehrlich zu sein, solange ich am Ende transparent bin. Das ist aber meine Definition und es ist ganz, ganz wichtig für dich, dass du deine Definition findest. Also wenn du Lust hast, stopp hier kurz, guck mal in ein Lexikon ins Internet, frag meinetwegen ChatGTP, was für dich Ehrlichkeit bedeutet und denk mal einen Moment darüber nach, wie ehrlich du bist. Mit wem sein willst, denn je nach Kontext, also je nach Zusammenhang, je nach dem, wo ich mich befinde und je nach Beziehungsstatus, also ist das eine Freundschaft, ist das eine Bekanntschaft, wie eng ist die Freundschaft, Bekanntschaft, was sind unsere Vereinbarungen, je nachdem kann ich mich entscheiden, ob ich ehrlicher oder weniger ehrlich sein will und eben auch je nach Zustand. Wie gesagt, mit der Option später etwas nochmal klarzustellen. Okay, also jetzt wäre der Moment. Stopp einmal kurz, wenn du möchtest oder hör einfach weiter, wie es weitergeht. Ich finde, für Ehrlichkeit braucht es unheimlich viel Mut und auch Stärke, weil Ehrlichkeit, das hat Eino ja schon gesagt, beginnt bei mir selbst. Ehrlichkeit bedeutet auch, dass ich mir selbst gegenüber etwas zugebe, was vielleicht gar nicht so angenehm ist. Und dafür brauche ich eben Mut und Stärke. Und das Und das ist halt immer der erste Schritt. Das ist absolut nötig, damit ich ehrlich gegenüber einer anderen Person sein kann. Ich brauche also den Mut und aber auch die Reflexion, die Fähigkeit, die Stabilität, die... ja, ich weiß gar nicht, was da noch alles zugehört, mich selbst zu erkennen. Ich brauche einen richtigen Zustand dafür, um ehrlich mit mir selbst zu sein. Wenn ich gerade im Ausnahmezustand bin, aufgeregt oder sowas, kann ich vermutlich gar nicht so richtig ehrlich mit mir selber sein, weil ich mir gar nicht selber beim Denken und Fühlen zuhören kann. Denn, wie ich ja eingangs schon gesagt habe, Ehrlichkeit hat auch was damit zu tun, wie ich mich gerade fühle und wie ich Dinge gerade wahrnehme. Das heißt, dieser Schritt, dass ich erst mal, bei mir ankomme, wenn etwas wirklich wichtig ist. Wenn mich jemand fragt, ob ich gerade Käse aufs Brot haben möchte oder nicht, dann brauche ich das sicherlich nicht. Aber bei so Sachen wie, wie gehst du eigentlich mit Eifersucht um oder bist du eifersüchtig oder wie ehrlich möchtest du sein, ist es schon wichtig, erstmal vielleicht tief ein- und auszuatmen und bei mir anzukommen und in mich hineinzuhorchen, was da gerade bei mir passiert und mir einen Moment Zeit zu nehmen, um dann erst eine Antwort zu geben und zu überlegen, wie ehrlich möchte ich sein? Also möchte ich das, was ich denke, einfach ausplaudern oder möchte ich bemerken, was ich denke und daraus ein Statement formulieren, mit dem mein Gegenüber wohlwollend, wertschätzend und achtsam umgehen kann. Also Ehrlichkeit beginnt in mir und beginnt in mir. In meiner klaren Sicht auf mich, die ja in unserer Gesellschaft leider häufig total verfärbt ist von, also die meisten Menschen reden am schlechtesten über sich selbst und Ehrlichkeit bedeutet auch einen neutralen Blick auf mich haben zu können. Und so weit das geht. Es gibt sicherlich Phasen im Leben, wo das nicht so einfach ist und wo ich irgendwie in Selbsthast versinke und dann fallen mir andere Dinge auf natürlich, als wenn ich mich gerade total lieb habe. Und deswegen erfordert Ehrlichkeit Mut und Stärke erstmal mit sich selbst und dann auch eine gewisse Art von Selbstmacht. Fähigkeit einzuschätzen, wie die Situation ist, was mein Gegenüber braucht, sich wünscht. Da auch die Unterscheidung, was brauche ich, was wünsche ich, was braucht mein Gegenüber, was wünscht sich mein Gegenüber. Und auch die Fähigkeit, sich Dinge zu trauen, auszusprechen, obwohl ich vielleicht weiß, dass es für mein Gegenüber schwierig sein könnte. Wie das geht, da kommen wir noch in ganz vielen anderen Folgen drauf. Aber der erste Schritt von Ehrlichkeit bedeutet eben, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Genau, also Ehrlichkeit gegenüber sich selber ist der Beginn und der ist schwierig, aber auch definitiv nötig. Und bei der Ehrlichkeit mit sich selbst darf ich bedenken, dass jede Person um sich selbst willen geliebt werden will. Also ich meine, wir reden hier über Beziehung. Eine Beziehung bringt mir ja nichts, wenn ich mich verstelle und ja eigentlich gar nicht ich geliebt werde, sondern ein Bild von mir. Und deswegen, also das ist das Ziel eigentlich von jeder Beziehung, dass die Person um ihrer Selbstwillen geliebt wird. Und gleichzeitig ist es aber so, dass in Beziehungen, gerade wenn sich Menschen neu kennenlernen, die Menschen sich verstellen, gerade am Anfang. Und dass es eine Weile dauert, bis dann die Person wirklich sich selbst zeigt, was schwierig auf unterschiedlichen Ebenen ist. Nämlich einerseits sorgt das dafür, dass ein Beziehungsbeginn einfach unfassbar anstrengend ist. und andererseits führt das natürlich auch beide Personen aufs Glatteis, weil sie sich in jemanden verlieben oder verliebt haben, der diese Person gar nicht ist. Und warum passiert das? Natürlich aus Angst, weil wir alle vermutlich irgendwie eingetrichtert bekommen haben, dass Teile von uns nicht okay sind und dass wir sie deswegen verstecken müssen. Der Witz an der Sache ist, dass viele Menschen unterschiedliche Dinge verstecken und es manchmal tatsächlich so ist, dass Sachen verlieben, versteckt werden, die der andere ganz wunderbar findet. Und ja, deswegen kann ich da jeden nur zu ermutigen, das nicht zu tun, aber das ist natürlich leichter gesagt als getan. Allerdings gibt es natürlich gute Gründe, am Anfang einer Beziehung nicht komplett zu tun, offen zu machen und mich nicht komplett offen zu zeigen. Denn wenn wir Menschen neu kennenlernen, sollte es durchaus eine Phase geben, wo ich so eine Art innere Mauern noch aufgebaut habe, inneren Schutz noch aufgebaut habe. Nicht, weil ich davon ausgehe, dass Menschen Arschlöcher sind. Im Gegenteil. Ich glaube, dass es sehr wenige Arschlöcher auf der Welt gibt, sondern auch, Dass wir einfach alle sehr verletzlich sind, verletzt wurden und deswegen manchmal Verhaltensweisen und Strategien an den Tag legen, die anderen Menschen nicht gut tun können. Und da kommt es eben auch darauf an, was für ein Mensch mir gegenübersteht. Das heißt, diese Mauer ist durchaus auch gut dafür zu gucken, was für ein Mensch mann. geht da mit mir um, auf welche Weise und kann ich das gut ab? Das heißt, ich postuliere hier nicht, zeig dich von der ersten Sekunde ganz pur und zart und weich, wie du bist und mach auf, denn dann ist die Chance natürlich höher, verletzt zu werden. Gleichzeitig die Idee im Kopf zu haben, dass ich okay bin, wie ich bin und ich manche Dinge vielleicht nicht zeigen möchte, weil ich da keinen Bock drauf habe. Was aber nicht heißt, dass diese Sachen, die ich nicht zeige, blöd sind, sondern dass ich die meinem Gegenüber gerade nicht gönnen möchte, weil ich nicht weiß, ob sie dort gut aufgehoben sind. Also verstehst du, die Intention dahinter ist eine andere. Wenn ich mich zurücknehme, weil ich denke, ich bin falsch, Und ich muss den anderen erstmal gewinnen, bevor ich mich wirklich zeigen kann. Ist das was anderes, als wenn ich verschiedene Dinge nicht zeige aus Selbstschutz und auch aus Schutz dem anderen gegenüber, denn auch der andere ist natürlich ein verletzliches Wesen. Grundsätzlich ist es aber so, wenn ich sehr früh in einer Beziehung mich zeige, dann habe ich eine höhere Chance, dass die Beziehung auch länger hält. Und was heißt das, mich zeigen? Das heißt, dass ich versuche, mich selbst zu leben, soweit wie es geht. Mir ist natürlich schon klar, dass es gewisse gesellschaftliche Konventionen gibt, die zu Irritationen führen, wenn ich sie am Anfang nicht beachte. Also zum Beispiel, wenn ich eine Person ganz neu kennenlerne und ihr um den Hals falle und einen dicken Schmatzer auf die Wange gebe, weil das nun mal ich bin, dann wird das vermutlich zu Irritationen führen. Also es gibt schon ein bestimmtes Verhalten, was ich anpassen darf. damit einfach das Zusammensein irgendwie gut gelebt werden kann. Es könnte aber durchaus auch so laufen, dass ich ab dem zweiten oder dritten Treffen das durchaus thematisiere und sage, du sag mal, ich bin eigentlich jemand, der gern drückt. Wie ist es? Hast du Lust auf eine Umarmung? Und wenn dann ein Nein kommt, auch durchaus dankbar, mit diesem Nein umzugehen und zu sagen, hey, wie schön, dass du dich traust, mir das zu sagen. Das ist ein großes Kompliment für unsere Beziehung. Ja. Und das bringt mich zu meinem zweiten Punkt. Ehrlichkeit, gerade von den unangenehmen Sachen, schafft Nähe. Wenn ich mich zeige, wenn ich mich öffne, wenn ich sage, was mich bewegt, was ich brauche, was ich mir wünsche, dann schafft das Verbindung. Und alles, was ich runterschlucke, wo ich denke, oh, das war aber nicht so schön oder oh, das war so niedlich, aber ich traue mich nicht, das zu sagen, weil sonst denkt der komische Dinge von mir. All das trennt. Also gar nicht, dass das eine Trennung von einer Beziehung hervorruft, sondern das trennt einfach die beiden Menschen, weil einfach die Verbindung nicht aufgebaut werden kann. Also Ehrlichkeit schafft echte Nähe und Vertrauen und nicht geteilte Emotionen und Themen schaffen Abstand. Das ist einfach, das ist nicht schlimm, dass das so ist und das heißt nicht, dass ich immer alles sagen muss, nur ich sollte mir bewusst darüber sein, dass wenn ich Verbindung will, Ehrlichkeit zu großen Teilen dazugehört, weil Ehrlichkeit Verbindung schafft und die Verbindung auch festigt. Und denn wenn ich die Landkarte meines Gegenübers gut kenne, wenn ich weiß, was diese Person erwartet und gern hat und nicht gern hat und so, dann kann ich natürlich mein Verhalten an den Stellen anpassen, wo es mir egal ist, wie ich mich verhalte. Also wenn es mir egal ist, ob ich auf dem linken oder rechten Gartenstuhl sitze, meinem Gegenüber, das aber nicht egal ist, dann kann ich mir mein Verhalten anpassen, wenn ich möchte. Aber das kann ich nur, wenn ich das weiß. Wenn eine andere Person sich nicht traut, mir das zu sagen, weil sie denkt, um Gottes Willen, das ist doch eigentlich egal, das darf ich nicht sagen, dass mir der viel besser gefällt, dann gibt es keine Möglichkeit, die Bedürfnisse der anderen Person so einzubauen, wie sich das für eine gute Beziehung richtig anfühlt, meiner Meinung nach. Okay, mein nächster Punkt ist genau der, den ich gerade gemacht habe, nämlich nur wenn ich weiß, was in den anderen Personen vorgeht, kann ich ordentlichen Umgang mit Bedürfnissen haben. Also wenn ich weiß... dass meinem Gegenüber das etwas ausmacht, wenn ich meinen besten Freund öffentlich auf einer Party am Arm berühre, weil ich ihn so sehr mag. Nur dann kann ich auch überlegen, wie ich mit dieser Idee umgehen will. Ob ich das sein lasse, ob ich vielleicht, keine Ahnung, statt an der Schulter an der Hand berühre oder andersrum. Ich kann das alles nur dann bedenken, wenn ich auch die Informationen dazu habe. Ich sage immer, ich kann den Preis eines Hauses nur dann verhandeln, wenn ich alle Details kenne. Und nichts anderes ist es ja. Wir verhandeln über die Bedürfnisse in jeder Beziehung, denn es gibt jeden Tag hunderte von Konflikten zwischenmenschlich und die können gelöst werden, indem ich gut verhandle. Aber ich kann nur dann gut verhandeln, wenn ich alle Details kenne, weil sonst fühle ich mich hinterher betrogen. Und sonst gibt es hinterher Missverständnisse und die wollen wir ja vermeiden, weil das fühlt sich anstrengend an und gibt neue Konflikte. Also ein ehrlicher Umgang mit dem, was in jeder Person vor sich geht, hilft auf Bedürfnisse einzugehen. Das ist einfach essentiell wichtig. Und ein weiterer Punkt, der mir bei Eiligkeit immer wieder einfällt, ist ohne ein ehrliches Nein. Mit Hintergrundinformationen natürlich gibt es kein ehrliches Ja. Also ich habe gerade das Beispiel von der Umarmung genannt und habe gesagt, ich bin dankbar, dass ich ein Nein bekommen habe. Ich bin dankbar, dass ich abgewiesen wurde. Das ist vielleicht für manche Leute irgendwie, oder abgewiesen werden, fühlt sich doch schrecklich an und das stimmt an vielen Stellen auch. Warum fühlt es sich schrecklich an, weil unsere Gesellschaft uns gelehrt hat, dass es an uns liegt, wenn wir abgelehnt werden? Das ist aber natürlich Quatsch. Wenn ein Paar sich trifft und eine Person zum Beispiel Online-Dating und eine Person sagt, für mich passt das nicht, heißt es genau das. Nicht du bist doof, du machst was falsch, du hast was Falsches, sondern ich suche andere Dinge. Also die Person, die Nein sagt, sagt im Grunde genommen Ja zu sich selbst und nicht Nein zu der anderen Person. Das heißt, wenn jemand zu mir sagt, ich möchte dich jetzt gerade nicht umarmen, heißt das nicht, du bist doof, ich mag keinen Klopperkontakt mit dir, ich finde deine Haut eklig oder sonst irgendwas, sondern das heißt einfach jetzt gerade fühle ich mich damit nicht komfortabel. Es kann auch daran liegen, dass ich nicht geduscht habe und vielleicht das Gefühl habe, ich stinke, weil ich gerade auf dem Fahrrad gefahren bin. Es kann 100 Gründe haben, die vermutlich mit dem Gegenüber gar nichts zu tun haben. Und nur wenn ich mich darauf verlassen kann, dass ein Nein kommt und ab und zu auch mal ein Nein höre, zählt auch ein Ja als ehrliches Ja. Weil wenn ich immer ein Ja höre von meinem Gegenüber, dann weiß ich ja gar nicht, wann das ehrlich ist. Ja und dann fangen nämlich diese typischen vorauseilende gehorsame Diskussionen und Tänze an, die für viele Beziehungen wirklich so schlimm sind. Ich nenne da mein Lieblingsbeispiel von dem alten Ehepaar, das mit 90 am Frühstückstisch feststellt, dass er jahrzehntelang die Unterhälfte gegessen hat, obwohl er die Oberhälfte essen wollte. Und genau andersrum. Sie wollte gerne die Unterhälfte essen, hat die Oberhälfte gegessen, weil sie sich gegenseitig aus lauter Höflichkeit immer die vermeintlich bessere Brötchenhälfte angeboten haben und nicht gesagt haben, dass sie eigentlich lieber die Ober- bzw. Unterhälfte hätten. Also ganz tragisch und das ist ganz häufig so, dass die Leute sich nicht trauen, ehrlich zu sagen, was sie brauchen. Und dann denken, das ist das Gute, also schenke ich das Gute, ohne zu wissen, ob das Gute für den anderen auch das Gute ist. Denn es gibt im Zwischenmenschlichen eigentlich kein richtig oder falsch oder gut oder schlecht, was allgemeingültig ist. Für die meisten ist Erdbeermarmelade wahrscheinlich super und andere Leute kräuseln sich die Zehennägel hoch. Und so ähnlich ist es im Grunde genommen mit allem, was zwischenmenschlich ist. Bei allem, wo es eine Meinung zugeben kann. gibt es die auch und zwar sehr unterschiedlich. Und deswegen, wenn ich davon ausgehe, dass ich meinem Gegenüber was Gutes tue, ohne vorher abzufragen, was eigentlich das Gute für ihn oder sie ist, dann geht das oft schief. Genau, also mein Punkt war, ohne ein ehrliches Nein, mit Hintergrundinformationen gibt es kein ehrliches Ja. Mit Hintergrundinformationen, damit meine ich, Wenn zum Beispiel jemand fragt, du, ich hätte voll Lust, dich zur Begrüßung zum Arm und die andere Person sagt einfach nein, dann kann das schon durchaus als Zurückweisung angenommen werden oder dann fühlt sich es oft so an. Wenn die Person aber sagt, du weißt, ich komme gerade vom Sport und das wäre mir heute nicht so recht. Oder ich bin gerade etwas nervös, wir sehen uns heute das zweite Mal, vielleicht machen wir es erst beim dritten oder vierten Date. Also wenn einfach wirklich aufgemacht wird, was eigentlich das Problem ist, dann wird oft auch klar, dass eigentlich gar nicht die abgewiesene Person das Problem ist. ... sondern dass es ganz viele andere Dinge gibt, die es zu bedenken gibt. Also, zusammenfassend. Beidseitige Ehrlichkeit ist die Basis einer guten Beziehung, neben anderen Punkten. Das heißt nicht, dass man immer alles ohne Rücksicht auf Gefühle aussprechen sollte. Und ich verweise hier nochmal auf das Konzept radikale Ehrlichkeit, wo es definitiv eine eigene Folge zu geben wird... Es geht bei Ehrlichkeit und Transparenz nicht unbedingt darum, immer alles auszusprechen. Aber wenn eine Person mich fragt, dann sollte ich auf jeden Fall so ehrlich antworten wie möglich, ohne Wissen preiszugeben, dass ich nicht preisgeben möchte. Da geht es um achtsame und wertschätzende Kommunikation, für die es viele eigene Folgen geben wird. Nur Lügen schafft auf jeden Fall nichts. Keine Verbindung trennt und kann natürlich im Zweifelsfall auch für Misstrauen sorgen, was definitiv in einer Beziehung ungünstig ist. Außerdem bin ich darauf eingegangen, wie der Anfang einer Beziehung gestaltet werden kann. Vermutlich möchtest du um deiner selbst willen geliebt werden. Also zeig dich, trau dich, dich selbst zuzumuten und zwar unter Berücksichtigung deines Selbstschutzes. Außerdem habe ich darüber gesprochen, dass nicht geteilte Informationen immer auch die Beziehung teilen, also dass nicht geteilte Informationen, Emotionen, Ansichten dafür sorgen, dass eine gewisse Form von Trennung entsteht. Ein weiterer Punkt war, dass das Wissen über das Innenleben und die Meinungen einer jeden Person helfen, dass jede Person auch das bekommt, was sie braucht. Denn nur wenn ich weiß, was ich brauche, mir wünsche, was die andere Person braucht und sich wünscht, kann ich entsprechend verhandeln und darauf eingehen. Außerdem habe ich darüber gesprochen, dass es ohne ein ehrliches Nein mit Hintergrundinformationen natürlich kein ehrliches Ja gibt. Also feiert euer Nein. Akzeptiert es nicht nur, sondern feiert es und seid euch bewusst, dass ein Nein zu euch eigentlich kein Nein zu euch, sondern ein Ja für die jeweilige Person ist. Du bist meistens nicht der Grund dafür, dass die andere Person sich gegen dich entscheidet. Es gibt tausend andere Faktoren und du bist nicht falsch. Es wird einfach eine andere Person geben oder auch ganz viele, die das nicht. was dich vereint, was du an Eigenschaften hast, ganz zauberhaft finden. Also nimm es nicht persönlich und geh zum nächsten Menschen, der dich wertschätzt mit allem, was du bist. Mit allem. Und als letztes nochmal ganz, ganz, ganz wichtig. Es gibt im Zwischenmenschlichen kein generelles Gut, Schlecht, Richtig oder Falsch. Das ist immer alles Ansichtssache. Und das ist auch gut so. Aber genau deswegen müssen wir anfangen, ehrlich zu sein, weil sonst tappen wir die ganze Zeit im Dunkeln und agieren im vorauseilenden Gehorsam und bekommen einfach überhaupt nie das, was wir wollen. Schön, dass du bei der heutigen Folge dabei warst. Wir freuen uns, wenn du etwas Wertvolles mitnehmen konntest. Vielleicht magst du es dir kurz notieren? Was hat dich bewegt? Gab es einen Aha-Moment? Möchtest du etwas vom Gesagten umsetzen? Möchtest du uns dazu etwas mitteilen? Dann schreib uns unter podcast.sonjajoenglin.de oder auf Instagram at MoPoCo-podcast. Wir sind total dankbar, wenn du uns Hinweise oder Tipps gibst, die den Podcast verbessern oder meine Arbeit ergänzen können. Und wir sind dankbar, wenn du uns unterstützt, finanziell oder ganz praktisch. und wenn du uns weiterempfiehlst. Alle Infos dazu findest du unter mono-poly-co.letscast.fm Und wir freuen uns, wenn du ganz viel Wohlwollen in die Welt und in dein Herz trägst. Denn jede Person darf fühlen, was sie fühlt Und hat gute Gründe für alles, was sie tut. Also begegne jeder Person mit Wohlwollen, auch ganz besonders dir. Lass uns die Welt liebevoller und verständnisvoller machen. Bis zum nächsten Mal. Bis zum nächsten Mal.

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